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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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erledigen können, dauerten ewig, weil sie immer dazwischenfunkte.
    Und dann schrie Titine, ich mußte wegrennen, dann gab mir die Oma zu verstehen, daß ich gefälligst daran denken sollte, hier wären auch andere Kinder als mein eigenes zu versorgen. Es war überhaupt furchtbar.“
    „Warum bist du dann geblieben?“ fragte ich.
    „Ach, die Kinder brauchten mich, und der Hausherr war dankbar, daß ich ihnen half- und er bezahlte sehr gut. Also hielt ich die drei Wochen durch, aber ich muß sagen, ich habe ohne Tränen das Haus verlassen!“
    „Und wie ist es mit meiner Mama?“ wollte ich wissen. „Meckert sie auch?“
    „Und ob!“ lachte Simone. „Heute vormittag bekam ich Schimpfe, weil ich Wäsche einsprengte, anstatt eine halbe Stunde mit Titine zu spielen! Kann ich abräumen? Es gibt Schokoladenpudding als Nachtisch.“
    „Wenn ich das bloß gewußt hätte!“ seufzte Marcus, der dreimal von dem Gulasch gegessen hatte.
    Simone war ein Phänomen. Sie arbeitete wahnsinnig schnell und schaffte so viel, daß sie meine Hilfe nachmittags kurz und bestimmt ablehnte.
    „Geh zu deinen Büchern!“ kommandierte sie. „Denk an dein Abitur! Denk an alles, was du aufzuholen hast!“
    Gerade daran dachte ich ja!
    Weil die gute Simone mir beinahe alle anderen Arbeiten abnahm, konnte ich mich jeden Tag stundenlang auf die Schularbeiten konzentrieren. Es war. als ob Dr. Sager ein Licht in meiner mathematischen Finsternis angezündet hätte, und es brannte dauernd!
    Ja. ich würde es schaffen! Ich mußte es schaffen!
    Dann kam der große, der unvergeßliche Tag. an dem Mama zur Kontrolle beim Arzt war. Ich saß im Wartezimmer und war gespannt.
    Endlich erschien meine Mama, strahlend wie eine Sonne – und mit dem rechten Arm frei, ohne Gips! Der Bruch war sehr schön verheilt, jetzt sollte sie vorsichtig anfangen, den Arm wieder zu gebrauchen! Was war das für eine Erleichterung!
    Mama konnte ohne Hilfe essen und trinken, zur Toilette gehen, sie konnte sich sogar waschen, wenn ich ihr mit ihrem rechten Arm und der Schulter half. Sie konnte schreiben, sie konnte telefonieren – kurz gesagt, sie fühlte sich plötzlich wieder wie ein Mensch, wie sie selbst sagte.
    „Wenn der Gips auch links runterkommt, wißt ihr. was ich dann zu allererst mache?“ fragte sie.
    „Handstand“, schlug ich vor.
    „Elaine umarmen“, meinte Simone.
    „Nein, das kommt als zweites. Das allererste, was ich tue, ist, in die Badewanne zu steigen!“
    „Aber das kannst du doch gleich!“ rief Simone, die sich schon seit einer Woche mit Mama duzte. „Wir packen sicherheitshalber deinen linken Arm in Plastik, zum Beispiel in einen Müllbeutel, du steigst in die Wanne, und wir legen den Gipsarm vorsichtig auf die Wannenkante, ich halte ihn sicherheitshalber, und Elaine hilft dir mit dem Waschen!“
    Gesagt, getan. Es gab viel Geplansche und noch mehr Gelächter!
    Ja, wie konnten wir zusammen lachen! Und wie hatten wir es gemütlich! Wenn wir drei Frauen abends in Ruhe zusammensaßen, fragten und erzählten, wenn Mama uns aus ihrer reichen Lebenserfahrung gute Ratschläge gab – es war so schön, es waren so reiche, so positive Gespräche, die Simone und mir viel gaben.
    Natürlich sprachen wir auch viel über Simones Zukunft.
    „In dreizehn Monaten wird Titine drei“, sagte Simone. „Dann kann sie in den Kindergarten kommen, und ich kann versuchen, mit Hilfe eines Privatkurses das Abitur zu machen. Also habe ich dreizehn Monate Zeit, mir das notwendige Geld zusammenzukratzen. Ich habe mein ganzes Gehalt in Basel auf die hohe Kante gelegt, und beinahe alles, was ich hier verdient habe, das ist ein guter Anfang.“
    „Vielleicht kann deine Tochter dir helfen“, meinte Mama. „Wenn mein Mann sie öfters für Reklamefilme nehmen kann… Ich bin gespannt, was diese Seifenfirma zu den Aufnahmen sagt, die er schon gemacht hat!“
    Mama brauchte nicht lange gespannt zu bleiben. Denn eines Nachmittags rief Herr Feldmann an. Ich war am Apparat.
    „Na. Fräulein Elaine, wie geht es? Halten Sie es noch aus vor Sehnsucht? Wir haben schon einige Filmrollen von Ihrem Vater gekriegt, sehr gut wie immer. Also, was ich fragen wollte: Kennen Sie zufällig den Namen und die Adresse der Eltern des Seifenbabys? Die Firma ist hochbegeistert und schreit nach mehr, und eine Fabrik für Babynahrung fragt nach einem fotogenen Kind. Ich habe gerade ein Honorar für die Seifenaufnahmen bekommen und wollte es den Eltern schicken. Falls Sie also wissen,

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