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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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sagen, dass er seine Sachen packen und verschwinden solle. Aber jetzt musste sie sich beruhigen, diese Nacht irgendwie überstehen. Sie fuhr sich mit der Hand übers Haar. »Okay, Crazy Horse
stellte also die Bedingung auf, dass sie nicht bestraft werden durfte. Er nahm die Verantwortung auf sich. No Water willigte ein. Er gab Crazy Horse sogar sein bestes Pferd, als Friedensangebot, und er und die Squaw Black Buffalo übersiedelten in den Stamm von Red Cloud.
    Doch in Wirklichkeit versöhnten sich die beiden nie. Die Geschichte störte die Stammesharmonie. No Water beschuldigte den Medizinmann, er habe Black Buffalo einen Trank zusammengebraut, der sie dazu gebracht hatte, die Vernunft zu verlieren. Im Kreis der Häuptlinge stand Crazy Horse als der Schlechte und der Schuldige da - er hatte sich die Frau eines anderen Mannes genommen. No Water vergaß ihm das nie.
    Nach diesem Vorfall konnte Crazy Horse kein Hemdenträger mehr bleiben. Er war an der Aufgabe gescheitert, das Interesse des Stammes über alles andere zu stellen. Einige Zeit später gebar die Squaw Black Buffalo zum vierten Mal. Es war ein Mädchen, und es war auffallend hellhäutig im Gegensatz zu ihren Brüdern und No Water. Vielleicht war sie die Tochter von Crazy Horse. Sie lebte bis in die Vierzigerjahre dieses Jahrhunderts.«
    Jake stieß wieder einen Pfiff aus. Er sagte: »Sag mal, die, die keine Hemden trugen, war denen nicht kalt im Winter?« Da gewahrte er die Lichter der Raststätte und deutete darauf. Jane nickte.
    »Kurze Zeit danach nahm sich Crazy Horse eine Frau, mit der alle einverstanden waren, mit Namen Black Scarf. Anscheinend lernte er sie lieben, und er kam mit ihr zur Ruhe, du weißt schon. Doch zu seinem Pech war sie krank. Später nahm sich Crazy Horse eine zweite Frau, halb vom Stamm der Cheyenne, halb Französin. Aber meine Schlussfolgerung ist, dass Crazy Horse allem Anschein nach nie seine aussichtslose
Liebe zur Squaw Black Buffalo überwunden hat. Darüber hinaus stiftete das Scheitern seiner Liebe und Leidenschaft, meiner Meinung nach, bei seinen Leuten Verwirrung. Es beeinflusste sogar die Ergebnisse der Kämpfe der Stämme zu jener Zeit. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Er war lange Phasen auch wegen der Menschen deprimiert, die er in seinem Leben verlor - seine Freunde Humph und Lonely Bear, seinen aufsässigen Bruder Little Hawk, der dummerweise bewaffnete Minenarbeiter angriff, seine erste Frau Black Scarf und seine kleine Tochter, die an der Cholera starb. Es war eine lange Liste. Die Verluste, quasi, haben sich zweifellos auf ihn ausgewirkt. Da, wir sind angekommen. Rest Area. Da sind Leute.«

ZATOKA - HAIFA - NEW YORK
    Als Pozailov Vladimir Berkovich anrief, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen, saß dieser an dem Tisch in seiner Stammecke im Restaurant Zatoka, eine Zigarre in der einen Hand, während er mit der anderen nervös seinen Schnurrbart streichelte. Vladimir war eine knappe Stunde zuvor auf dem La-Guardia-Flughafen gelandet und hatte ein Taxi zum Restaurant genommen. Er wollte gehackte Leber und Wareniki, gefüllte Teigtaschen, essen und von Pozailov die nötigen Auskünfte erhalten. Er wollte nicht nach Hause zurückkehren. Er wusste, daheim würden die üblen Gedanken wiederkommen.
    Was Pozailov zu berichten hatte, erfreute ihn nicht. Es gab keinen Satz, den Vladimir mehr hasste als »Ja nitschewo ne
snaju« - ich weiß gar nichts. Man hatte nichts von den Movern gehört, sie reagierten nicht auf Signale, vielleicht hatten sie keine Batterien im Piepser. Das war alles, was Pozailov zu sagen wusste. Und das hatte Vladimir gerade noch gefehlt.
    Er hatte sich wohlgefühlt in Minnesota. Er war zufrieden mit der Präsentation gewesen und zufrieden mit dem Fortschritt, zufrieden mit den Movern, die Uncle Sam geschickt hatte. Er hatte sogar erwogen, noch eine Nacht in der Villa zu bleiben. Doch nun war das gute Gefühl verschwunden. Bei der Landung in New York war ihm übel geworden, und Pozailovs Nachrichten bereiteten ihm Bauchkrämpfe. Er hatte keine Kraft mehr für Enttäuschungen.
    Er bat die Kellnerin um einen Tee mit etwas Milch und Wodka, um die herrliche gehackte Leber besser hinunterrutschen zu lassen, und schaute sich die Gäste ringsherum an. Sechs bis sieben, und sogar das war ihm zu viel. Er wollte keine Menschen sehen, sie wirkten böse auf ihn, mit zu scharfen Augenbrauen, zu großen Augen, zu langen Nasen. Da, da war es wieder. Er atmete tief durch und schloss die Augen. Warum

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