Alles oder nichts
die Versicherung zur Zahlung veranlassen können?«
»Das glaube ich.«
Dr. Gelderfield zeigte plötzlich Erregung. »Und wie wollen Sie das anstellen?«
»Ich warte auf den nächsten Santana. Heute abend ist meiner Meinung nach einer zu erwarten.«
»Sie wollen also ein Experiment ausführen?«
»Ja.«
»Es wäre wunderbar, wenn es Ihnen gelänge, Donald«, sagte Mrs. Devarest.
Dr. Gelderfield musterte sie mit der Miene des um das Wohl seines Patienten besorgten Arztes. »Es ist sicher nicht gut für dich, wenn du dabei bist, Colette. Du wirst dich zu sehr aufregen, die Anstrengung für dich ist zu groß. Und wenn wir enttäuscht werden sollten, weil der Wind nicht stark genug weht, um die Tür zu schließen, könntest du einen empfindlichen Rückfall erleiden.«
»Aber Warren, ich möchte unbedingt dabeisein.«
Dr. Gelderfield sah auf seine Uhr. »Um welche Zeit wollen Sie das Experiment vornehmen, Lam?«
»Sobald der Sturm ausbricht. Ich kann vom Wetteramt bis auf etwa eine halbe Stunde genau den Zeitpunkt erfahren, wann das Unwetter beginnt.«
Dr. Gelderfield nagte an seiner Unterlippe. »Nun gut«, sagte er dann mit plötzlichem Entschluß, »ich werde versuchen, hier zu sein. Wenn ich komme, darfst du dir den Versuch von deinem Rollstuhl aus mit an-sehen, Colette. Falls ich nicht kommen kann, ist es besser für dich, du läßt dir nachher das Ergebnis berichten. Und vergiß eines nicht: Du darfst auf keinen Fall Treppen steigen.«
»Ich möchte aber doch so gern dabeisein, Warren«, bat Mrs. Devarest.
»Wissen Sie schon, wann mit dem Sturm zu rechnen ist, Lam?« fragte Dr. Gelderfield.
»Das Wetteramt erwartet ihn gegen neun Uhr.«
»Ich will versuchen, pünktlich hier zu sein«, versprach der Arzt mit einem freundlichen Lächeln für seine verwöhnte Patientin. »Ich bin soweit, Lam, wenn es Ihnen recht ist«, wandte er sieh dann wieder an mich.
Ich folgte ihm auf die Straße. »Wo haben Sie Ihren Wagen stehen?« fragte ich.
»An der nächsten Ecke.«
»Ich habe ihn nicht gesehen, als ich herkam.«
»Ich stelle ihn selten direkt vor dem Haus ab. Lam, ich wollte Sie nur über Mrs. Devarests Zustand aufklären. Sie glaubt, daß sie nur einen Nervenschock erlitten hat, aber es steht bedeutend ernster um sie.«
»Wirklich? Und sie selbst weiß es nicht?«
»Dr. Devarest wollte nicht, daß sie es erfahren sollte.«
»Was fehlt ihr denn?«
Ablehnend erwiderte er: »Das braucht Sie nicht zu interessieren. Ich will nur, daß Sie über ihren Zustand im allgemeinen informiert sind. Ich kann nicht dulden, daß meine Patientin einem schweren Schock ausgesetzt wird. Wenn Sie also etwas entdecken, was ihr einen Schock versetzen oder gar Ärger für sie bedeuten könnte, muß ich Sie dringend bitten, es vorher mir mitzuteilen, ehe Sie Mrs. Devarest darüber berichten, damit ich den geeigneten Zeitpunkt, vom physischen Standpunkt aus gesehen, meine ich, bestimmen kann.«
»Und was meinen Sie mit Dingen, die Ärger für sie bedeuten könnten?«
Er sah mich fest an. »Daß Dr. Devarest ein Doppelleben führte.«
»Sind Sie dessen sicher?«
»Ich habe allen Grund, es anzunehmen.«
»Schon seit längerer Zeit?«
»Auch das ist eine Angelegenheit, die außerhalb des Bereiches Ihrer Nachforschungen liegt. Ich werde übrigens selbst das Wetteramt anrufen und mich rechtzeitig bereit halten. Wenn ich anwesend bin, kann Mrs. Devarest dem Experiment beiwohnen, aber unter keinen Umständen darf sie es, wenn ich nicht dasein sollte. Es könnte sein, daß ich ihr sehr schnell eine Injektion verabreichen muß.«
»Sie verordnen also für Ihre Patientin, daß sie keinen Ärger haben darf. Bezieht sich das auch auf andere Dinge als die Seitensprünge ihres Mannes?«
Er stieg in seinen Wagen und zog seine Handschuhe an. »Das Gefährlichste ist Ärger für sie. An nächster Stelle steht Kummer. Diese beiden Empfindungen müssen ihr unter allen Umständen ferngehalten werden.«
»Und wie steht es mit Freude, einem plötzlichen Triumph?«
»Es geht um Ärger und Sorge. Ich versuche, sie nach besten Kräften davor zu schützen, und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich dabei unterstützten.«
»Besteht keine Möglichkeit, ihr Leiden endgültig zu heilen?« fragte ich.
Dr. Gelderfield sah mich scharf an. »Ich sehe nicht ein, weshalb ich Ihnen mehr sagen soll, als daß sie vor Kummer und Sorge bewahrt werden muß. Wenn Sie etwas über die Affären von Dr. Devarest ausfindig machen, kommen Sie am besten damit zu
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