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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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weiß, dass er seinen Job nicht mag – schlimmer noch, dass er den Job nicht mag, wie ein Schlafender etwas nicht mag, mit benommenem Quengeln und dem allumfassenden Stirnrunzeln eines Kleinkinds – Letzteres produziert er jetzt, und das Stirnrunzeln bringt J.   D. durcheinander und aus dem Konzept, das Stirnrunzeln seines Sohns unter dem aufgemalten manischen Lachen … es wirkt grotesk, eine Art greller Halbkreis aus Lippe und Lippenstift, hat man den Eindruck, den man niemals von einem Mund bekommen sollte, der ein Restaurant verkörpert, aber einfach ein Loch ist, ein ausdrucksloses Zehncentstück, ein leerer Eingang, durch den man nichts als raus will.
    Sternberg 70 und Eberhardt 70 kommen zu spät. Sie haben den LordAloft um 5.10 verpasst. Um 7.10 kommt der nächste. J.   D.s Idee, sie mit der Regelmäßigkeit von Zügen fliegen zu lassen. Also warten und auf den nächsten LordAloft hoffen? Mit O’Hares kafkaesker Bürokratie Zeit vergeuden und sie suchen und/oder sogar ausrufen lassen? Aber alle anderen sind da, auf dem Weg nach Collision, zu Juxhaus 1 und McDonald’s 1, wo um zwölf Uhr mittags LordAloft 1 erscheinen soll, und die Feierlichkeiten bis dahin sind bis aufs i-Tüpfelchen vorausgeplant. Und J.   D. hat die fixe Idee, dass alles, was er wie das hier vorausplant, ordentlich, vollständig, programmgemäß und abgeschlossen ablaufen muss. Kein einziges Nichtantreten mit Ausnahme zweier verspäteter Jugendlicher, die im Vertrag 5.10 zugesichert hatten. Was tun?
    J.   D. zuckt zusammen, als DeHavens Stimme direkt an seinem empfindlichen Ohr ertönt.
    »Erledigt«, sagt der große Clown und nimmt mit einer Du-kannst-mich-mal-auf-italienisch-Geste die rote, batteriebeleuchtete Plastiknase des Kostüms ab. »’n paar sind allerdings nicht angetreten, Paps.«

    J.   D. blafft ihn an, er soll in der Öffentlichkeit die Nase aufsetzen, Herrgott noch mal, und blinzelt immer noch ob des Auswurfs im Osten. Das leise, lästige, schlafmangelinduzierte Für Wen rattert weiter durch das schrille idiotische Hintergrundrauschen.
WARUM DIE JUGENDLICHEN ZU SPÄT KOMMEN
    Nach dem Flug vom M.   I. Airport und dem Gepäckroulette – versuch mal, einen siebzigteiligen Bogen samt Köcher einzupacken – schlich Tom Sternberg verstohlen in eine Herrentoilette vom O’Hare und blieb echt lange verschwunden. Mark Nechtr ließ sich vom Anblick eines Mannes mit langen, seidigen Haaren, Bart und Klemmbrett ablenken, der am Pendlerflugsteig Geld verschenkte. Der Mann war gut und anständig gekleidet. Die Geldscheine knisterten neu. Mark kam nicht hinter den Schmu. Eine Sekte schloss er aus, dafür sah der Typ zu normal aus: kein glasiger Krishnablick, kein piratenmäßiges Bhagwanschielen, kein modellhaftes Moonielächeln. Trotzdem machten die Leute einen Bogen um ihn. Er fragte alle, wovor sie Angst hätten. Schließlich wurde er von bulligen Männern mit Holstern und Walkie-Talkies abgeführt. Worin bestand der Schmu? Der Mann war vielleicht dreißig, höchstens. Mark, ein geborener Beobachter, beobachtete von ferne.
SCHNELL NOCH MEHR , WARUM SIE ZU SPÄT KOMMEN
    Der LordAloft-Pilot, ein Polynesier in einem endgeilen Dreiteiler und mit verspiegelter Brille, verbot Mark, den zerlegten Bogen und den Köcher im Helikopter mitzunehmen. Diezwölf Shuttle-Passagiere sitzen alle in einer großen Plastikblase: Das ganze Gepäck ist bei LordAloft den Flug über zugänglich. Scheibenpfeile sind schließlich tödliche Waffen. Es gibt Vorschriften der Luftfahrtbehörde, die die deregulierten Fluggesellschaften zwar nicht gemacht haben, an die sie sich aber halten müssen, koniki? Ein seriöser Bogenschütze lässt seine Ausrüstung nicht einfach zurück, also was tun? Der Helikopter steigt ohne sie auf und bestäubt sie mit Rollfeldgrus. Koffer, Handgepäck und fast voller Köcher liegen auf dem Landeplatz herum. D.   L. schläft fast vom Beruhigungsmittel und nimmt Marks Arm als Geländer. Sternberg betastet mit dem Daumen die Stirn, wo sich eine Giftsumachzyste entwickelt hat. Ihre reservierten Sitzplätze steigen auf und entfernen sich. Sternberg ist ein bisschen genervt von Mark, weil das so ein Typ ist, ohne den man nicht weiterfliegt. Klar, was zu tun ist. Sie gehen in den Pendler-Flugsteig vom O’Hare zurück und buchen auf den LordAloft 7.10 um. Sie schlagen die Zeit tot. D.   L. schläft in einem seltsamen Sessel, der mit einem Fernseher verbunden ist, der Vierteldollars frisst. Sternberg sucht wieder die

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