Alles Ist Ewig
über ihn zu haben – in einem Maß, das sie selbst überraschte.
»Ich habe ein paar finanzielle Probleme. Du hast wahrscheinlich gehört, dass ich Iain Morrows Vermögen geerbt habe?«
Adam blinzelte, als Iains Name fiel. »Ja«, sagte er nur.
»Nun ja, ich hab es wieder verloren. Seine Mutter wirft mir vor, sein Testament gefälscht zu haben. Alle meine Konten wurden gesperrt.«
»Das kann ich auch in Ordnung bringen«, sagte Adam. »Ich kannte Virginia Morrow. Das wird kein Problem sein.«
»Woher kennst du denn Virginia Morrow?«, fragte Haven und gab sich Mühe, die Frage nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen. Doch die wahre Bedeutung ihrer Worte blieb Adam nicht verborgen.
»Ich kannte Virginia«, korrigierte er Haven. »Sie war in den frühen Neunzigerjahren für kurze Zeit Mitglied der OG. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen. Aber wie es aussieht, hat sie sich seitdem kein bisschen verändert. Wenn sie dir Schwierigkeiten macht, kann ich dafür sorgen, dass das ein Ende hat.«
Sein Angebot war verlockend. Virginia Morrow hätte jede Strafe verdient, die Adam sich für sie ausdenken könnte. »Danke«, zwang Haven sich zu sagen. »Doch darum geht es mir gar nicht. Was ich viel dringender brauche, ist eine Unterkunft, während ich hier bin und nach Beau suche.«
»Du möchtest, dass ich dir eine Unterkunft besorge?« Adam schien sicher zu sein, dass er sich verhört hatte. Als Haven nickte, blieb seine Miene unverändert, aber seine dunklen Augen leuchteten. »Das kommt ziemlich unerwartet. Ich hätte nie geglaubt, dass du eines Tages einfach so zu mir – nach New York – zurückkehren würdest.«
Havens Herz hatte wieder angefangen zu rasen, dennoch spielte sie ihre Rolle perfekt. Sie spürte, wie ihr sogar Tränen in die Augen traten. »Ich bin allein und pleite und mein bester Freund wird vermisst. Ich habe niemanden, an den ich mich wenden könnte.«
»Also benutzt du mich«, bemerkte Adam.
»Nein! So ist es nicht …«
»Doch – aber das ist schon in Ordnung. Immerhin ist es ein Anfang, nicht wahr? Ich kümmere mich gern um dich, Haven. Etwas anderes habe ich nie gewollt. Ich weiß, ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber ich werde tun, was ich kann, um dir zu helfen.«
Havens Erleichterung war so groß, dass das Lächeln, mit dem sie Adam nun anblickte, beinahe aufrichtig war.
»Ich werde dir eine Suite im Gramercy Gardens reservieren lassen«, fügte er hinzu und lief nun weiter über den Kiesweg durch den Park. Er wirkte entspannter, weniger misstrauisch. »Du kannst einchecken, sobald du willst. Und ich werde ein Bankkonto auf deinen Namen eröffnen.«
»Das musst du nicht. Ich brauche kein Geld«, wehrte Haven ab. »Und auch keine teure Suite. Ich brauche nur einen Platz zum Schlafen. Ich kann auf alles verzichten, nur nicht auf ein Bett.«
»Da sieht man’s mal, dein dringendstes Bedürfnis ist für mich der größte Luxus«, sinnierte Adam. »Schlaf ist das Einzige, was ich mir nicht leisten kann.«
Haven dachte an ihren letzten Besuch in Adams Haus, einem uralten Gebäude in der Water Street. Die meisten Zimmer waren leer gewesen. Sie erinnerte sich, eine Wand voll mit Marta Vegas Katastrophenbildern gefunden zu haben. Und auch die Grube, auf die sie im Keller gestoßen waren, würde sie niemals vergessen. Aber es stimmte, sie konnte sich nicht entsinnen, irgendwo ein Bett gesehen zu haben.
»Du schläfst nicht?«, fragte sie.
»Ich habe keine Zeit dazu«, erwiderte Adam. »Es gibt einfach zu viel zu tun.«
»Isst du?«
Adam warf Haven aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Zuerst fürchtete sie, zu weit gegangen zu sein, er wirkte jedoch eher amüsiert. »Ich kann essen, aber ich habe selten Hunger. Das sind ziemlich seltsame Fragen, Haven. Versuchst du dir gerade darüber klarzuwerden, ob ich ein Mensch bin?«
»Ich bin nur neugierig. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.«
»Um die Wahrheit zu sagen, weiß ich selbst nicht genau, was ich bin. Das wusste ich noch nie. Die meiste Zeit über fühle ich ziemlich wenig. Hunger oder Erschöpfung kenne ich nicht. Ich habe nie irgendwelche Bedürfnisse oder Wünsche. Das ändert sich nur, wenn du bei mir bist. In deiner Gegenwart werde ich lebendig. Dann fühle ich etwas. Und es macht nichts, dass das meiste davon schmerzhaft ist. Zumindest im Augenblick ist das besser als gar nichts.«
»Ich verursache dir Schmerz?« Haven verlangsamte ihren Schritt. Sie konnte sie sehen, als er
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