Alles ist grün
Rest ist Werbegeschichte.
NOCH EIN BEISPIEL DAFÜR , DASS EINIGE VON J. D. STEELRITTERS EINFLUSSREICHSTEN UND LEGENDÄRSTEN SCHÖPFUNGEN IN DER WERBUNG LETZTLICH NUR LEICHTE UMGESTALTUNGEN DESSEN SIND , WAS IN SEINEM EIGENEN ROSENFARMHAUS EINFACH SO VOR SICH GEHT
Eines schönen Wintermorgens vor Jahren wollte J. D. Steelritter gerade zur Arbeit im J. D. Steelritter Advertising Complex gehen, der gleich auf der anderen Seite der verschneiten und treibhausgetüpfelten Felder und der Kreuzung lag. Er will also gerade zur Tür gehen, als der kleine DeHaven, der wegenso einer geheimnisvollen Erkältung ohne Fieber, die danach brüllt, im Keim erstickt zu werden, nicht in seiner sechsten Klasse (schon die zweite Runde) sitzt, J. D. in völliger Unschuld, der Unschuld eines Kindes vor dem Fernseher, einen schönen Tag wünscht.
Der Rest ist, wie man so schön sagt.
WIE TOM STERNBERG , OBWOHL J. D. STEELRITTER UND RONALD Mc DONALD AUF SIE ZUHALTEN UND SIE EINFACH NUR ABHOLEN , BEGRÜSSEN , ALLE PROGRAMMSTÖRUNGEN VERGEBEN UND VERGESSEN UND DIE ERWARTETEN EHEMALIGEN IN DEN WESTEN FAHREN WOLLEN , ZUM UNERMESSLICHEN LEIDWESEN ALLER BETEILIGTEN DROHT , DIE SEHNLICHST ERWARTETE ABFAHRT VON IHREM ANKUNFTSFLUGHAFEN , DIE HOFFENTLICH KURZE FAHRT NACH COLLISION , ILLINOIS , UND DIE UNGEDULDIG AUFGESCHOBENE ERFÜLLUNG DES VERSPRECHENS VON VEREINIGUNG UND BELOHNUNG NOCH WEITER ZU VERZÖGERN
Sternberg sieht braune Ureinwohner, die gegen die Fluten des Abspanns der letzten Folge mit der Auflistung aller je aufgetretenen Schauspieler anpaddeln. Er sieht Mark ins Gespräch mit einem Mann vertieft, der Sternbergs persönlicher Vorstellung, wie Jesus Christus in Wirklichkeit wohl ausgesehen hat, verdammt nahekommt, während D. L. das Gewicht vom einen Bein auf das andere verlagert, lindgrün, reserviert und ohne ein Lächeln. Der Schritt von Sternbergs Hose ist noch nass, jetzt warm und keine Spur behaglich. Er sieht Marks Beutel mit frittierten Rosen auf dem pfeilspitzengenarbten Tisch. Komische Sache, diese Rosen. Wer frittiert und isst freiwillig eine Rose?Genauso gut könnte man Salzstangen in den Boden stecken und gießen. Es ist pervers und sogar irgendwie obszön, etwas zu essen, das auf Erden eindeutig magenferne Funktionen hat. Und so toll schmecken die nun auch wieder nicht. Und mit der Unnachgiebigkeit hauchdünner Dinge ist ihm prompt ein Stück zwischen zwei Backenzähnen stecken geblieben.
Nachdem er das Zeug mit einer Jolt und einer Grimasse runtergespült hatte, hatte er allerdings plötzlich das Gefühl, von sich geben zu können, was von sich zu geben anstand. Er hatte immer noch Angst, aber die lähmende Waage, in der sich der Wunsch, sich zu entleeren, und die Angst, seiner Körperlichkeit überführt zu werden, bislang gehalten hatten, war im vorliegenden Fall plötzlich weniger geneigt als weggerissen worden. Er hatte immer noch große Angst, aber postrosal hatte die Angst den Wunsch zu gehen nur noch peripher tangiert. Seinen Drang zu gehen. Er fühlt sich leer und besser. Und wird dreist, wie das bei den Leeren manchmal so ist.
Als Erstes passiert jetzt, dass er sich an Marks Pfeiltrick versucht und ihn total versemmelt. Er hat Mark ein paarmal bei dem zugesehen, was bei dem Arsch ein lässiger und vollkommener Bartrick ist. Sternberg hat sich, vielleicht gar nicht mal ganz bewusst, schon immer gewünscht, einen lässigen Bartrick zu beherrschen, so einen mit Löffeln und Eiern, Gläsern in Pyramiden, Messern und gespreizten Händen, Siphons und Soßen. Und hier sind die Kippe, seine Cola, Aschenbecher, frittierte Blumen und ein Pfeil, der über den Tisch rausragt. Und ehe er’s sich versieht, ist der Pfeil in der Luft. Von seiner Hand.
Die Sache ist die, dass der Pfeil-im-Tisch-Trick nur bei Eingeweihten klappt, wenn man nämlich von unten gegen die überstehende Nocke schlägt, wenn der Pfeil hochfliegen und im Tisch vor dem lässigen Trickkünstler stecken bleiben soll. Sternberg aber schlägt – ob nun aus Unwissenheit oder Stolz – von oben auf den Pfeil, woraufhin sich der auf eine paraboloide Flugbahn nach hinten begibt, über Sternbergs Schulter hinweg und kopfüber in die Luft, nur um von der dicken anomal geformten Fensterscheibe der Lounge abzuprallen und speerartig im Birnenkompott des verlebten, schmalgesichtigen und kordgekleideten Pestizidvertreters zu landen, der die blonde, orangegesichtige Flugbegleiterin zu einem Rendezvous rumgekriegt hat, die ihn auf seinem Pendlerflug
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