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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Herrentoilette auf, nachdem er lautstark um einen Kamm gebeten hat. Mark verstaut Bogenbox und Sehnen, Köcher und Holzpfeile, fingerfreie Schießhandschuhe, Benzointinktur (gegen Schwielen) und Befiederungsgerät in einem großen Mietschließfach. Der Schlüssel, den er für seine vier Vierteldollar bekommt, ist unverlierbar groß. Geplant war, dass er vielleicht ein bisschen schreibt, hauptsächlich aber schießt, wenn er unten im Süden ein YWCA finden kann, während D.   L. und ihr Brieffreund Sternberg, den er unter verstohlen abgeheftet hat, grundsätzlich aber okay findet, sich vereinigen, den Festivitäten hingeben, in einem Werbepanorama auftreten und auf Jack Lord warten.

WIE DER FREIFLUG NACH CHICAGO WAR
    Für Mark, der mitmusste, kein Genuss.
    Und im Großen und Ganzen nicht so toll. Drew-Lynn ist die personifizierte Neurose und kann den Start schlicht und einfach nicht ertragen, wenn beim Tarot, das sie sich vor dem Flug auf dem Klapptischchen legt, bestimmte Karten auftauchen. Der Tod ist dabei ganz okay: Die Karte steht bloß für Veränderungen. Aber der Turm, die Pik-Neun und alle wirklich charismatischen Nicht-Tod-Arkana – die sind auf dem Klapptischchen keine Beruhigung. D.   L. behauptet, jede mögliche Option, die der Wurf preisgebe, sei katastrophal, auch wenn ihr Kristall negative Ionen und positives Karma fokussiere, also ist das schon mal ein wackeliger Start, als sie den M.   I.   A. hinter sich lassen.
DIE WACKELIGKEIT DES FLUGS , AKUSTISCH ILLUSTRIERT VOM ZEITGENÖSSISCH TRAGISCHEN SCHAUSPIELER UND AUS DER KLAUSTROPHOBEN PERSPEKTIVE VON TOM STERNBERG
    »Ich glaube, ich sollte mich entschuldigen, Mark.«
    »Schon okay, Schatz.«
    »Ich bin absichtlich fies, habe ich erkannt. Der Postmodernismus betont nicht gerade die Willenskraft, wie du weißt. Aber du kannst nicht leugnen, dass ich es versucht habe.«
    »D.   L., wenn man ›Das Ding stürzt ab! Wir sind alle Hackfleisch!‹ noch vor der Rollbahn kreischt, zeugt das nicht gerade von der Ernsthaftigkeit des Versuchs, Schatz …«
    »Siehst du, du bist sauer.«
    »Aber das ist schon okay. Wie geht’s dir da drüben, Tom?«
    »Er versucht zu schlafen.«

    »Ich kann nicht schlafen. Ich hasse diese Scheißdinger«, sagt Tom. Das Innere seines Schädels bietet einen enttäuschenden Anblick. »Von draußen sind sie zu groß und von drinnen zu klein. Kann man ja kaum atmen.« Er steckt sich eine 100 an und hält die lange Zigarette von D.   L. weg, für die Rauch Antimaterie ist.
    »Willst du was nehmen?«, fragt Mark ihn.
    »Was?«
    »Zur Beruhigung, mein ich. D.   L. nimmt wegen dem Baby nichts, hat aber von Chloralhydrat bis Dalmane 15 alles dabei«, sagt Mark.
    »Mal sehen. Ich glaub, ich hab keine Lust, nach der Landung durch O’Hare zu torkeln. Zum Flugsteig von LordAloft ist das garantiert noch ’n Gewaltmarsch. Flughäfen kann ich noch weniger ab als Flugzeuge. Die sind alle gleich.« Er schließt beide Augen.
    D.   L. zu Mark: »Ich habe etwas genommen, Liebling. Tut mir ehrlich leid. Ich hab’s dir versprochen, und dann hab ich doch was genommen. Die Pik-Neun …«
    »Ich weiß, dass du was genommen hast.«
    »Woher willst du das wissen? Gar nichts weißt du. Ich hab’s auf der Toilette genommen.«
    »Du hast dreißig Milligramm Chloralhydrat und eine Dalmane 15 genommen. Das sieht man daran, wie dein Kopf herumeiert.«
    Zeitgenössisch tragisch an Sternberg ist, dass er einen fatalen körperlichen Makel hat. Ein Auge sitzt verkehrt herum im Schädel. Von vorne sieht es aus wie ein gekochtes Ei. Es lässt sich nicht richtig herum drehen. Wie eine Verletzung. Für seinen Ehrgeiz, Berufsschauspieler zu werden, ist das unglaublich schlecht. Er spricht nicht darüber, was das Rückwärtsauge sieht. Er ist beleidigt, weil D.   L. ihn prompt sofort gefragt hat.
    Er hat noch andere Fehler.

    »Ich bin absichtlich fies, Mark, das hab ich doch schon zugegeben.«
    »Und dann hast du einen Screwdriver getrunken. Das kleine Wunder rollt da drinnen wahrscheinlich rum und ist völlig bedröhnt. Hat wahrscheinlich keine Ahnung, wo es ist oder was läuft.«
    »Du bist wohl sauer.«
    »Ich bin nicht sauer.«
    »Aber wenn du sauer bist, dann sag das doch einfach. Steh zu deinen Gefühlen. Sei doch nicht immer so zugeknöpft. Selbst Ambrose kann zu seinen Gefühlen stehen.«
    »Willst du nicht einfach ein bisschen schlafen, wo du und das Baby schon was genommen habt?«
    »Es gibt ein Wort für Menschen wie dich, Mark. ›Minimal‹. Du

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