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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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sind alle neun Jahre alt.«
    »Warum ausgerechnet neun?«
    Adam lächelte, als wäre er plötzlich verlegen. »Ich glaube, die Zahl hat einfach eine sentimentale Bedeutung für mich. Du warst neun, als ich dich in diesem Leben gefunden habe. Um ehrlich zu sein, hast du mich sogar auf die Idee mit den Kindern gebracht.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte Haven trocken. »Wie ich gehört habe, hast du eine Schule für deine Nachwuchsmitglieder gegründet?«
    »Genau. Was Bildung angeht, haben sie natürlich ganz besondere Bedürfnisse«, erklärte Adam. »Die meisten würden sich in normalen Schulen nur langweilen. Man kann von einem Kind, das früher einmal Spaceshuttles konstruiert hat, nicht verlangen, dass es einem Lehrer zuhört, der über schriftliches Dividieren oder Rechtschreibung doziert. Das wäre geradezu grausam. Aber warum fragst du? Ich dachte immer, du würdest dich nicht sonderlich für Kinder interessieren – oder gar für Schule.«
    »Tue ich auch nicht«, antwortete Haven. »Ich versuche nur, ein bisschen Small Talk zu machen.«
    »Ah. Verstehe.«
    Das Gespräch versiegte, und Haven tat so, als würde sie den tristen Park um sie herum bewundern, während sie überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte. Die Äste waren kahl und das Gras braun. Unter den Bäumen lag teilweise immer noch Schnee. Alles wirkte kleiner, begrenzter. Ein ganz eigener Geruch stieg vom Boden auf – nach Dingen, die selten mit Sonnenlicht in Berührung kamen, wie die Lamellen von Pilzen oder frisch ausgehobene Erde für ein Grab.
    Als sie an einem roten Backsteinhaus ein paar Gebäude von der Ouroboros-Gesellschaft entfernt vorbeikamen, spürte Haven plötzlich Panik in sich aufsteigen. Es war so leicht zu vergessen, dass der gut aussehende, charmante junge Mann an ihrer Seite für die grausamsten Verbrechen verantwortlich war, die sie sich nur vorstellen konnte. Aber das Backsteingebäude war ein unwiderlegbarer Beweis dafür. Die Dinge, die sie im Inneren dieses Hauses gesehen hatte, raubten ihr noch heute manchmal den Schlaf. Das oberste Stockwerk der Villa beherbergte, wie sie eines Tages herausgefunden hatte, eine Art Museum voller Andenken an Havens vergangene Leben. Adam hatte sie über die Jahrhunderte gesammelt. Dort gab es Kleider und Schmuck und mit der Zeit brüchig gewordene Fotografien. Und verborgen in ein paar Schubladen unter einer großen Glasvitrine sechs verweste Leichen. Es waren die Körper von Frauen, die Haven einst gewesen war – Frauen, die in Adams Falle getappt waren. Und wenn sie nicht vorsichtig war, lief sie Gefahr, dass auch sie sich zu ihnen gesellen würde.
    »Haven? Hörst du mir eigentlich zu?«
    Beim Klang von Adams Stimme fuhr sie zusammen. Hatte er ihre Gedanken gelesen?
    »Entschuldige«, sagte sie, überrascht, wie leicht es ihr fiel, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. »Ich habe gerade nach dem Vogel Ausschau gehalten, von dem der kleine Junge erzählt hat. Hattest du etwas gesagt?«
    »Nichts Wichtiges«, entgegnete Adam und blieb plötzlich mitten auf dem Weg stehen. Haven ging noch ein paar Schritte weiter, bevor es ihr auffiel. Als sie sich zu Adam umdrehte, sah sie, dass er die Arme verschränkt hatte und seine Miene geschäftsmäßig wirkte. Im Nachmittagslicht hatte seine blasse Haut einen leichten Blaustich, und seine Lippen waren dunkelrot. Es war eine eindrucksvolle Kombination, die Haven an Schwarz-weiß-Fotos denken ließ, die nachträglich von einem Künstler koloriert worden waren.
    »Ich wünschte, du wärst einfach meiner Gesellschaft wegen hier, Haven. Aber ich weiß, dass es nicht so ist. Warum wolltest du mich sprechen?«
    Haven, der ihr Auftrag wieder einfiel, spürte, wie ihre Angst verflog. »Beau ist immer noch nicht wieder aufgetaucht. Die Polizei sucht nach ihm, aber sie machen einfach keine Fortschritte. Ich habe über dein Angebot nachgedacht. Wenn es noch gilt, würde ich deine Hilfe wirklich gern in Anspruch nehmen.«
    »Du musst ja furchtbar besorgt sein, wenn du bereit bist, mich um Hilfe zu bitten« bemerkte Adam. »Sobald ich wieder in meinem Büro bin, werde ich ein paar Anrufe machen.«
    »Danke, das ist nett. Aber da ist noch was anderes. Ich bitte dich wirklich nicht gerne darum.«
    »Kein Problem. Sag mir, was es ist, und du sollst es haben.« Er gab ihr das Versprechen, ohne auch nur einen Moment zu zögern, und Haven wusste, was auch immer sie verlangen würde, Adam würde dafür sorgen, dass sie es bekam. Sie schien Macht

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