Alles nur Magie
du mit deinen Kollegen auf die Jagd gehen?" Soweit Gwen wusste, hatte ihr Vater bisher nur ein oder zwei Hochseeangeltouren gemacht.
"Nein." Ihr Vater packte weiter. Batterien, Streichhölzer, Reservekanister und eine Campinglampe.
"Was soll das, Daddy?" Gwen klang gereizt. Sie konnte zwar verstehen, dass er sein Leben verändern wollte, aber er musste doch nicht ausgerechnet heute damit beginnen.
"Ich will nicht mehr arbeiten."
Gwen starrte ihn an. Ihr Vater war erst Mitte fünfzig und hatte bisher nie die Idee gehabt, sich vorzeitig pensionieren lassen zu wollen. "Haben sie dich rausgeworfen?"
"Nein!" Er atmete tief durch, als wolle er sich beruhigen. "Ich habe mir eine Blockhütte im Norden an der Pazifikküste gekauft und will dort leben."
"Ganz allein?"
„Es sieht so aus."
„Hast du Mom wenigstens gefragt?"
"Deine Mutter weigert sich, es auch nur in Erwägung zu ziehen."
Die Gegend um Seattle war wirklich wunderschön und momentan sogar sehr in. Ein Ferienhaus dort oben würde vielleicht sogar ihrer Mutter gefallen. "Hast du ihr denn gesagt, was für ein Haus das ist? Ich meine, wie viele Räume es hat, wie viele Bäder, was in der Nähe liegt..."
„Da ist nichts in der Nähe. Das ist ja gerade der Punkt. Die Hütte hat nur einen Raum, einen Herd, der mit Holz befeuert wird, und einen herrlichen Steinkamin.
Und draußen ist ein Brunnen mit klarem kühlen Wasser." Tom riss eine weitere Verpackung auf, holte drei große Batterien heraus und steckte sie in eine Taschenlampe, bereits die dritte, wenn Gwen richtig gezählt hatte.
"Gibt es dort keinen Strom?"
"Braucht man nicht." Er probierte die Lampe aus und verstaute sie im Auto.
„Aber Dad, Mom kann doch schon Hotels nicht leiden, in denen es keinen Zimmerservice gibt. Sie wird dort nie ihre Ferien verbringen wollen."
"Es geht hier nicht um Ferien, ich will da oben leben. Morgen früh fahre ich.
Ein neues Jahr, ein neues Leben. " Tom lächelte und sah eigentlich alles andere als verrückt aus. Im Gegenteil, Gwen hatte ihn noch nie so glücklich gesehen.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Aber was ist nun mit der Party.
Tom legte ihr den Arm um die Schultern und lächelte sie herzlich an. "Geh und hilf deiner Mutter."
Gwen nickte nur und ging wieder ins Haus zurück. Lenny klimperte etwas auf dem Klavier, und Katherine gab Anweisungen für die letzten Handgriffe. Das Buffet sah beeindruckend aus. Laurie flirtete immer noch mit dem Barkeeper, während die anderen die Gläser polierten.
Ihre Mutter war nicht zu sehen.
Auch gut. Sie ging zu der Bar in der Eingangshalle, bestellte sich einen Scotch auf Eis und stürzte ihn herunter, ohne lange nachzudenken. Whisky war ein Männergetränk, also sollte sie sich allmählich daran gewöhnen.
Eine Parfümwolke kündete ihre Mutter an.
"Wo ist Tom?" fragte Suzanne und trat neben sie.
"Der ist noch in der Garage."
"Und die Brillsteins sind bereits hier. Ich habe Sophies neuen Jaguar in der Einfahrt gesehen." Suzanne presste kurz die Lippen zusammen, setzte dann aber ihr strahlendstes Partylächeln auf, als die Türglocke ging. Sie straffte die Schultern und öffnete schwungvoll die Tür. "Hallo Charles! Sophie! Wie schön, dass ihr gekommen seid!"
"Laurie, bitte verlass mich nicht!" flehte Gwen Laurie an, die sich vor dem Schlafzimmerspiegel hin und her drehte. "Wenigstens nicht wegen eines Barkeepers."
"Aber Gwen, Herzchen. Wenn du dich dabei besser fühlst, lass dir sagen, dass Brian nicht immer hinter der Bar arbeitet, sondern das nur aushilfsweise für seinen jüngeren Bruder Übernommen hat. Eigentlich hat er Jura studiert." Sie griff nach ihrer Jacke und ihrer Handtasche. "Wir haben heute Abend drei neue Cocktails erfunden. Einen hat er nach mir benannt."
Gwen hätte nichts dagegen gehabt, einen dieser Cocktails gleich zu probieren.
Seit dem Scotch vor drei Stunden hatte sie keinen Drink mehr gehabt. Und in diesen drei Stunden war ihre Mutter nervös durch alle Räume geflattert und hatte so getan, als sei alles in Ordnung. Das glaubte ihr natürlich kein Mensch, denn Tom war in seiner Jeans aufgetaucht, hatte seinen Abschied vom Berufsleben verkündet und jedem, der es sehen wollte, seine perfekte Ausstattung und Fotos von der Hütte gezeigt.
Und immer, wenn Suzanne von "unserem Ferienhaus" sprach, korrigierte er sie ruhig, aber unerbittlich.
Es war auch nicht besonders hilfreich, dass er seinen alten Geschäftsfreunden seine wahre Meinung über ihren Job mitteilte und darüber,
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