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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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siebter und achter entlang, prangt die Werbung für einen neuen Film, der im Sommer anlaufen soll: »Godzilla - die Größe ist doch entscheidend.«
    Er setzt sich in einen Diner, den ihm Jonsy und Ohed empfohlen haben. Er ist der Einzige dort. Der Diner ist kahl, die Wände bräuchten dringend einen Anstrich, der Kellner ist gelangweilt und der Salat, den er bestellt, grässlich. Die E-Mail, die er an Daphna geschrieben hat, hat ihn an das Intermezzo mit Brenda erinnert, das ihm nun nicht mehr aus dem Kopf geht. Er ist wütend auf sich selbst, wütend, dass er sich nicht gebremst hat, wütend über den Stolz, den er immer noch fühlt, und weil er alle Stadien des Akts noch einmal ablaufen lässt, wie das Playback eines Fußballspiels.
    In den warmen Frühlingstagen riechst du diesen Geruch von Kellern und Waschmaschinen, diesen Geruch des New Yorker Sommers. Ein erstickender, modriger, heißer Geruch, dieser Geruch von New York, den du erst nach einem ganzen langen Winter zu lieben anfängst, besonders nach einem verrückten El-Niño-Winter. Die letzten Tage waren warm, doch jetzt regnet es heftig, ganze Sturzbäche. Izzi verlässt den Diner und trabt im Regen nach Norden weiter. Er legt eine kurze Pause unter dem Vordach von Snoopy ein, einem chinesischen Restaurant. Neben ihm steht eine betrunkene Frau, gleich darauf
nähert sich ein ungeheuer fetter Mann, der auf dem Gehsteig ausgleitet und fast stürzt.
    Izzi betritt den Waschsalon. Er verteilt die Kleider auf die Maschinen, schüttet Waschpulver und Münzen hinein - ein Vierteldollar für acht Minuten Waschbetrieb. Neben ihm sitzt ein junger Typ, der ausgerechnet die Zeitung Ma’ariv liest. Sie plaudern ein bisschen. Er heißt Eitan, ein Schauspieler, der Arbeit sucht. Als Izzi nach Hause kommt, ist die Zimmertür von Chen und Jonsy immer noch geschlossen.
     
    »Ich glaub’s nicht, dass du mir das antust.«
    Chen hat Tränen in den Augen. Jonsy versucht, sich hart zu geben, doch seine Stimme bricht, wird höher als gewöhnlich. »Nicht weinen«, bittet er. Er umarmt sie und streichelt ihr Haar. Sie umarmt ihn auch.
    »Wie soll ich da nicht weinen? Im Prinzip sagst du mir, dass du nach diesem Trip mit New York und mit Chaim fertig bist. Was soll ich denn glauben, dass du über mich, über uns zwei denkst? Du weißt, dass ich bleiben will, dass ich mich schon an der Columbia beworben habe. Dass es für mich gerade nichts Passenderes auf der Welt gibt, als hier zu wohnen und bei Sababa zu arbeiten. Du wirfst das einfach weg.«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich bleiben werde … ich bin schon sechseinhalb Jahre in dieser Stadt …«
    »Aber du hast gesagt, dass du Teilhaber in der Firma wirst, dass du keinen Grund mehr hast, nach Israel zurückzukehren, dass …« Sie steckt ihre Nase tief in seine Brust und zittert ein paar Sekunden. »Sag mir die Wahrheit, willst du dich von mir trennen?« Als sie das hervorstößt, wird ihre Stimme schrill. »Ich verstehe nicht, warum«, sagt sie, »ich versteh es nicht.«

    »Du verstehst sehr gut, warum«, erwidert Jonsy, »es tut mir leid. Ich muss auch an mich selber denken. Ich kann nicht mit ihm weiterarbeiten.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Welche Frage?«
     
    »Daphna?«
    »Izzi!!!«
    »Hast du meine Mail gekriegt?«
    »Klar hab ich sie gekriegt. Ihr geht schon wieder auf die Reise?«
    »Ja, morgen. Was gibt’s Neues?«
    »Wohin?«
    »Minnesota, Texas, Florida. Und es gibt noch einen Ort, den wir noch nicht wissen.«
    »Wow. Ich bin krank. Anscheinend bloß eine Grippe. Obwohl es draußen heiß ist.«
    »Heiß? Hier regnet es wie verrückt. Ich bin jetzt eine halbe Stunde durch den Regen gelaufen.«
    Als er ihr Lachen hört, zieht sich in ihm alles zusammen. Du Idiot, flüstert er innerlich und kneift hart die Augen zu. Es schmerzt ihn, dass er ihr das angetan hat. Aber sie wird es nie erfahren. Das hat er jetzt beschlossen. Auch er wird es in einigen Tagen vergessen haben. Brenda wird aus dem Protokoll gestrichen.
    Jonsy kommt ins Wohnzimmer, und keiner von beiden achtet darauf, dass die Augen des anderen gerötet sind.
    Jonsy sagt: »Wir fahren morgen auf einen Sprung bei Jigal, dem Maler, vorbei, auf dem Weg nach Brighton Beach. Wir verfolgen diesen Plan jetzt.«
    Izzi nickt. Jonsy präpariert sich ein Bhangpfeifchen und
raucht es weg. Stopft noch eines, bietet es Izzi an. Izzi will nicht. Jonsy zieht es sich auch noch rein.
     
    Als Jonsy ins Zimmer zurückkehrte, schlief Chen schon auf ihrer

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