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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zerbrach ein großes und sehr teures Glasinstrument!«
    »Fürwahr, eine scharfe Retorte«, ertönte es fast verzweifelt.
    Einige Leute wichen auseinander, und zwischen ihnen kam eine kleine Gestalt zum Vorschein: Generalsekretär und Chefzielscheibe der Gilde der Narren und Witzbolde. Die jähe Aufmerksamkeit ließ ihn zusammenzucken, aber er zuckte ohnehin die meiste Zeit über. Er wirkte wie ein Mann, dessen Gesicht einmal zu oft von einer Sahnetorte getroffen worden ist, dessen Hose mit zuviel Bleichmittel behandelt wurde und der einen fatalen Nervenzusammenbruch erleidet, wenn er noch einmal einen Lachsack hört. Die anderen Gildenoberhäupter begegneten ihm mit der gleichen zuvorkommenden Freundlichkeit wie jemandem, der im zwanzigsten Stock aus dem Fenster geklettert ist und auf einem sehr schmalen Sims steht.
    »Wie meinst du das, Geoffrey?« fragte Ridcully und bemühte sich, möglichst nett zu klingen.
    Der Narr schluckte. »Nun, äh, wir haben ›scharf‹ wie in ›zerbrach‹ und ›Retorte‹ wie in ›teures Glasinstrument‹. Woraus sich das Wortspiel ›scharfe Retorte‹ ergibt. Dabei wird ›Retorte‹ als Synonym für ›Antwort‹ verwendet. Retorte, Retorsion, Zurückgabe bzw. Erwiderung. Hier ein teures Glasinstrument, das zerbrochen ist – dort eine scharfe Antwort.«
    Der Erzkanzler blickte ihm in die Augen, die wie zwei nicht richtig gebratene Spiegeleier aussahen.
    »Oh, ein Wortspiel«, erwiderte er. »Natürlich. Hohoho.« Er winkte den übrigen Anwesenden zu.
    »Hohoho«, sagte der Hohepriester des Blinden Io.
    »Hohoho«, sagte das Oberhaupt der Assassinengilde.
    »Hohoho«, sagte der oberste Alchimist. »Es wird alles noch komischer, weil gar keine Retorte zu Bruch ging, sondern ein Destillierkolben.«
    »Es läuft also auf folgendes hinaus…«, meinte der Patrizier, als behutsame Hände den Narren fortführten. »Niemand von euch ist für die gegenwärtigen Ereignisse verantwortlich.«
    Er musterte den Erzkanzler und wartete.
    Ridcully wollte gerade antworten, als er eine Bewegung auf dem Schreibtisch des Patriziers bemerkte.
    Dort stand eine Glaskugel, die ein kleines Modell des Palastes enthielt. Daneben lag ein Brieföffner.
    Der sich jetzt langsam verbog.
    »Nun?«
    »Uns trifft keine Schuld«, sagte Ridcully mit hohler Stimme. Der Patrizier folgte seinem Blick.
    Inzwischen war der Brieföffner so krumm wie ein Flitzebogen.
    Lord Vetinari sah die Anwesenden der Reihe nach an, bis er Hauptmann Doxie von der Stadtwache (Tagesschicht) erkannte.
    »Kannst du nicht was unternehmen ?« fragte er.
    »Äh. Zum Beispiel, Herr? Meinst du den Brieföffner? Äh. Soll ich ihn verhaften, weil er krumm ist?«
    Der Patrizier vollführte eine ungeduldige Geste.
    »Na schön. Magie steckt nicht dahinter. Ebensowenig Götter und normale Leute. Was ist die Ursache? Und wie können wir das Chaos beenden? Wen sollen wir um Hilfe bitten?«
    Eine halbe Stunde später verschwand die kleine Glaskugel. Niemandem fiel etwas auf. Typisch.
     
    Frau Kuchen kannte jemanden, der vielleicht helfen konnte.
    »Hallo?« fragte sie. »Bist du da, Ein-Mann-Kübel?«
    Dann duckte sie sich, nur für den Fall.
    Eine näselnde, verdrießliche Stimme erklang aus dem Nichts.
    wo bist du gewesen? kann mich hier drin nicht rühren!
    Frau Kuchen biß sich auf die Lippe. Eine so direkte Antwort wies darauf hin, daß ihr Kontaktgeist besorgt war. Wenn ihn nichts belastete, plauderte er fünf Minuten lang über Büffel und große weiße Geister, obgleich es ein Rätsel blieb, was er zu seinen Lebzeiten mit dem einen oder anderen angestellt hatte. Außerdem lockerte er seine Rhetorik des öfteren mit einem herzhaften »Hugh!« auf.
    »Wie meinst du das?«
    kam es zu einer katastrophe oder so? vielleicht zu einer ganz plötzlichen epidemie?
    »Nein, ich glaube nicht.«
    hier geht’s echt rund. der platz wird immer knapper. was hält all die seelen auf?
    »Ich verstehe nicht…«
    seid endlich still verdammtundzugenäht, ich versuche, mit dieser dame zu reden! he, ihr da drüben, könnt ihr freundlicherweise etwas leiser sein? ach? na so eine frechheit…
    Frau Kuchen hörte andere Stimmen, die versuchten, ihren Kontaktgeist zu übertönen.
    »Ein-Mann-Kübel!«
    ich bin also ein heidnischer wilder, wie? und weißt du, was dir der heidnische wilde zu sagen hat, hm? möchtest du’s hören? ich bin seit mehr als hundert jahren hier, jawohl! ich brauche mir solche dummen bemerkungen nicht gefallen zu lassen, erst recht nicht von

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