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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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Mitgliedschaftseinladung bekommen würden. Und wie es mit denjenigen weitergehen würde, die sie annahmen.
    »Entschuldigen Sie? Entschuldigen Sie, Miss?« Die Stimme des Rezeptionisten war schneidend und hart an der Grenze zur Unhöflichkeit.
    »Was?« Haven fuhr zu dem wieselgesichtigen Mann herum, der, ein Klemmbrett an die Brust gepresst, hinter ihr stand. »Ja?«, versuchte sie es noch einmal, diesmal mit etwas sanfterer Stimme und einem Lächeln. Sie war schon den ganzen Morgen ziemlich kribbelig gewesen. Auf dem Weg in die Stadt hatte ein Nervositätsschub beinahe dazu geführt, dass Haven im Taxi das Frühstück wieder hochgekommen wäre.
    »Haben Sie einen …« Der Rezeptionist verstummte abrupt, als Haven ihre Mütze abnahm. Sie griff sich ins Haar. Es musste ja fürchterlich aussehen, wenn es jemandem so die Sprache verschlug. »Oh. Sie sind das«, fügte der Mann dann ehrfürchtig hinzu. Haven warf einen Blick über die Schulter, sicher, dass er jemand anderen meinen musste. Aber die einzige Person hinter ihr war ein neunjähriger Junge, der seinem Aufpasser entwischt war und auf den Ausgang zurannte.
    »Jeremiah!« Eine Frau sprintete hinter dem Jungen her und packte ihn beim Arm, bevor er die Tür erreicht hatte.
    »Kennen wir uns?«, fragte Haven den Rezeptionisten.
    Der Mann zog eine nervöse Grimasse und fummelte an seinem Klemmbrett herum. »Bitte warten Sie doch kurz hier, Miss Moore«, flehte er beinahe. »Es dauert nur einen Moment.«
    Haven beobachtete, wie der Mann zurück hinter seinen Schreibtisch eilte und nach dem Telefon griff. Sie konnte seine Worte nicht verstehen, aber die Wirkung setzte sofort ein. Haven hörte, wie im zweiten Stock eine Tür geöffnet wurde, und dann Schritte auf der Treppe. Wenig später stand Adam Rosier vor ihr. Er trug seine gewohnte breitrandige schwarze Brille, eine schmale schwarze Hose und einen Pullover. Seine Kleidung sah lässig, cool und astronomisch teuer aus.
    »Haven, du bist zurück!«, rief Adam mit einem Lächeln, das ein kleines bisschen zu breit wirkte. Abgesehen davon wies nichts in seinem gut aussehenden Gesicht darauf hin, dass er irgendetwas anderes als ein Mensch sein könnte. Es war schwer vorstellbar, dass er das Monster sein sollte, das Phoebe den Magos nannte – verantwortlich für zahllose Tote, Katastrophen und willkürliche Grausamkeit.
    »Ja.« Haven fühlte sich schon jetzt ein wenig benebelt in seiner Gegenwart. Nur mit Mühe konnte sie sich an den Text erinnern, den sie sich zurechtgelegt hatte. »Ich muss mit dir reden. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Natürlich«, erwiderte Adam. »Sollen wir einen Spaziergang machen? Ich könnte etwas frische Luft vertragen.«
    »Ja«, willigte Haven ein und hoffte, dass sie durch die Kälte draußen wieder einen klaren Kopf bekommen würde. »Das ist eine gute Idee.«
    Als sie zur Tür gingen, riss sich der kleine Junge, der eben wegzulaufen versucht hatte, von seiner Mutter los. Mit einer blitzschnellen Bewegung packte Adam das Kind am Pulloverkragen und hielt es zurück.
    »Hallo.« Adam hockte sich hin, um dem erschrockenen kleinen Jungen ins Gesicht zu sehen. »Wo willst du denn hin?« Bei den meisten Erwachsenen hätte diese Frage gönnerhaft geklungen. Adam dagegen schien ehrlich interessiert.
    »Nach draußen.« Das völlig verschüchterte Kind atmete heftig, doch seine Augen waren fest auf Adams Gesicht gerichtet.
    »Vielen Dank, dass Sie meinen Sohn aufgehalten haben!« Nun hatte auch die verlegene Mutter des Jungen sie erreicht. Sie war älter als die meisten anderen Eltern und ihr Auftreten wie auch ihre Kleidung zeugten davon, dass sie einmal eine geachtete Persönlichkeit gewesen war. Erst ein Kind hatte sie Bescheidenheit gelehrt. »Jeremiah ist im Moment eine solche Plage!«
    »Gar kein Problem.« Adam sah nicht zu der Frau auf. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf dem Jungen. »Und was ist da draußen, dass du so gern dort hinwillst?«
    »Vögel«, antwortete der kleine Junge. Seine Atmung hatte sich beruhigt, vielleicht aus Dankbarkeit, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihn ernst nahm. »Ich glaube, ich habe im Park eine Dreizehenmöwe gesehen. Die sind ganz selten, wissen Sie?«
    »Verstehe. Hast du dich schon immer so für Vögel interessiert, Jeremiah?«
    Die Mutter des Jungen öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Adam hob einen Finger an den Mund.
    »Jeremiah?«, wiederholte er.
    »Beim Vögelbeobachten komme ich zur Ruhe.«
    »Dann musst du ein sehr stressiges

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