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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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sagte zu Psych: »Ich bin in Trent, Texas. Ich glaube, sie sind nicht weit.« Monty hatte nie Fotos von den israelischen Movern gesehen, aber etwas an Jonsy erregte seine Aufmerksamkeit. Die Art, wie er am Zaun lehnte, die Augen zusammenkniff, geradeaus in den texanischen Mittag starrte - das hatte irgendetwas Vertrautes.
    »Trent … ja, ich seh’s jetzt auf der Karte«, erwiderte Psych in New York. »Ah, mir ist noch was Neues eingefallen. Ihr Boss, Chaim, hat ein Abhörgerät an dem gleichen Telefon installiert, das wir abhören. Er hat endlich gecheckt, dass die Prinzessin den Kameraden im Laster sämtliche Informationen weitergibt. Von jetzt an weiß er also genauso gut wie wir über ihre Bewegungen Bescheid und wird natürlich weniger von seinen Bewegungen verraten.«
    Plötzlich begriff Monty, was ihm an dem Jungen, der am Zaun auf das Telefon wartete, so bekannt vorkam. Er sah wie ein Israeli aus. Monty kannte die Sorte - es lag irgendwie am Ausdruck. Und der Ausdruck dieses Jungen, abgesehen davon, dass er beunruhigt wirkte, sah für Monty israelisch aus. Ein bisschen merkwürdig, mitten in Texas.
    »Noch was?«, fragte Psych ungeduldig. Monty hob den Blick und sah den zweiten Jungen. Stand an der Zapfsäule. Tankte. Ein Lastwagen. Weiß.
    Monty Cohen schluckte seinen Speichel und drehte dem Jungen den Rücken zu. Sein Herz begann in verrücktem Takt zu pochen. Er erinnerte sich an Harry, den Automechaniker von New Madrid, der am Morgen zu ihm gesagt hatte: »Er ist total weiß, außer dem Dach, das ist blau geblieben, weil ich nicht mehr genug Farbe hatte.« O Gott.
    »Nur eine Sekunde, Psych. Sie sind hier.«
    »Was? Wer?«

    »Die Mo…«, Monty senkte hastig die Stimme. »Die Prinzen des Nahen Ostens sind hier. Neben mir. An der Tankstelle. Einer von ihnen wartet hinter mir auf das Telefon, von dem aus ich spreche. Ich sehe sie. Ich sehe den weißen Lastwagen. Was soll ich tun?«
    »Was? Ist das dein Ernst?«
    »Was soll ich machen?«, drängte Monty.
    »Ähm … vielleicht festnehmen? Zum Verhör?«
    »Vielleicht? Sag mir auf der Stelle, was ich tun soll, Psych. Und zwar sicher, nicht vielleicht. Frag Cornelia …« Monty fing in seinem Pullover zu schwitzen an.
    Auch Psych in New York begann, die Fassung zu verlieren. »Cornelia ist gerade raus, um Essen von der Koreanerin zu holen …«
    »Vielleicht lasse ich ihn jetzt telefonieren, und inzwischen denkt ihr dort nach?«, schlug Monty hastig vor.
    »Ja … verlier sie nicht. Ruf in ein paar Minuten wieder an.«
    Als Monty einhängte, wandte er sich an den Jungen und sagte: »Bitte sehr.« Als er die Antwort hörte, »Vielen Dank«, identifizierte er den Akzent. Er betrat das Restaurant, von wo aus er zu Jonsy hinausspähte, der nun telefonierte. Dann wanderte sein Blick zu Izzi an der Tanksäule. Da sind sie also, dachte er. Halb Amerika habe ich durchquert, um diese dummen Visagen zu sehen - und was jetzt? Ich habe keine Ahnung.
    Montgomery Cohen hatte keinerlei Erfahrung mit Auftritten, wo er die Marke zu zücken und aufzusagen hatte: »FBI, bitte folgen Sie mir.« Zwar hatte er solche Szenen unzählige Male im Fernsehen gesehen und auch vereinzelt im richtigen Leben, doch es waren immer andere, viel härtere als er gewesen, die das gemacht hatten. Er tastete nach seiner Dienstmarke in der Hemdtasche unter dem Pullover, zog sie heraus
und versenkte sie in der vorderen Hosentasche. Falls nötig, würde er sie von dort herausziehen. Er probte im Stillen mehrmals hintereinander den Satz, »Agent Montgomery Cohen, FBI, bitte folgen Sie mir«, und unterbrach sich plötzlich. Moment mal, schoss ihm durch den Kopf, da gibt es zwei Probleme. Erstens, »Bitte folgen Sie mir« - wohin soll ich sie bringen? Wir befinden uns in irgendeinem Loch mitten in Texas. Zweitens, mein Name ist nicht gut für diese Situation. Sie werden gleich mitkriegen, dass ich Jude bin, und mich zu manipulieren versuchen. Er beschloss zu sagen: »Agent Montgomery, FBI, ich habe einige Fragen an Sie.«
    Er kannte diese Aufregung vor einer wichtigen Aktion. Es grummelte in seinem Bauch. Er ging auf die Toilette, hatte Durchfall. Als er herauskam, atmete er auf. Jonsy stand noch immer an dem öffentlichen Telefonapparat, machte ausholende Gesten mit der freien Hand.
    Das Restaurant war leer, außer der Besitzerin, die ihn an Roseanne erinnerte. Er lächelte sie freundlich an und fragte: »Regnet es hier immer so?«
    »Im April? Fast nie. Aber dieses Jahr passieren hier verrückte

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