Alles Ist Ewig
gebracht.
»Du siehst umwerfend aus.« Adam stand auf, um sie zu begrüßen.
»Danke.« Haven wünschte, Adam würde nicht so auf ihr Kleid starren. Sein Blick war geradezu unanständig, und sie spürte, wie ihr langsam Röte ins Gesicht stieg. Er begehrte sie und hätte sie sich nehmen können, wann immer er wollte. Warum war er trotzdem bereit zu warten?
Schließlich hob er den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen, und sie fragte sich, ob er wohl ihre Gedanken gelesen hatte. »Komm mit«, sagte er mit dem Hauch eines Lächelns. Als er ihr die Hand auf den Rücken legte, um sie zu führen, konnte Haven seine eisige Berührung durch die Wolle ihres Kleids spüren, und ihr lief ein nicht unangenehmer Schauer über den Rücken. »Sie erwarten uns im Konferenzraum.«
Am Ende des Flurs öffnete Adam eine Tür, hinter der an einem langen Glastisch vier Männer und eine Frau saßen, die Hände in den Schößen. Sie waren alle zwischen Anfang vierzig und Ende fünfzig, abgehärtete Profis, und die Falten und Furchen in ihren Gesichtern zeugten von Jahrzehnten stressiger Arbeit. Trotzdem blickten alle dem jugendlich wirkenden Mann in Schwarz mit einer Mischung aus Respekt, Neugier und Angst entgegen.
»Meine Damen und Herren«, verkündete Adam, »das hier ist meine gute Freundin Haven Moore. Haven, ich möchte dir gern Gordon Williams vorstellen, Präsident der New Yorker Polizei.« Ein stattlicher Mann in einem Zweireiher erhob sich und gab Haven die Hand. »Commissioner Williams hat zwei seiner fähigsten Kollegen mitgebracht, Detective Harvey und Detective Hayes. Außerdem haben wir hier noch zwei Vertreter des FBI, die Agenten Jackson und Agnelli.« Adam zog einen Stuhl für Haven unter dem Tisch hervor, und sie setzte sich. »Sollen wir dann beginnen?«, fragte er in die Runde.
»Darf ich erst noch ein paar Worte sagen?«, fragte der Polizeipräsident.
»Natürlich«, erwiderte Adam.
»Vielen Dank.« Commissioner Williams sprach mit schwerem Brooklyn-Akzent, der für Havens Ohren herrlich kurios klang. »Ich möchte die anwesenden Vertreter des Polizeidienstes noch einmal daran erinnern, dass Sie aus Gründen der Diskretion ausgewählt wurden. Nichts von dem, was Sie gleich hören werden, darf jemals diesen Raum verlassen. Wenn irgendetwas durchsickert, werde ich den Verantwortlichen höchstpersönlich zur Rechenschaft ziehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Die anderen Gäste wechselten nervöse Blicke, und keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte.
»Habe ich mich klar ausgedrückt?«, wiederholte Gordon Williams.
»Ja«, sagte jemand.
»Gut. Nun, Miss Moore – dann schildern Sie uns doch einmal das Problem.«
Haven sah zu Adam hinüber, und er nickte ihr ermutigend zu. Plötzlich wurde ihr klar, dass seine Gäste überhaupt keine Ahnung hatten, worum es ging. Sie waren hergekommen, ohne zu wissen, ob sie ein Kätzchen aus der Kanalisation befreien oder die Stadt vor Terroristen beschützen sollten.
Haven räusperte sich. »Ein Freund von mir ist verschwunden. Die Polizei sucht seit fast einer Woche nach ihm, aber sie haben ihn noch nicht gefunden. Er ist von Nashville, Tennessee, aus hergeflogen …«
»Augenblick, bitte«, unterbrach Gordon Williams sie. Haven machte sich auf eine ordentliche Standpauke gefasst. Sie rechnete fest damit, dass er sagen würde, irgendeine vermisste Person sei die kostbare Zeit eines Polizeipräsidenten wohl kaum wert. Stattdessen aber zog er einen Bleistift und ein kleines Notizbuch aus der Innentasche seines Jacketts. »Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Miss Moore. Ich möchte mir nur gern ein paar Dinge notieren.«
Die Besprechung dauerte über zwei Stunden. Die Polizisten wollten alles über Beau wissen – von seiner Haarfarbe bis zur Militärkarriere seines Vaters. Haven lieferte ihnen so viele Informationen, wie sie nur konnte, während Commissioner Williams und seine Kollegen ernst nickten und sich fleißig Notizen machten. Als sie bei Beaus Entscheidung, nach New York zu fliegen, anlangte, merkte sie, wie einer der FBI-Agenten zusehends unruhiger wurde.
»Stimmt etwas nicht, Agent Jackson?«, fragte Adam schließlich. Ihm war das Verhalten des Mannes offenbar auch aufgefallen.
»Nun ja, ich möchte ja nicht unhöflich sein, Miss Moore«, wandte sich der Mann an Haven. »Ich weiß, Sie und Mr Decker kommen aus einer sehr kleinen Stadt und sind wahrscheinlich sehr behütet aufgewachsen. Aber wie konnten Sie zulassen, dass Ihr Freund sich mit einem
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