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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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geglaubt, natürlich hatte er das, genau wie mein Hausarzt, dem ich für meine Krankschreibung ja nicht einmal etwas von meinen schrecklichen Gedanken hatte erzählen müssen. »Also«, sagte Patrick, »ich beantrage hiermit feierlich, dass Frau Neumann die Nacht mit Herrn Gerlach verbringt!«
    »Antrag abgelehnt«, sagte ich, befreite mich blitzschnell aus seinen Armen und sprang auf, bevor er mich weiter festhalten konnte.
    »Na, warte!« Er schnellte ebenfalls vom Sofa hoch, ich stolperte davon und lief lachend kreuz und quer durch die Wohnung, Patrick hinter mir her, mir dicht auf den Fersen, scherzhaft fluchend und tobend. »Ich krieg dich schon«, stieß er atemlos hervor, »und dann gnade dir Gott!«
    »Fang mich doch, du Eierkopf!«, plärrte ich mit verstellter Stimme und quietschte vor Freude.
    »Eierkopf? Dir werd ich’s zeigen!« Kichernd rannte ich weiter, vom Wohnzimmer im Zickzackkurs durch die offene Küche, rüber in den langen Flur, bog um die Ecke – und blieb dort wie angewurzelt stehen.
    Direkt vor mir, in der geöffneten Wohnungstür, standen Vera und Felix. Ich starrte sie erschrocken an, sie starrten nicht weniger erschrocken zurück, eine Sekunde später ging ich zu Boden, weil Patrick von hinten und ohne abzubremsen in mich hineinrannte. Da lag ich also, vollkommen nackt, über mir die Gesichter der Geschwister. Patrick reagierte in Windeseile, griff einen Mantel von der Garderobe und warf ihn über mich.
    »Schon mal was von Klingeln gehört?«, fuhr er Vera und Felix an, während er sich mit verschränkten Armen – und noch immer komplett nackt – vor ihnen aufbaute. Ich selbst wickelte mich in Patricks Mantel und stand auf. Zurück in der Senkrechten, stellte ich mich hinter Patrick, versteckte mich dort mit hochrotem Kopf.
    »Tut uns leid«, sagte Vera und trat von einem Fuß auf den anderen. Im Arm hielt sie eine große Einkaufstüte, aus der oben zwei Baguettestangen hervorlugten. »Wir … «
    »Wir wollten nur mal nachsehen, ob du noch lebst«, kam Felix ihr zu Hilfe. Er grinste mich dabei so dermaßen anzüglich an, dass ich noch röter anlief. Wenn das überhaupt möglich war. »Seit Tagen hört und sieht man nichts mehr von dir, wir haben uns schon gefragt, ob du tot in deiner Wohnung liegst. Geklingelt haben wir übrigens auch«, ein weiterer Blick zu mir, »das habt ihr scheinbar nicht gehört.«
    »Aber das Licht hat gebrannt«, fuhr Vera wieder fort und hielt mit ihrer freien Hand und mit entschuldigender Miene ein Schlüsselbund hoch, »und weil wir gerade einkaufen waren, dachten wir, wir kommen einfach mal rein und fragen … «
    »Das passt perfekt«, unterbrach Patrick sie und legte einen Arm um mich, »meine Süße hat nämlich gerade gesagt, dass sie großen Hunger hat.« Er drückte mich an sich, und meine Gesichtsfarbe kehrte langsam wieder zu normal zurück. »Also, dann lasst uns mal was essen!«
    Eine halbe Stunde später saßen wir in Patricks Garten, hatten den Grill angeworfen und uns um den großen Teakholztisch versammelt. Vera und Felix hatten alle möglichen Köstlichkeiten besorgt, zarte Lammlachse, marinierte Perlhuhnbrust, Rinderfiletspieße, dazu leckere Antipasti und verschiedene Käsesorten. Felix spielte den Barbecue-Chef, während Vera damit beschäftigt war, immer mehr kleine Behälter mit Delikatessen auf den Tisch zu stellen.
    »Ich sehe schon«, stellte Patrick beim Anblick der drei Flaschen Rotwein, die sie schließlich noch hervorholte, fest, »mein Geld wird von euch durchaus sinnvoll angelegt.« Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Felix am Grill kurz in sich zusammenfuhr, bevor er ein weiteres Stück Fleisch auf den Rost packte und achselzuckend erwiderte: »Essen kannst du die Kohle ja eh nicht.« Patrick lachte, aber ich fühlte mich für den Bruchteil einer Sekunde etwas unwohl, weil auch Vera deutlich anzumerken war, dass die Bemerkung ihres Bruders sie traf.
    Ich wusste von Patrick, dass er seinen Bruder finanziell unterstützte. Bei Vera war das nicht mehr nötig, sie konnte von ihrer Schauspielerei inzwischen recht gut leben. Nur Felix, so hatte Patrick es formuliert, bekam trotz seines Talents irgendwie kein Bein auf den Boden. Es war nicht sonderlich viel Geld, was er seinem Bruder gab, ein paar Hunderter im Monat nur, aber mehr brauchte Felix auch nicht. Zumal er zusammen mit Vera in ihrem früheren Elternhaus lebte, sodass sie keine Miete zahlen mussten. Um die Instandhaltung des Hauses kümmerte sich ebenfalls Patrick, was

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