Alles Ist Ewig
Gefangenen freizulassen, drängte sich eine Frau durch die Menge und half Iain auf die Beine.
»Du hast es gehört! Pfeif deine Schläger zurück, Bruce, du mieser kleiner Scheißkerl.« Die Wangen der Frau waren eingefallen und unter ihren fiebrig glänzenden Augen gruben sich tiefe Ringe in die Haut. Sie wirkte krank, unterernährt – und trotzdem auf eigenartige Weise schön. Haven brauchte einen Moment, bis sie Padma Singh erkannte.
»Alles, was Iain Morrow gesagt hat, ist die Wahrheit«, informierte sie die Gäste. »Obwohl ich mir sicher bin, dass das für die meisten von Ihnen keinen Unterschied machen wird. Nun, bitte sehr, aber das Folgende ist eine Tatsache, die keiner von Ihnen ignorieren kann. Adam Rosier mag diese Organisation leiten, aber ich war fünf lange Jahre lang die Präsidentin der Ouroboros-Gesellschaft. Ich habe persönlich Ihre Konten überwacht. Ich kenne jeden einzelnen von Ihnen, und ich weiß genau, was Sie alle getrieben haben.«
Padma pickte sich einen beleibten, akademisch aussehenden Mann aus der Menge. »Ich weiß zum Beispiel, wie überaus hilfsbereit dieser Herr gegenüber jungen Mädchen ist, die sich ein paar Extrapunkte verdienen wollen. Weiß Ihre Frau eigentlich, was für ein Menschenfreund Sie sind, Winthrop?« Padma wandte sich dem nächsten Gast zu, dem Moderator einer morgendlichen Nachrichtensendung. »Ich weiß genau, wie viel Kokain dieser rechtschaffene Bürger braucht, um jeden Morgen seine Arbeit zu machen.« Sie ging weiter zu dem Mafia-Anwalt. »Und ich weiß außerdem, dass unser lieber Bruce hier sein Leben als Frau begonnen hat. Nichts, wofür man sich schämen müsste, aber ich könnte mir vorstellen, dass seine Gangsterkumpels doch ein bisschen überrascht sein werden. Und was den Rest von Ihnen angeht, ich kenne jedes Ihrer schmutzigsten Geheimnisse. Ich weiß, wer von Ihnen seinen Körper für ein paar Punkte verkauft hat. Ich weiß, wer von Ihnen Steuern hinterzieht. Ich weiß, wer von Ihnen buchstäblich die eine oder andere Leiche im Keller hat. Ich habe meine Akten ziemlich sorgfältig geführt, als ich noch Präsidentin war. Und ich habe sie noch, jede einzelne.«
»Ja, Padma, das Punktesystem ist während deiner Präsidentschaftszeit tatsächlich missbraucht worden«, bemerkte Adam. »Aber in der Ouroboros-Gesellschaft wird sich bald einiges ändern.«
»Spar dir das für jemanden auf, der es dir tatsächlich abnimmt, Adam.« Padma blieb vor Haven stehen. »Du und ich wissen beide, was für schmutzige Geschäfte hier gemacht wurden. Das eine oder andere Mitglied ist über die Jahre einfach verschwunden – und ich könnte der Polizei genau sagen, wo ihre Leichen verbuddelt sind. Es gibt immer noch eine ganze Menge Polizisten in dieser Stadt, die nicht zu deiner Gesellschaft gehören. Und ich bezweifle, dass die so nachsichtig mit dir sein werden, Adam, wie deine neue Freundin es zu sein scheint.«
»Lass sie da raus, sonst …«, sagte Adam böse.
»Sonst was, Adam? Wenn mir irgendwas zustößt – oder im Übrigen auch Iain –, oder vielleicht auch, wenn mir einfach mal ein wenig langweilig sein sollte, werden alle meine Akten an die Öffentlichkeit gelangen. Und dann ist dein kleiner Club hier am Ende.«
»Was willst du?«
»Wie wär’s, wenn ich dir einfach eine kleine Rechnung ausstelle?«, erwiderte Padma mit einem hämischen Grinsen. Dann packte sie Iain beim Ärmel seines Anzugs und zog ihn mit sich zum Ausgang.
Havens Erleichterung hielt nicht lange an. Iain war in Sicherheit, aber Beau war es nicht. Sie drehte sich zu dem Mann neben sich um. »Es tut mir leid, Adam. Aber ich muss gehen.«
»Jetzt? Mit Iain ?« Adam schien die hochrangigen Mitglieder gar nicht zu bemerken, die sich um sie versammelt hatten.
»Ist das, was Padma gesagt hat, wahr?«, verlangte ein Mann zu wissen. »Besitzt sie Akten über uns alle?«
»Warum durften sie und Iain Morrow am Leben bleiben?«, fragte eine Frau.
»Was wollen Sie jetzt unternehmen, Adam?«
Doch Adam hörte nicht zu. Er wartete auf Havens Antwort. »Nein, ich gehe nicht mit Iain. Ich habe rausgefunden, wo Beau ist. Ich muss ihn retten, bevor es zu spät ist.«
»Ich komme mit.«
»Das kannst du nicht«, wehrte Haven ab. »Du musst hierbleiben und diese Angelegenheit klären.«
»Das, was Iain gesagt hat, war eine Lüge, Haven«, sagte er. »Die OG ist mir gleichgültig. Ich liebe dich . Bitte, lass mich dir helfen.«
»Du musst hierbleiben«, wiederholte Haven. »Du kannst
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