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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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hab keine Ahnung, was ich machen oder sagen oder dir noch glauben soll. Aber es gibt Sachen, wo ich von weiß. Ich weiß, dass ich älter bin und du nicht. Und ich gebe dir alles, was ich dir geben kann, mit den Händen und dem Herz. Ich hab dir alles gegeben, was in mir drin ist. Ich hab’s zusammengehalten und jeden Tag immer dran gearbeitet. Ich hab dich zum Grund gemacht, dass ich mach, was ich immer mach. Ich hab versucht, dir ein Heim zu geben, was nett ist und wo du dich wohl drin fühlst.
    Ich steck mir auch eine an und werf das Streichholz in die Spüle zu anderen Streichhölzern und Geschirr und einem Schwamm und sonstigem Kram.
    Mayfly, sag ich, mein Herz ist bis zum Mond und wieder zu dir zurück, aber ich bin achtundvierzig. Es wird Zeit, dass ich die Sachen nicht mehr einfach so an mir vorbeilaufen lass. Ich muss die Zeit nutzen, wo ich noch hab, und versuchen, dass sich alles richtig anfühlt. Ich muss versuchen, dass ich dasrichtig fühle. In mir drin brauch ich Sachen, wo du gar nichts mehr von sehen kannst, weil du in dir drin zu viele Sachen brauchst, die im Weg sind.
    Sie sagt nichts, und ich seh ihr Fenster und kann fühlen, dass sie weiß, dass ich Bescheid weiß, und sie rutscht auf meiner Liege rum. Sie zieht die Beine in so Shorts unter den Körper.
    Es ist doch echt egal, sag ich, was ich gesehen hab oder glaub, was ich gesehen hab. Darum geht’s nicht mehr. Ich weiß, ich bin älter und du nicht. Aber jetzt hab ich das Gefühl, alles geht von mir zu dir, und von dir kommt nichts zurück zu mir.
    Sie hat sich die Haare mit so Spangen unter die Baskenmütze gesteckt und das Kinn in die Hand gestützt, es ist früh, sie sieht aus, als würde sie in das saubere Licht rausträumen, das durch das nasse Fenster auf meine Liege fällt.
    Alles ist grün, sagt sie. Schau mal, wie grün alles ist, Mitch. Wie kannst du das alles sagen, wie du dich fühlst, wenn da draußen alles so grün ist.
    Das Fenster über der Spüle von meiner Kochnische ist von dem heftigen Regen letzte Nacht saubergewaschen, und der Morgen hat Sonne, es ist noch früh, und draußen ist total viel Grün. Die Bäume sind grün, und das bisschen Gras hinter den Hubbeln auf der Straße ist grün und flachgeklatscht. Aber alles ist nicht grün. Die anderen Trailer sind nicht grün, und mein Kartentisch mit den Pfützen in den Ritzen und Bierdosen und den Kippen, die in den Aschenbechern schwimmen, ist nicht grün und mein Truck auch nicht oder der Kies vom Grundstück oder das umgekippte Dreirad unter der Wäscheleine ohne Wäsche neben dem Nachbartrailer, wo der Besitzer von Kinder hat.
    Alles ist grün, sagt sie. Sie flüstert, und das Flüstern ist nicht mehr für mich, das weiß ich.

    Ich schnipp die Kippe weg und dreh mich mühsam aus dem Morgen weg, und im Mund schmeck ich irgendwas Wahres. Ich dreh mich mühsam zu ihr im Licht auf der Liege.
    Sie sieht raus, von wo sie sitzt, und ich seh sie an, und irgendwas in mir kann nicht zumachen, wie ich sie so seh. Mayfly hat einen Körper. Und sie ist mein Morgen. Sag ihren Namen.

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Westwärts geht der Lauf des Weltreichs
    »Da wir alle Solipsisten sind und alle sterben, stirbt die Welt mit uns. Nur sehr unbedeutende Literatur peilt die Apokalypse an.«
    Anthony Burgess
    »Für wen ist das Juxhaus ein Jux?«
    Ambrose im Juxhaus
HINTERGRUND , DER STÖRT UND DRÄUT : VERLIEBTE UND AUSSAGEN
    Obwohl Drew-Lynn Eberhardt viel produzierte und Mark Nechtr nicht, war Mark damals im ersten Jahr im Schreibprogramm der East Chesapeake Tradeschool bei uns allen sehr beliebt und D.   L. nicht. Das kann ich erklären. D.   L. war extrem dünn, dünn auf eine Weise, die keine Zartheit suggerierte, sondern eine Art Knauserigkeit in Bezug darauf, wie sehr sie sich in den sie umgebenden Raum ausweiten wollte. Dünn, wie fiese Nonnen dünn sind. Sie hatte einen komischen Gang und schob das Becken vor wie ein Mann am Pissoir; die Arme verschränkte sie entweder vor der Brust oder streckte sie in klapprigen rechten Winkeln wie eine Vogelscheuche zur Seite und runter; sie war ungewaschen und schied Pheromone aus, die anscheinend nur Bakterien attraktiv fanden; sie hatte einefatale Vorliebe für (1) Polyester, (2) Hosenanzüge, (3) lindgrün.
    Dagegen gehörte Mark Nechtr zu den auserlesenen Spätpubertierenden, die eine unbekümmerte Gesundheit ausstrahlen, deren Vollkommenheit einfach widerwärtig ist. Ernährte sich mangelhaft, hatte letztmals durchgeschlafen, lange bevor die Colts nach

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