Alles nur Magie
grässlichen Sachen aussuchte.
Aber Gwen hatte keine Zeit, sich darum Gedanken zu machen. Es war schon kurz nach halb acht, bald würden die ersten Gäste vor der Tür stehen.
Sie ging den Flur hinunter zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Durch die Tür hörte sie, wie sie miteinander stritten. Sie klopfte.
"Geh weg!" rief ihre Mutter.
"Mom, ich bin es, Gwen. Bitte lasst mich rein." Sie drehte an dem Türknauf, aber die Tür war abgeschlossen.
"Bitte, lass uns allein, Kind. Dein Vater und ich müssen uns unterhalten."
"Dazu gibt es gar nichts zu sagen, Suzanne!" Das war Gwens Vater.
Kurz danach öffnete sich die Tür, und er kam heraus. Bevor die Tür sich wieder schloss, schlüpfte Gwen hinein.
Ein aufgeklappter Koffer stand auf dem Bett, Kleidung lag quer über den Raum verstreut. Das war kein gutes Zeichen. "Mom?"
Gwens Mutter saß im Bademantel auf der Bettkante. Sie sah aus, als habe sie geweint, wirkte jetzt aber eher wütend.
"Das kann er mit mir nicht machen!"
"Was denn?"
"Das hier!" Suzanne wies auf die Koffer und die verschiedenen Kleiderstapel.
"Will Dad dich verlassen?"
"Ja."
Gwen stockte der Atem.
"Nein, nicht, was du glaubst." Suzanne stand auf. "Er hat gekündigt und will sich selbst verwirklichen, wie er das ausdrückt. Und wie üblich hat er wieder nichts mit mir besprochen. "
"Dad hat gekündigt?" Gwen sank aufs Bett.
Suzanne trat vorsichtig über die Kleiderhaufen, die auf dem Boden lagen, ging ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. "Das hat er wenigstens gesagt. Und er hat mich damit konfrontiert, kurz bevor die Leute vom Partyservice kamen." Sie öffnete einen Cremetiegel und begann, die verlaufene Wimperntusche von den Wangen zu entfernen. "Er ging davon aus, dass ich zu viel um die Ohren hätte, um ihm in dem Moment eine Szene zu machen."
„Aber du hast es trotzdem geschafft, was?"
Suzanne sah ihre Tochter missbilligend an und beschäftigte sich dann weiter mit ihrem Make-up. "Ich weiß genau, dass dir die Art und Weise, wie ich mein Leben führe, nicht gefällt."
„Aber nur, weil du nie dein eigenes Leben gelebt hast, sondern dich immer nach Daddy gerichtet hast."
"Wir haben immer eine gute Partnerschaft gehabt, auch wenn du das vielleicht nicht verstehen kannst, eine gleichberechtigte Partnerschaft." Suzanne schniefte leise. "Zumindest war ich immer davon ausgegangen, aber Tom scheint vergessen zu haben, dass ich für seine Karriere genauso hart gearbeitet habe wie er. Und nun glaubt er, dass er alles einfach so wegwerfen kann, ohne mit mir darüber zu sprechen. Aber ich werde das nicht zulassen.“
"Mom..."
"Würdest du bitte die Koffer und die Sachen irgendwie wegpacken?"
Gwen schob die Koffer in den großen Schrank und legte die Kleidung darauf.
"Und würdest du nun bitte deinen Vater suchen und ihm sagen, dass es Zeit ist, sich umzuziehen?"
Gwen legte die letzten beiden Anzüge auf den Stapel und schob schnell die Schranktür zu. Ihr Vater steckte wahrscheinlich mitten in einer Midlifecrisis, aber jetzt war keine Zeit, die ganze Sache zu analysieren oder sich mit ihm auseinander zu setzen. Jetzt handelte es sich nur noch um Schadensbegrenzung.
Auch wenn Gwen nicht damit einverstanden war, wie ihre Mutter ihr Leben eingerichtet hatte, ganz an der Seite eines erfolgreichen Geschäftsmannes, jetzt ging es erst einmal darum, ihr zu helfen. Sie wusste, wie wichtig diese jährliche Silvesterparty für Suzanne war. Die meisten Gäste waren Geschäftsfreunde, und die Kempners hatten immer das Image vom harmonischen Paar gehabt.
Gwen fand ihren Vater in der Garage. Er stand vor einem brandneuen Jeep, hatte Jeans und ein kariertes Hemd an und war dabei, eine offenbar komplett neue Campingausrüstung in dem Wagen zu verstauen.
"Hallo, Dad. Was ist denn hier los? Hast du ein Pfadfinderlager überfallen?"
"Hallo, Gwen", sagte er ernst. "Du bist sicher auf der Seite deiner Mutter."
Ihr wurde das Herz schwer. "Gibt es wirklich zwei Seiten?"
Langsam zog Tom ein Jagdmesser mit einer langen, gleißenden Klinge aus seinem Lederfutteral. „Ja. Die eine Seite will, dass alles so bleibt, wie es ist. Die andere will das Tempo verringern und wieder mehr Zeit zum Leben haben. So einfach ist das."
"Und dafür brauchst du all dieses Zeug?"
"Damit kann ich in dieser Weit überleben, Gwen." Tom steckte das Messer wieder ins Futteral und verstaute es in einem großen Rucksack.
"Willst du einen dieser Survival-Kurse mitmachen, die für Manager veranstaltet werden?"
"Nein."
"Willst
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