Alles muss versteckt sein (German Edition)
Patrick irgendwann, als Felix gerade wieder etwas gesagt hatte, was wirklich zum Schreien komisch war. »Ich platze sonst gleich!«
»Bestsellerautor zu Tode gelacht, na, das wäre vielleicht eine Schlagzeile!«, sagte Felix.
»Also, ich muss schon sagen, Bruderherz, ich verstehe nicht, warum du nicht ins komische Fach wechselst. Du musst diese Geschichten nur aufschreiben, die Leute würden sich darum reißen.« Kaum hatte er das gesagt, verengten sich Felix’ Augen zu Schlitzen, und er musterte seinen Bruder feindselig.
»Meinst du?«, fragte er, seine Stimme klang dabei seltsam gepresst. »Du also der ernsthafte Literat und ich der Spaßvogel?« Mit diesen Worten warf er die Grillzange scheppernd auf den Gartentisch und marschierte ins Haus. Patrick, Vera und ich sahen ihm verständnislos nach.
»Patrick«, sagte Vera schließlich, »geh und sprich mit ihm. Du weißt doch, wie empfindlich Felix bei dem Thema manchmal ist.« Patrick seufzte, nahm seine Serviette vom Schoß und legte sie auf seinen Teller.
»Okay, ich sehe nach ihm.«
»Für Felix ist es nicht ganz leicht«, erklärte Vera, als er außer Hörweite war.
»Du meinst Patricks Erfolg?« Sie nickte.
»Ja. Das heißt, nein, es geht nicht darum, dass Patrick so erfolgreich ist. Sondern darum, dass Felix es nicht ist.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Rivalität unter Geschwistern, Felix eifert Patrick nach, so lange ich denken kann. Als er nach dem Abitur wieder zu uns nach Hamburg zog, hat er versucht, alles genauso zu machen wie Patrick. Hat auch mit dem Schreiben angefangen und wie Patrick Germanistik studiert. Allerdings hat er sein Studium nie abgeschlossen und kann von seiner Arbeit auch noch nicht leben.« Sie verdrehte die Augen seufzend gen Himmel. »Ich bin froh, dass ich etwas anderes mache. Und dass ich ein Mädchen bin.«
»Patrick hat gesagt, dass Felix wirklich gut schreiben kann.«
»Kann er auch. Nur dass das niemanden interessiert.«
»Das ist bestimmt nicht leicht für ihn.«
»Nein, ist es nicht. Aber Felix hat es eben noch nie leicht gehabt.«
»Meinst du damit, dass er teilweise bei seiner Tante aufgewachsen ist?« Wieder ein Nicken.
»Als Felix nach Frankfurt musste, war das echt ein Schock für ihn. Und er konnte damals einfach nicht verstehen, warum das so entschieden wurde.« Gedankenverloren ließ sie die Fingerkuppen über die Zacken ihrer Gabel wandern.
»Patrick war wohl etwas überfordert mit ihm.«
»Hm, ja«, Vera wirkte nachdenklich, »überfordert. So könnte man es wohl nennen.«
»Ich meine … «
»So, da sind wir wieder!«, wurde ich von Patricks Stimme unterbrochen. »Traut vereint wie eh und je!« Arm in Arm kamen die zwei Brüder zurück in den Garten. Felix grinste und wirkte so gelöst wie vorhin, scheinbar hatte sein Bruder die richtigen Worte gefunden, um ihn wieder zu beruhigen.
»Wurde auch Zeit«, sagte Vera, »wo bleibt mein Rinderspieß?«
»Kommt sofort!«, rief Felix und machte sich daran, die nächsten Fleischstücke vom Grillrost zu nehmen und eins davon auf den Teller seiner Schwester zu legen. Im Handumdrehen hatte sie ihren Spieß verdrückt. Ich staunte nicht schlecht darüber, dass eine zierliche und zarte Frau solch einen Appetit haben konnte.
»Noch einen Schluck Wein?«, fragte Patrick. Ich nickte. Er goss mir nach, dann deutete er auf Veras Glas.
»Nein danke«, lehnte sie ab, »ich hab erstens genug und zweitens was Besseres.« Mit diesen Worten fing sie an, in ihrer Handtasche zu kramen, und förderte eine Sekunde später einen Joint zutage.
»Oh!«, rief Felix. »Was haben wir denn da Feines?«
»Keine Sorge«, sagte Vera grinsend, »ich lasse das Ding natürlich kreisen.«
»Ich hab schon ewig nichts mehr geraucht«, sagte Patrick und sah seine Schwester verwundert an. »Wusste gar nicht, dass du das machst.«
»Ist keine Gewohnheit«, erklärte sie. »Aber eine Kollegin hatte neulich was dabei und mir ein Tütchen geschenkt – und gerade dachte ich, der Abend ist doch perfekt, um ein bisschen zu chillen.« Sie steckte sich den Joint zwischen die Lippen, zündete ihn an und nahm einen tiefen Zug. Dann reichte sie ihn weiter an Felix, der mittlerweile neben ihr Platz genommen hatte. Er nahm ihn mit beiden Händen, saugte daran, um ihn danach an Patrick weiterzugeben, der aber ablehnte.
»Spießer«, zog Vera ihn auf. »Los, jetzt nimm schon einen Zug, das bringt dich doch nicht um! Außerdem müssen wir das alle machen.« Sie senkte die Stimme. »Denn
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