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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Frau‹ nennen, nur weil ich ihnen helfen wollte.«
    »Ich fürchte, Zauberer hören nur selten zu«, ließ sich Windle vernehmen. »Ich habe hundertdreißig Jahre lang nicht zugehört.«
    »Warum denn nicht?«
    »Vielleicht wollte ich vermeiden, dauernd Unsinn von mir selbst zu hören. Was geschieht derzeit, Frau Kuchen? Du kannst es mir ruhig sagen. Ich bin zwar ein Zauberer, aber ein toter.«
    »Nun…«
    »Schleppel meinte, es läge alles an der Lebenskraft.«
    »Sie staut sich an.«
    »Und welche Folgen ergeben sich daraus?«
    »Inzwischen existiert mehr Lebenskraft, als es eigentlich der Fall sein sollte, und dadurch entsteht…« Frau Kuchen suchte nach den richtigen Worten. »Es ist wie mit einer Waage; allerdings enthalten die beiden Schalen nicht das gleiche Gewicht…«
    »Unausgeglichenheit?«
    Frau Kuchen nickte und erweckte den Eindruck, von einem fernen Manuskript zu lesen.
    »So was in der Art, ja… Manchmal gerät die Sache nur ein wenig aus dem Gleichgewicht, und dann bekommt man Geister – das Leben steckt nicht mehr im Körper, doch es existiert nach wie vor. Im Winter passiert so etwas eher selten, weil die Lebenskraft irgendwie ›versickert‹. Im Frühling kehrt sie zurück, und manche Dinge ziehen sie an…«
     
    Das Universitätsgärtner Modo summte eine fröhliche Melodie, als er das seltsame Drahtgebilde in seinen kleinen, privaten Bereich zwischen der Bibliothek und dem Gebäude für hochenergetische Magie 14 rollte. Der sonderbare Karren enthielt für die Komposthaufen bestimmtes Unkraut.
    Derzeit herrschte eine Menge Aufregung. Es war zweifellos interessant, für die Zauberer zu arbeiten.
    Zusammenarbeit und Kooperation – darauf kam’s an. Die Magier kümmerten sich um Dinge wie kosmische Balance, universelle Harmonie und dimensionales Gleichgewicht. Modo sorgte dafür, daß sich die Blattläuse von den Rosen fernhielten.
    Etwas klimperte und klirrte. Der Gärtner spähte übers Unkraut hinweg.
    »Noch einer?«
    Auf dem Weg stand ein glänzender Drahtkorb, ausgestattet mit kleinen Rädern.
    Vielleicht ein Geschenk der Zauberer? Der erste Karren dieser Art hatte sich als sehr nützlich erwiesen, obgleich das Steuern ein gewisses Geschick erforderte – die Räder konnten sich nur selten darauf einigen, alle in die gleiche Richtung zu weisen. Vermutlich gab’s bei der Sache irgendeinen Trick.
    Nun, Modo konnte das zweite Exemplar für den Transport von Saatgut verwenden. Als er die Hand nach dem anderen Karren ausstreckte, hörte er hinter sich ein eigentümliches Geräusch. Wenn der Gärtner auf die Idee gekommen wäre, es aufzuschreiben, so hätte es vermutlich folgendermaßen ausgesehen: Glop.
    Er drehte sich um und beobachtete, wie der größte Komposthaufen in der Dunkelheit pulsierte. »Sieh nur, was ich dir mitgebracht habe«, sagte Modo und deutete aufs Unkraut.
    Der Haufen näherte sich ihm.
     
    »Und nicht nur manche Dinge, sondern auch manche Orte…«, fügte Frau Kuchen hinzu.
    »Aber warum staut sich die Lebenskraft an?« fragte Windle.
    »Es ist wie bei einem Gewitter. Hast du schon mal ein Prickeln gespürt, bevor die Blitze zucken und der Donner kracht? Etwas in der Art geschieht jetzt.«
    »Und warum, Frau Kuchen?«
    »Nun… Ein-Mann-Kübel meint, derzeit stirbt einfach nichts.«
    »Was?«
    »Klingt komisch, nicht wahr? Er meint, viele Leben gehen zu Ende – ohne zu verschwinden. Sie bleiben einfach da.«
    »So wie Geister?«

»Es geht um mehr als nur Geister. Stell dir… Pfützen vor. Wenn man viele Pfützen vereint, so bekommt man ein Meer. Außerdem: Geister stammen von Personen, nicht von Pflanzen und Gemüse.«
    Windle Poons lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Er dachte an eine aus Lebenskraft bestehende Pfütze, die immer mehr anschwoll und zu einem See wurde, gespeist von Millionen Bächen und Flüssen: zu Ende gehendes Leben. Der Druck wuchs, und dadurch bildeten sich erste Lecks, aus denen Lebenskraft hervorquoll…
    »Wenn ich einige Fragen direkt an Ein-Mann…«, begann der tote Zauberer – und unterbrach sich abrupt.
    Mit einem Satz sprang er auf und eilte zum Kaminsims.
    »Seit wann hast du das hier, Frau Kuchen?« erkundigte er sich und griff nach einem vertraut anmutenden Objekt aus Glas.
    »Das da? Hab’s gestern gekauft. Hübsch, nicht wahr?«
    Windle schüttelte die Kugel. Diese Glaskugel wies große Ähnlichkeit mit der auf, die er im Loch unter der lockeren Diele gefunden hatte. Winzige Schneeflocken wirbelten herum und rieselten auf

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