Alles ist grün
einen Schönheitssalon, wo sich nur ein männlicher weißer Friseur aufhält, Belege sortiert und bald schließen will. Bedrohlich lassen sie die Jalousien herunter und drehen das Schild im Fenster um, sodass das Offen jetzt zu Sternberg und dem überraschten Friseur zeigt, der zu erklären versucht, dass sie in diesem Salon keine Männer schneiden; der eine Asiat lässt ein Klappstilett aufschnappen, in seinen Augen – weit kleiner als gute alte vertraute Weißenaugen – glühen Weltschmerz und Endlust, er sagt: »wir schon«, und Opfer und Zuschauer geht gleichermaßen ein Licht auf, während in Hawaii Fünf-Null auf Aufnahmen einer Welle von fast schon Springflutausmaßen geschnitten wird, die weit besser als jeder Realismus die totale Unordnung und Verstümmelung vermittelt, die in dem weißen Frisiersalon von Honolulu angerichtet werden; auch Mark ergibt sich jetzt dem vertrauten Zauber der Populärkultur, überlässt seiner Braut die Transportverhandlungen und gleitet wie Treibgut mit Sternberg auf die Lounge mit ihren Wiederholungen von Hawaii Fünf-Null zu. Unzählige Anspielungen auf Populärkultur spicken die Kunst, die diese drei geschlechtsreifen Kinder konsumieren und dermaleinst selbst zu produzieren und zu repräsentieren trachten. Populärkultur ist die symbolische Repräsentation dessen, was die Menschen schon glauben.
Und so haben sie steißbeinfeindliche Stühle am holzgemaserten Rund eines Tischs, die Jungen, in einer – wie sich das vormittags gehört – fast leeren unteren Lounge, Sternberg bestellt eine Jolt-Cola und fingert im Hemd nach Zichten, Mark muss beim Hinsetzen den Pfeil rausnehmen, denn dessen Spitze kitzelt ihn an der Kehle, und seine Kehle dürstet nach Kaffee, und er fasst es nicht, als der Barkeeper ihm kurz undbündig mitteilt, Heißgetränke gebe es oben in der Cafeteria. Auf der anderen Seite des Terminals, in Marks Sicht, aber nicht in Toms, der auf Wiederholungen steht, steht Drew-Lynn, gereizt, wie nur ein Tranquilizer-Kater einen gereizt macht, und versucht die legale Miete eines Nissans auszuhandeln, während die Schlange hinter ihr zu lang wird, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Aus einem Chirurgenhemd mit verblüffenden Speicherkapazitäten zieht Mark einen dicken Wiederverschlussbeutel, zu einem Drittel mit etwas ölig Dunkelrotem gefüllt. Sternberg verfolgt, wie Che, der Pathologe von Fünf-Null, ein Kreide-Ektoplasma um den geschmackvoll unscharf gehaltenen Leichnam des Friseurs zeichnet; die Rosen sieht er erst, als Mark ihm eine anbietet.
»Lust auf ’ne frittierte Rose?«, greift in die Tüte und beugt sich darüber, als schnuppere er an einem Kaffee.
»Frittierte Rose?«
Mark hält eine so fettige Blüte, dass seine Finger glänzen. »Gilt als Delikatesse. Du köpfst sie, frittierst sie in Öl und isst sie.«
Tom starrt Mark und sich an und gibt einer 100 Feuer, wie man sich eine Zigarre ansteckt, fackelt sie an und verwüstet ihr eines Ende.
»Probier mal. Ich bekomm sie aus zuverlässiger Quelle. Schmecken besser, als sie aussehen. Probier mal. Das belebt.«
Er sieht sie an. »Ich glaub, lieber trink ich Bongwasser, als so was zu essen.«
»Bongwasser ist ganz was anderes.«
»Sicher?«
»Nur eine. Probier mal. Du siehst verdammt schlecht aus. Du kannst sie mit Jolt runterspülen, dann schmeckst du nicht mal was.«
Für D. L. aber keine unangemessenen Viktualien. D. L.s Medium war absolut gegen frittierte Rosen. Horsd’œuvreseiner Mahlzeit, über die man gar nicht erst nachdenken möchte, hatte sie gesagt. Sie hatte D. L. auch gesagt, sie solle sich nur in Datsuns sehen lassen. Dass die Todeskarte im Grunde ganz okay sei. Aber dass sie sie konsultieren solle, bevor sie je ihre Wohnung verlasse. Bernstein anstelle von Parfum zu tragen, sei gutes Karma, öffne das dritte Auge und rieche außerdem gut, entfernt wie Orangenkuchen. D. L. trägt Bernstein:
»Wie bitte? Ich habe nur Donuts gehört. Dann eben einen Nissan. Nein, wir fahren damit nicht über die Staatsgrenze. Wir fahren nur bis nach Collision, westlich von hier. Collision liegt doch westlich von hier? Steelritter, genau. Wir wollen zur Vereinigung aller Menschen, die je in einem Werbespot von McDonald’s aufgetreten sind « (Kursivierung D. L. E.). »Den ultimativen McDonald’s-Spot. Eine Art Logarithmus aller anderen McDonald’s-Spots, ein so riesiger Spot, dass es in der Broschüre, hier, das ist die Broschüre, dass es in der Broschüre heißt:
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