Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
dem Namen Transportation Alternatives, erfuhr ich, dass die Chancen, ein funkelnagelneues Fahrrad vor dem Diebstahl zu bewahren, quasi gleich null waren. Die einzige erfolgversprechende Methode, sich davor zu schützen, bestand darin, ein Fahrradzu benutzen, das weniger kostete als das Schloss. Bloß gut, dass ich mir kein neues gekauft hatte.
Michelles CO2-freie Transportalternative bestand darin, ein altes Paar silberner Prada-Sneaker aus dem Schrank zu holen und sie für eine Generalüberholung zum Schuhmacher zu bringen. Außerdem kaufte sie sich noch ein neues Paar von Converse. Sie hatte vor, jeden Tag die vierzig Blocks zur Arbeit zu Fuß zu gehen, allerdings nicht in irgendwelchen Tretern. Ja, Michelle wollte den Planeten retten, aber sie wollte dabei den richtigen Lippenstift, die richtige Sonnenbrille und die richtigen Schuhe tragen.
»Du solltest dir vielleicht ein Fahrrad zulegen«, sagte ich. »Das ginge wesentlich schneller.«
»Das Thema haben wir schon ganz zu Anfang geklärt«, erwiderte Michelle.
Wegen eines schon länger zurückliegenden Vorfalls, in dem ich, ein Fahrrad, die Straßen von New York, ein gebrochener Knochen und ein Rettungswagen vorkamen, war Michelle auch nicht allzu begeistert darüber, dass ich mit dem Rad unterwegs war. Aber dazu kommen wir später. Fürs Erste belassen wir es dabei, dass Michelle mir das Versprechen abnahm, den Bereich von Midtown zu meiden, wo der Verkehr am stärksten war – ein Versprechen, das ich nur so lange halten würde, bis es mir gelang, sie umzustimmen.
Ohne die Alternative öffentlicher Verkehrsmittel war die Midtown-Tabuzone nicht praktikabel. Genau wie Michelles Weigerung, sich ebenfalls ein Fahrrad zuzulegen. Die täglichen vierzig Minuten Fußweg zur Arbeit, die sie sich vorgenommen hatte, würden ihr bald auf die Nerven gehen. Ich sah bereits Streitereien am Horizont auftauchen. Aber darum würde ich mich kümmern, wenn es so weit war.
Übrigens: Trotz der schlechten Presse, die die Treibhausgase in letzter Zeit bekommen haben, halten sie uns am Leben. Oder genauer gesagt, sie ermöglichen es überhaupt erst, dass wir geboren werden. Denn der sogenannte Treibhauseffektsorgt dafür, dass auf der Erde lebensverträgliche Temperaturen herrschen. Auf dem Mond zum Beispiel, der keine Atmosphäre und somit auch keinen Treibhauseffekt hat, herrschen tagsüber Temperaturen wie im Schmelzofen und nachts wie am Nordpol im Winter. Auf der Erde hingegen helfen die Treibhausgase in der Atmosphäre, es uns gemütlich zu machen.
»Ohne den Treibhauseffekt wären wir alle tot«, sagen die Leugner des Klimawandels gerne, »also was soll das ganze Theater?« Aber das Problem ist nicht der Treibhauseffekt als solcher. Das Problem ist, dass er sich verstärkt, und zwar durch uns Menschen.
Das alles habe ich übrigens vor allem deshalb herausgefunden, weil ich heimlich natürlich doch mit dem Rad durch den Höllenverkehr in Midtown gefahren bin, in der Hoffnung, dass meine Frau nichts davon mitkriegt, und weil ich mir dachte, wenn ich schon Besuche bei meiner armen Mutter absage, sollte ich wenigstens wissen, wovon ich rede.
Den gängigen Theorien zufolge haben einige natürlich in der Erdatmosphäre vorkommende Gase, wie beispielsweise Sauerstoff und Stickstoff, wenig oder gar keinen Einfluss auf die Erderwärmung. Die Strahlen der Sonne durchdringen die Atmosphäre und erwärmen die Erdoberfläche. Die Erde wiederum strahlt einen Teil dieser Wärme, ungehindert von Sauerstoff und Stickstoff, zurück ins All. Doch einige andere natürliche Komponenten der Atmosphäre, wie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid und Höhenozon, fangen diese zurückgestrahlte Sonnenwärme ab und halten sie fest – der Treibhauseffekt. Das war, wie ich schon gesagt habe, bisher eine absolut hervorragende Sache.
Seit dem Beginn der industriellen Revolution jedoch haben die Aktivitäten der Menschen – vor allem die Verwendung fossiler Brennstoffe, das Abholzen der Wälder und die Viehhaltung – dafür gesorgt, dass die Menge dieser natürlich vorkommenden Treibhausgase immer weiter zugenommenhat. Obendrein haben wir der Atmosphäre noch einen Cocktail verschiedener anderer Treibhausgase hinzugefügt, der dort normalerweise nichts zu suchen hat, unter anderem Tiefenozon und Halogenkohlenwasserstoffe.
Je mehr wir unsere Atmosphäre mit diesen Gasen füllen, je mehr wir also den Treibhauseffekt verstärken, desto mehr von der Sonnenstrahlung wird
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