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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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Erleichterung. Endlich hatte der Horror einen Namen! Endlich wusste ich, dass es eine Krankheit war, die mich seit Wochen beinahe in den Wahnsinn trieb, und dass ich nicht allein war mit meinem Schicksal, dass es noch andere Betroffene gab. Doch dann kam die Ernüchterung. Denn zum einen las ich mit wachsendem Entsetzen und Ekel das, was andere in diesem Forum über ihre Zwänge berichteten. Zum anderen stolperte ich über ein Wort, das mir den Boden unter den Füßen wegzog, sodass ich mich am liebsten auf der Stelle umgebracht hätte:
    Unheilbar.

6
    M arie wird von einem Schrei geweckt, dann erklingt ein leises und anhaltendendes Wimmern. Sie fährt im Bett hoch, knipst ihre Nachttischlampe an und sieht rüber zu Hannah, die kerzengerade auf ihrer Matratze sitzt, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, die Decke hochgezogen bis unters Kinn. Mit panischem Blick starrt sie ins Leere.
    Marie steht auf, geht zu Hannah, setzt sich neben sie aufs Bett und legt einen Arm um die verängstigte Frau. Sie kennt ihre Zimmernachbarin kaum, aber wenn jemand weint oder Angst hat, muss sie trösten, das ist ihr mit den Jahren in Fleisch und Blut übergegangen, zur zweiten Natur geworden.
    »Was ist los?«, will sie wissen. »Hast du schlecht geträumt?« Keine Antwort, stattdessen windet Hannah sich aus ihrer Umarmung, rückt von ihr ab und sieht sie verwirrt an. »Hattest du einen Albtraum?«
    »Wer bist du?« Die Frage klingt vollkommen ernst. »Was machst du in meinem Zimmer?« Ihr Blick wandert unsicher durch den Raum, dann die Erkenntnis: »Das ist gar nicht mein Zimmer!«
    »Ich bin Marie«, sagt sie lächelnd und widersteht dem Impuls, dem Mädchen wie einem verstörten Kind beruhigend über den Kopf zu streicheln. »Wir wohnen seit heute zusammen, schon vergessen?« Hannah zögert kurz, dann nickt sie.
    »Stimmt, ja, das wusste ich nicht mehr.«
    »Es ist alles gut, du hast nur schlecht geträumt«, versichert Marie, als wäre es Celia, die da neben ihr auf dem Bett sitzt und die spät in der Nacht beruhigt werden muss. Gleichzeitig wundert sie sich darüber, wie das Mädchen vergessen haben kann, dass sie sich ein Zimmer teilen, der Umzug ist doch erst wenige Stunden her, und Hannah hatte vorm Einschlafen noch fröhlich vor sich hin geplappert, bevor ihr irgendwann – mitten im Satz – die Augen zugefallen waren. Aber Dr. Falkenhagen hatte Marie ja schon gesagt, dass Hannah manchmal sehr durcheinander ist, und jetzt, direkt aus dem Tiefschlaf gerissen …
    »Du heißt also Marie?«, fragt Hannah.
    »Ja.«
    »Und du wolltest dir mit mir ein Zimmer teilen?«
    Marie schüttelt den Kopf. »Eigentlich war es genau umgekehrt«, sagt sie, »du hast mich darum gebeten. Und Susanne, mit der ich vorher hier gewohnt habe, gefragt, ob sie mit dir tauscht.«
    Hannah nickt. »Das muss eins der Kinder gewesen sein«, sagt sie leise, mehr zu sich selbst als zu Marie.
    »Welche Kinder?«
    »Hör zu«, kommt es plötzlich wie aus der Pistole geschossen zurück, Hannahs Stimme klingt jetzt seltsam anders, tiefer, aggressiv und feindselig. »Frag mich nicht aus, okay?«
    »Nein, nein, natürlich nicht.« Marie hebt beschwichtigend die Hände, steht langsam auf und geht wieder rüber zu ihrem Bett, setzt sich und lässt die Beine an der Kante entlang runterbaumeln.
    »Ich hab keinen Bock auf Psychogequatsche!«, fügt Hannah hinzu und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Tut mir leid.« Marie nimmt eine defensive Haltung an, obwohl sie sich gar nicht erklären kann, weshalb, schließlich hat sie nichts getan, nicht das Geringste. »Ich habe mir nur Sorgen gemacht.«
    »Sorgen gemacht! Na klar, alle machen sich immer Sorgen! Alles nur aus lauter Sorge um mich!«
    »Ich weiß nicht, was du auf einmal hast, was ist denn los mit dir?«
    Hannah antwortet nicht, sie steht auf, geht zu ihrem Schrank und beginnt, darin herumzuwühlen. Marie beobachtet sie stumm. Irgendwann hat Hannah offenbar gefunden, was sie sucht, sie dreht sich um und hält ein Päckchen Zigaretten in der Hand.
    »Ich dachte, du rauchst nicht!«
    »Denk einfach nicht«, schnauzt Hannah sie an. Marie versteht nicht, was in ihre Zimmernachbarin gefahren ist. Es kommt ihr vor, als stecke da ein anderer Mensch in Hannah.
    »Du hast doch gar kein Feuer«, sagt Marie. Rauchen ohne Feuer, das geht schlecht, und die Tür zu ihrer Zimmerzelle bleibt bis 6.45 Uhr verschlossen.
    »Denkst du?« Ein Grinsen breitet sich auf Hannahs Gesicht aus, triumphierend und verschlagen. Sie dreht

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