Alles Sense
ihr euch alles geschnappt?« donnerte der Erzkanzler.
Die Zauberer nickten.
Mustrum Ridcully griff in eine der großen Taschen seines Umhangs.
»Na schön, Dämon in Menschengestalt«, knurrte er. »Was hältst du davon, hm? Ah- ha !«
Windle blickte auf das kleine Objekt, das man ihm triumphierend vor die Nase hielt.
»Nun, äh…«, begann er unsicher. »Ich glaube… ähm… ja, ich bin ziemlich sicher… ähm, der Geruch ist unverkennbar. Ja. Allium sativum. Ganz gewöhnlicher Knoblauch, nicht wahr?«
Die Zauberer starrten ihn groß an. Sie betrachteten die Knoblauchzehe. Sie sahen wieder zu Windle.
»Es stimmt doch, oder?« fragte Poons und rang sich ein Lächeln ab.
»Äh«, sagte der Erzkanzler. »Ja. Ja, es stimmt.« Er zögerte nervös und fügte hinzu: »Gut gemacht.«
»Danke«, erwiderte Windle. »Ihr nehmt Anteil, und das weiß ich zu schätzen.« Er setzte sich wieder in Bewegung – ebensogut hätten die Zauberer versuchen können, einen Gletscher aufzuhalten.
»Ich lege mich jetzt hin«, sagte er. »Es war ein langer Tag.«
Er schlurfte ins Gebäude und knarrte durch die Flure zu seinem Zimmer. Jemand anders schien seine Sachen darin untergebracht zu haben, aber Windle löste dieses Problem, indem er einfach alle fremden Gegenstände nahm und sie in den Korridor verbannte.
Dann streckte er sich auf dem Bett aus.
Schlafen. Nun, er fühlte Müdigkeit – wenigstens ein Anfang. Aber wenn er schlief, konnte er nicht mehr alle Körperfunktionen unter Kontrolle halten, und zuviel Freiheit mochte den einzelnen Organen schaden.
Außerdem: Mußte er eigentlich schlafen? Immerhin lebte er nicht mehr. Der Tod sollte wie besonders tiefer Schlaf sein. Manche Leute verglichen das Sterben mit dem Einschlafen. Angeblich gab es nur einen wichtigen Unterschied: Wenn man starb und nicht aufpaßte, konnten einzelne Körperteile verfaulen und abfallen.
Und wozu diente der Schlaf? Zum Träumen. Und wozu diente das Träumen? Zum Sortieren von Erinnerungen. Wie sortierte man den Inhalt des Gedächtnisses?
Windle Poons starrte an die Decke.
»Ich hätte nicht gedacht, daß Tote so viele Probleme haben«, sagte er.
Nach einer Weile hörte er leises, beharrliches Quietschen und sah zur Seite.
Über dem Kamin steckte ein zur Zierde dienender Kerzenhalter in der Wand. Es handelte sich um einen so vertrauten Gegenstand, daß Windle ihn seit fünfzig Jahren nicht mehr bewußt zur Kenntnis genommen hatte.
Jetzt löste er sich langsam aus dem Mauerwerk. Er drehte sich langsam – daher das Quietschen. Mörtel rieselte, und schließlich fiel der Kerzenhalter mit lautem Klappern zu Boden.
Auf der Scheibenwelt kam es recht häufig zu unerklärlichen Phänomenen 8 . Allerdings waren die meisten von ihnen interessanter und zeichneten sich durch mehr Sinn aus.
Nichts anderes schien in Bewegung zu geraten. Windle entspannte sich wieder und setzte das Bemühen fort, seine Erinnerungen zu sortieren. Erstaunlich: Das Gedächtnis enthielt Dinge, die er völlig vergessen hatte.
Im Korridor flüsterten Stimmen, und plötzlich sprang die Tür auf…
»Schnappt euch die Beine! Schnappt euch die Beine!«
»Haltet die Arme fest!«
Windle setzte sich auf. »Oh, hallo«, sagte er. »Was ist los?«
Der Erzkanzler stand am Fußende des Bettes, griff in den mitgebrachten Sack und holte ein großes, schweres Objekt daraus hervor.
Er hob es hoch.
»Ah- hah !« rief er.
Windle beäugte den Gegenstand.
»Ja?« fragte er.
»Ah- ha «, wiederholte Mustrum Ridcully, und diesmal klang es nicht mehr ganz so triumphierend.
»Es ist eine doppelhändige Axt vom Kult des Blinden Io«, sagte Windle. »Hat große symbolische Bedeutung.«
Der Erzkanzler blinzelte.
»Äh, ja«, gab er zu. »Du hast recht.« Er warf das Beil über die Schulter – der Dekan blieb nur mit viel Glück Besitzer seines linken Ohrs – und kramte erneut im Sack.
»Ah- ha !«
»Das ist ein gutes Beispiel für den Mystischen Zahn des Krokodilgottes Offler«, meinte Windle.
»Ah-ha!«
»Und das… Laß mich mal sehen… Ja, das sind die kunstvoll verzierten Enten des Geschmacklosen Ordpor. He, dieses Ratespiel macht Spaß.«
»Ah-ha.«
»Was haben wir denn da? Nein, verratet es mir nicht… Es ist das heilige Linglong der berüchtigten Sootee-Sekte, stimmt’s?«
»Ah-ha?«
»Ich glaube, du hältst da ein Abbild des dreiköpfigen Fischgottes aus dem Wiewunderland in der Hand.«
»Das ist doch verrückt «, sagte der Erzkanzler und ließ den Fisch
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