Alles paletti
Sachen.«
»Das ist überall so. El Niño.«
Er sah, wie der Israeli, der getankt hatte, auf seinen Freund zuging. Der Junge am Telefon klemmte den Hörer zwischen Schulter und Ohr und fuhr mit der Hand tief in die Hosentasche seiner Jeans. Er holte etwas von dort heraus und gab es dem anderen, der nun ins Restaurant kam. Monty versuchte, unbemerkt am Rand zu bleiben. Der Junge nahm etwas und fragte die Verkäuferin: »Haben Sie vielleicht Sonnenblumenkerne?«
Ganz ohne Zweifel, der Akzent war israelisch.
Monty beschloss, hinauszugehen und sich wieder am Telefon anzustellen. Er ging schnell am Auto vorbei und suchte die Kurznotizen, die er sich über die Israelis gemacht hatte. Da waren sie. Jonsy und Izzi.
Jonsy legte den Hörer auf, sagte: »Bitte«, und wandte sich dem Lastwagen zu.
»Wieso brauchst du so lange?«, meldete sich Psych sofort am anderen Ende der Leitung mit dem Mund voller koreanischer Nudeln.
»Er hat die ganze Zeit das Telefon besetzt gehalten.«
»Er hat nur einen Anruf ins Büro gemacht, wollte Telefonnummern. Wir checken sie gerade durch.«
»Er wirkte ziemlich nervös«, sagte Monty leise, während er in Richtung des Lastwagens spähte. Jonsy und Izzi standen daneben und redeten miteinander. Sie schienen es nicht eilig zu haben. Psych erzählte ihm unterdessen, was Cornelia und er beschlossen hatten. Das brachte Montys Herz endgültig zum Rasen. Er spürte wieder diese Schwäche, dieses Ziehen im Bauch, den unmittelbaren Drang, auf die Toilette zu müssen. Er sagte mit gepresster Stimme in den Hörer: »Okay, bye«, und legte auf.
Es war ein schwerer Gang, den er antrat.
Sie erschienen ihm wie eine Ewigkeit, diese zwanzig Schritte.
Er räusperte sich, versuchte sich zu beruhigen.
Er war sich peinlich genau jedes einzelnen Schritts bewusst, jeder Bewegung, jeder Veränderung in seinem Gesichtsausdruck.
Nun hatten sie bemerkt, dass er auf sie zukam.
Jetzt sahen sie ihn an.
Seine Hand in der Hosentasche streichelte die FBI-Marke.
Wann sollte er sie herausziehen? Zehn Schritte vor ihnen? Nachdem er sie erreicht hatte?
Wo sollte er mit ihnen sprechen? Hier vor dem Lastwagen? Im Restaurant?
Sein Blick traf Izzis Augen, der ihn ebenfalls ansah.
Er atmete tief durch. Shit.
Zog die Marke heraus und präsentierte sie ihnen.
Sie sahen den silbernen Stern.
Und es gelang ihm, ohne dass seine Stimme kippte, zu sagen: »Agent Montgomery, FBI, ich habe einige Fragen an Sie.«
JAKE IS BACK
In den Nachrichten sprachen sie wieder über Monica Lewinsky. Diese Woche würde sie aussagen. Das war die Woche, auf die alle gewartet hatten, und ganz besonders sie selbst, da sie einige Wochen im Wartezustand zu Hause verbracht hatte.
Schlomi sagte: »Was ist das für ein Schwachsinn? Worum geht es, hat sie ihm einen geblasen?«
»Ja, hat sie«, antwortete Chaim. Er war ruhelos seit dem Anruf dieses Typen, der gesagt hatte, er habe Jonsy und Izzi gesehen. Er mochte ihn nicht, wer immer er auch war. Ein dämliches Spiel, so anzurufen und aufzulegen.
»Und wozu das ganze Geschrei? Was will dieser Kenneth Starr?« Schlomi blieb beim Thema.
»Er will auch solche jungen Mädchen vögeln.«
»Verletzt das die Staatssicherheit, wenn sie ihm einen bläst?«
»Die Staatssicherheit nicht unbedingt, aber, nu, die Glaubwürdigkeit des Präsidenten oder so was, wahrscheinlich«, erwiderte Chaim ungeduldig.
»Allmächtiger Herr im Himmel, mit so was beschäftigen die sich? Das erinnert mich …« Doch Schlomi kam nicht dazu zu sagen, woran ihn das erinnerte, denn die Blaulichter im Rückspiegel ließen ihn verstummen. Chaim hörte die Sirene und schloss gequält die Augen. »Schlomi, was soll nur aus dir werden«, sagte er heiser.
Schlomi beobachtete niedergeschlagen im Seitenspiegel, wie sich der Polizist näherte.
Nachdem sie die Prozedur abgewickelt und die Strafe gezahlt hatten, kam Chaim auf das Thema zurück: »Man sagt, die Sache sei die, dass der Präsident und seine Leute Druck ausgeübt hätten, damit die ganzen Mädchen Stillschweigen bewahrten - das ist sein Verbrechen, verstehst du?«
»Nein«, entgegnete Schlomi, »wo ist das Verbrechen dabei?«
»Gennifer Flowers hat er eine Arbeit angeboten, damit sie den Mund hält. Quasi Bestechung. Und jetzt leugnet er es«, erklärte Chaim.
Das Telefon läutete. Chaim betrachtete es und ließ es noch ein wenig klingeln, bevor er auf den Knopf drückte und mit der größtmöglichen Gleichgültigkeit, die er aufzubringen vermochte,
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