Alles Ist Ewig
bekommen.
»Möchtest du das wirklich wissen?« Adams Lächeln wirkte nun wieder etwas verschlagen.
»Unbedingt!«, erwiderte Haven.
»Dann komm mit.«
Adam führte sie aus dem Konferenzraum. Die Uhr im Eingangsbereich zeigte 18:12 an. Die Geschäftszeiten der Ouroboros-Gesellschaft waren vorüber, die Kinder verschwunden. An ihrer Stelle warteten dort drei elegant gekleidete junge Frauen. Eine kurvige Rothaarige mit einer riesigen Sonnenbrille sprang auf, sobald sie Adam sah, und eilte herüber, um ihn zu begrüßen.
»Hallo!« Die junge Frau kam so nah, als wollte sie Adam einen Kuss auf die Wange geben, bevor sie sich im letzten Moment besann und zurückzuckte, als wäre sie von einem unsichtbaren Energieschild abgeprallt.
»Guten Abend, Alex«, sagte Adam. »Bitte entschuldige, dass du warten musstest. Darf ich dich meiner Freundin Haven Moore vorstellen?«
Alex nahm ihre Sonnenbrille ab und entblößte ein Gesicht, das frisch abgeschminkt und unscheinbar wirkte. Trotzdem erkannte Haven sie sofort wieder. Dieses Gesicht hatte sie schon tausendmal gesehen. Wie so ziemlich jeder. Ohne Make-up hätte es das Gesicht eines ganz gewöhnlichen Cheerleaders aus dem Mittleren Westen sein können. Stattdessen aber gehörte es Alexandra Harbridge, einer der berühmtesten jungen Schauspielerinnen der Welt. Haven hatte das Gefühl, als würde sie gerade jemandem vorgestellt, dem sie schon ihr ganzes Leben lang heimlich nachspioniert hatte. Beau hatte Alex’ Karriere immer begierig verfolgt, seit das Mädchen im Alter von dreizehn Jahren ihr gefeiertes Filmdebüt gegeben hatte. Die Ansprüche der Kritiker hatte Alex nie erfüllt, und trotzdem war sie heute, mit neunzehn Jahren, ein Weltstar. Bei ungefähr der Hälfte aller romantischen Komödien, die Hollywood ausspuckte, wirkte sie als Hauptdarstellerin mit. Die meisten davon waren so schnulzig, dass Haven davon regelrecht schlecht wurde, aber Beau verschlang die Filme wie Karamellbonbons. Und in den letzten sechs Jahren hatte er Haven zuverlässig über Alex’ Beziehungskatastrophen, Blinddarm-Notoperationen, Gewichtsschwankungen und Modesünden auf dem Laufenden gehalten.
»Haven, das hier ist Alex Harbridge«, sagte Adam. »Sie war so nett, der Gesellschaft ihre Hilfe für die diesjährige Mitgliederakquise anzubieten.«
»Hallo«, krächzte Haven.
»Auch hallo! Tut mir echt leid, dass ich so reinplatze! Aber ich lasse nie eine Gelegenheit aus, Adams Freunde kennenzulernen. Er kennt wirklich die faszinierendsten Leute!« Alex hielt inne und biss sich auf die Lippe, dann grinste sie, als wollte sie im nächsten Moment etwas höchst Taktloses sagen. »Darf ich dich mal was Persönliches fragen? Wo hast du dieses Kleid her? Es ist mir sofort aufgefallen, als du in die Lobby gekommen bist. Würdest du mal …?« Alex ließ ihren Finger kreisen, und Haven brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass sie sie gerade darum gebeten hatte, sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Bei jedem anderen hätte die Geste wahrscheinlich unverschämt gewirkt, Alex aber ließ sie freundschaftlich und vertraut erscheinen.
»Ich hab es selbst entworfen«, sagte Haven und präsentierte ihr eigenes Kleid.
» Du hast das entworfen?«, keuchte das Mädchen. »Hast du ein eigenes Label? Wo ist dein Laden? Kann ich heute Abend mal vorbeikommen?«
»In New York habe ich keinen Laden«, erwiderte Haven. »Im Moment entwerfe ich nur Stücke für mich selbst.«
»Wie kannst du dem Rest der Welt so etwas vorenthalten? Das ist ja geradezu grausam !« Bei den wenigsten Menschen hätte diese Bemerkung natürlich gewirkt. Bei Alex schon, und in diesem Moment wurde Haven zum ersten Mal klar, was Beau an ihr so faszinierte. »Meinst du, ich könnte dich vielleicht überreden, mir auch mal was Winzigkleines zu schneidern?«
»Das würde ich wirklich gern, aber im Moment lebe ich aus dem Koffer«, sagte Haven. »Ich hab leider überhaupt kein Nähzeug dabei.«
»Na, wenn’s nur das ist! So ein bisschen Stoff und Garn werd ich dir ja wohl besorgen können. Sag einfach Ja, und ich lasse dir alles liefern, was du brauchst! Und ich bezahle dir, so viel du willst.«
Haven sah Alex an, dass sie kein Nein akzeptieren würde, und außerdem konnte sie ein bisschen Geld wirklich gut gebrauchen. »Was hättest du denn gern?«, fragte sie. »Nur für den Fall, dass ich Ja sagen sollte, meine ich.«
»Als Erstes ein Kleid, genauso eins wie das da«, verkündete Alex, bevor ihr eine noch bessere Idee
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