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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fallen.
    Die Zauberer wußten nicht recht, was sie von der Sache halten sollten. Allem Anschein nach erzielten religiöse Objekte nicht die erhoffte Wirkung.
    »Es tut mir sehr leid, daß ich euch solche Mühe bereite«, meinte Windle.
    Die Miene des Dekans erhellte sich plötzlich.
    »Tageslicht!« rief er aufgeregt. »Helles Tageslicht versagt bestimmt nicht!«
    »Schnappt euch den Vorhang!«
    »Schnappt euch den anderen Vorhang!«
    »Eins, zwei, drei… jetzt !«
    Sonnenschein strahlte ins Zimmer. Windle kniff geblendet die Augen zu.
    Die Zauberer hielten gespannt den Atem an.
    »Tut mir leid«, sagte Poons. »Es scheint nicht zu klappen.«
    Die Zauberer ließen den angehaltenen Atem enttäuscht entweichen.
    »Spürst du denn überhaupt nichts ?« fragte Ridcully.
    »Fühlst du vielleicht ansatzweise das Bestreben, dich aufzulösen und in Staub zu verwandeln?« erkundigte sich der Oberste Hirte hoffnungsvoll.
    »Meine Nase pellt, wenn ich zu lange in der Sonne bleibe«, antwortete Windle. »Falls euch das was nützt…« Er lächelte schief.
    Die Magier sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
    »Verlaßt das Zimmer«, sagte der Erzkanzler, und daraufhin kehrten die Zauberer hastig in den Flur zurück.
    Ridcully folgte ihnen, und in der Tür blieb er noch einmal stehen, blickte zu Windle und hob einen mahnenden Zeigefinger.
    »Deine sture Haltung wird dir nicht zum Vorteil gereichen«, sagte er und ließ die Tür hinter sich ins Schloß fallen.
    Nach einigen Sekunden lösten sich die vier Schrauben an der Klinke langsam aus dem Holz, stiegen auf und schwebten eine Zeitlang dicht unter der Decke, bevor sie sich der Schwerkraft entsannen und zu Boden fielen.
    Windle dachte eine Weile darüber nach.
    Erinnerungen. Er hatte eine Menge davon. Hundertdreißig Jahre Erinnerungen. Als Lebender hatte er sich nicht einmal an ein Prozent davon erinnert, aber jetzt, als Toter, herrschte in seinem Kopf nicht mehr das übliche Durcheinander. Das Ich war von allem Ballast befreit, und deshalb konnte er selbst längst vergessen geglaubte Reminiszenzen ganz deutlich spüren. Was er jemals irgendwo gelesen oder gesehen hatte – alles da, in langen Reihen, wohlgeordnet. Alles an seinem Platz.
    Drei unerklärliche Phänomene an einem Tag. Sogar vier, wenn man auch seine fortgesetzte Existenz berücksichtigte. Das war wirklich unerklärlich.
    Jemand mußte eine Erklärung dafür finden.
    Jemand, ja. Besser gesagt: jemand anders. Derartige Probleme fielen nicht in Windle Poons Zuständigkeitsbereich.
     
    Die Zauberer kauerten vor der Tür des Untoten.
    »Habt ihr alles?« fragte Ridcully.
    »Warum überlassen wir es nicht den Bediensteten?« murmelte der Oberste Hirte. »Es ist würdelos.«
    »Weil ich möchte, daß es auf die richtige Weise geschieht, mit Würde«, erwiderte der Erzkanzler. »Wenn es darum geht, einen Zauberer dort zu begraben, wo sich zwei Wege treffen, und wenn ihm außerdem auch noch ein Stock in den Leib gehämmert werden soll… Dann sollten sich Zauberer darum kümmern. Außerdem sind wir seine Freunde.«
    »Was hat es mit diesem Ding auf sich?« fragte der Dekan und betrachtete den langen Gegenstand in seinen Händen.
    »Man bezeichnet es als Schaufel«, entgegnete der Oberste Hirte. »Ich habe gesehen, wie Gärtner solche Werkzeuge benutzten. Man stößt das spitze Ende in den Boden, und dann… Und dann wird’s kompliziert.«
    Ridcully spähte durchs Schlüsselloch.
    »Er liegt wieder im Bett.« Der Erzkanzler richtete sich auf, klopfte Staub von den Knien und griff nach der Klinke. »In Ordnung«, brummte er. »Auf mein Kommando. Eins… zwei…«
    Der Gärtner Modo hatte gerade die Hecke gestutzt und rollte die mit Gartenabfällen gefüllte Schubkarre zum Feuer, das hinter den Forschungslaboratorien für hochenergetische Magie brannte. Plötzlich bemerkte er sechs Zauberer, die mit einer für Thaumaturgen relativ hohen Geschwindigkeit über den Platz eilten und Windle Poons zwischen sich trugen.
    Modo hörte ihn fragen: »Bist du wirklich sicher, daß es diesmal klappt, Erzkanzler?«
    »Wir wollen nur dein Bestes«, sagte Ridcully.
    »Ja, ich weiß, aber…«
    »Bald bist du wieder ganz der alte«, versicherte der Quästor.
    »Eben nicht«, flüsterte der Dekan. »Das ist ja gerade Sinn der Sache.«
    »Bald bist du nicht wieder ganz der alte, und das ist Sinn der Sache«, wiederholte der Quästor, als sie um die Ecke eilten.
    Modo dirigierte die Schubkarre nachdenklich zu der abgelegenen Stelle des

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