Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Vollkornflocken gegessen hat. Mir ist übel und schwindelig. Ich versuche, an etwas anderes zu denken. Ich suche verzweifelt nach etwas, das mich von meinem explodierenden Popo ablenken kann. Ich zähle die Arbeiter gegenüber – es sind neun. Ich zappe durch die Fernsehkanäle wie eine Verrückte, um etwas zu finden, das meine Aufmerksamkeit fesselt. Die Wiederholungen alter Serien erfüllen diesen Zweck nicht, auch der Shopping-Kanal funktioniert nicht. Ich beiße mir auf die Unterlippe, bis sie blutet. Der Schweiß bricht mir aus, rinnt den Rücken hinab, über meine Brüste und meine Stirn. Es sind erst vier Minuten vergangen. Noch nicht einmal die Hälfte der Zeit
ist um. Ich fange an, alle Gebete aufzusagen, die ich kenne. Ich singe die Nationalhymne und entschuldige mich bei ihrem Verfasser, der sich so einen Missbrauch bestimmt nie erträumt hat. Ich fange an, die Sekunden laut mitzuzählen, ohne die Zeiger meiner Uhr aus den Augen zu lassen. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vier… es hilft nichts, ich schaffe es nicht. Ich sehe, wie der große Zeiger die sechste Minute erreicht, und rase aufs Klo.
Jetzt weiß ich, wozu diese silbernen Griffe an den Wänden von Krankenhaustoiletten gut sind. Ich dachte immer, die seien für Behinderte gedacht, aber das stimmt nicht. Sie wurden eigens für mich entworfen! Ich klammere mich mit übermenschlicher Anstrengung daran.
Ein paar sehr unangenehme Minuten später kehre ich weiß und zittrig zu dem mit Papierlaken bezogenen Bett zurück und lasse mich hineinfallen. Ich fühle mich, als hätte ich soeben einen Marathon gelaufen, einen Berg bestiegen, einen Fluss durchschwommen. Nicht, dass ich so etwas jemals getan hätte, aber schlimmer als das, was ich gerade durchgemacht habe, kann es nicht sein.
Glenda taucht wieder auf. »Wie lange haben Sie durchgehal ten«, fragt sie.
Ich beichte. »Nur etwas mehr als sechs Minuten.«
Sie lacht. »Gut gemacht! Die meisten schaffen nur vier oder fünf!«
Ich bin verwirrt und mache eine entsprechende Bemerkung. Sie erklärt es mir. »Wir sagen den Leuten, dass sie es mindestens zehn Minuten anhalten sollen. Denn würden wir fünf sagen, würden sie nur drei Minuten schaffen, stimmt’s«
Drei! Und ich habe sechs geschafft! Ich sehe sie finster an. Aber nicht zu finster. Denn sie hält eine Flasche in der Hand. Ich nehme an, jetzt wird drauflosgegelt.
Eine Stunde später kann ich auf und ab gehen. Mein Gel ist eingezogen (glaube ich zumindest, ich weigere mich, das zu überprüfen), und mein Papiergewand und meine Papierschuhe sind geschützt. Ich hänge an einem Oxytocintropf, »um den Prozess zu beschleunigen«. Ich schnappe mir den Ständer und beginne mit meinem Spaziergang. Es wird ein sehr kurzer Spaziergang. Ich stelle fest, dass die Wöchnerinnenstation sehr klein ist. Vielleicht siebzig, achtzig Schritte lang. Vierundzwanzig von meinem Zimmer zur Eingangstür und wieder zurück sowie fünfzehn Schritte in die andere Richtung. Nicht gerade üppig. Ich weiß wirklich nicht, wie ich meinen Sohn zur Geburt einladen soll, indem ich einen Flur entlangschlurfe und einen Tropf hinter mir herziehe. Als mein Arzt eine Stunde später eintrifft, ist er ganz meiner Meinung.
Nachdem er sich kurz mit Glenda beraten hat, wie viel Oxytocin in meinen Blutkreislauf eingespeist wird – etwas, das nicht ohne hochgezogene Brauen, Kopfschütteln und andere Gesten vor sich geht, die geeignet sind, das Selbstvertrauen einer werdenden Mutter zu erschüttern -, wendet er sich an mich.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, die Membran zu zerreißen.«
»WIE BITTE!«
Glenda schaltet sich ein.
»Er will dafür sogen, dass Ihre Fruchtblase platzt, Liebes.«
Ich bin nicht überzeugt.
»Er hat etwas ganz anderes gesagt. Er wollte etwas zerrei ßen.«
Sie lächeln sich geduldig an. Vergib ihr, denn sie weiß nicht, was sie sagt.
»Das ist genau dasselbe, Liebes.«
Wieso dasselbe Eine platzende Fruchtblase klingt irgendwie aufregend, wie eine reife Frucht, die platzt, ein Hinweis auf das bevorstehende Wunder der Geburt. Eine Membran zerrei ßen klingt völlig anders, nämlich schmerzhaft, ekelhaft und … falsch.
Glenda redet immer noch. »Ihr Frauenarzt wird eine lange Häkelnadel einführen und eine Kerbe …«
Ich habe genug gehört. Ich sehe ihm direkt in die Augen.
»Das werden Sie nicht tun, nicht bevor ich eine PDA hatte.«
Der Arzt und die Schwester sehen sich an. Samantha ist nicht sehr teamfähig.
»Es tut nicht
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