Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
Vom Netzwerk:
Winken, und ich sehe nur noch eine Staubwolke. Er ist schwer erleichtert, und ich kann ihn gut verstehen.
    Man braucht eine Erlaubnis, um eine Schwangere im Stich zu lassen. Wenn nicht von ihr persönlich, dann von ihrer Krankenschwester.
    Ich ziehe mein Papiergewand an, lege mich in meine Papierbettwäsche und lasse mich auf mein Papierkissen sinken.
    Glenda kehrt zurück. Sie ist eine der Frauen, denen Uniformen einfach stehen.
    Ihr blondes Haar ist zu einer Banane geschlungen, und ihre Kleidung wirkt sehr gestärkt und sehr weiß. Sie trägt nur einen Hauch von Make-up, aber ich kann einen Hauch von Parfüm riechen. Das Ergebnis ist eine Art Mischung aus Florence
Nightingale und Kim Basinger, streng, aber sexy. Ich frage mich, ob sie wohl eine rote Corsage unter ihrem Kittel trägt. Allerdings nicht sehr lange, da sie ihre Gummihandschuhe anzieht und mit etwas zu mir kommt, das aussieht wie eine Augenpipette für Elefanten.
    »Ist das für mich« Ich kichere nervös.
    Sie bleibt unbeeindruckt.
    »Keine Sorge«, trällert sie. »Ich mache so was jeden Tag!«
    Ja, Süße, DU vielleicht. Ich habe das noch nie in meinem Leben gemacht.
    Sie schüttelt die Elefantenpipette, und die Flüssigkeit wirbelt darin hin und her. Ich wappne mich gegen das, was kommt.
    »Möchten Sie mich noch etwas fragen, bevor wir anfangen«
    »Was passiert als Nächstes«
    Sie lehnt sich gegen die Fensterbank. Hinter ihr sehe ich, wie sich die Arbeiter neben einer mit Ziegeln gefüllten Schubkarre unterhalten. Einen Moment lang wünsche ich mir, ich wäre einer von ihnen.
    »Nun, erst einmal machen wir das hier« – wieder so ein ominöses Wirbeln – »danach komme ich zurück und creme Sie mit Prostaglandingel ein. Anschließend …«
    »PUH!«
    Glenda verstummt und sieht mich forschend an. »Was ist«
    Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll. »Was ist Prostaglandingel und wohin kommt das«
    Sie lacht. Sie kann es sich leisten. Sie trägt keine Papierklamotten.
    »Prostaglandingel beschleunigt das Reifen des Muttermunds«, sagt sie.

    Schon wieder diese Obst-Analogie. »Deshalb cremen wir Ihren Geburtskanal damit ein und lassen das Gel eine Stunde einwirken.« Sie lacht. »Keine Sorge, nach dem Einlauf ist das der reinste Spaziergang.«
    Nach Spazierengehen ist mir jetzt eigentlich nicht zumute.
    »Und dann«
    »Dann laufen Sie auf und ab, bis die Fruchtblase platzt.«
    Na toll.
    Das wird mir alles zu viel. Ich kann das nicht. Ich dachte, gebären ist einfach. So sollte es zumindest sein. Einfach und natürlich. Dass man meinen Popo durchspült und meine Vagina ausmodelliert, ist kein bisschen natürlich. Jetzt brauche ich nur noch einen Walkman und eine Zigarre, und meine sämtlichen Körperöffnungen sind verschlossen.
    Ich möchte schreien: Das ist nicht fair! Warum kann nicht alles ganz normal sein Warum kann ich nicht gebären wie andere Frauen Meine Schwangerschaft war furchtbar, die meiste Zeit hatte ich Schmerzen. Kann denn nicht einmal etwas klappen
    Ich spüre, dass ich den Tränen nahe bin, aber ich habe nicht vor, welche zu verdrücken, bevor Glenda den Raum verlassen hat. Also lege ich mich auf die Seite und wappne mich gegen den ersten Angriff.
    »Versuchen Sie, sich zu entspannen, Liebes«, sagt Glenda tröstend. »Denken Sie an etwas Angenehmes.«
    »Was könnte Ihrer Meinung nach angenehm genug sein, dass ich meinen Schließmuskel entspanne«, frage ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Sie antwortet nicht, sie hat etwas anderes entdeckt.
    »Ooooooh, Sie haben Hämorrhoiden!«, trällert sie. »Das ist
ganz typisch für Frauen, die in der Schwangerschaft stark zunehmen.«
    Oh, wie aufbauend. Allerdings lenkt mich das gerade so lange ab, dass sie den Einlauf unterbringen kann. Ich spüre, wie er meine Augenhöhlen erreicht.
    »Jetzt versuchen Sie, das Ganze so lange wie möglich anzuhalten«, sagt Glenda. Sie muss verrückt sein.
    »Wie lange ist lange«, frage ich.
    »Mindestens zehn Minuten.« Dann ist sie weg.
    Zehn Minuten. Zehn ganze Minuten. In zehn Minuten kann viel passieren.
    Ein Gebäude kann gesprengt werden. Ein Blitz kann einschlagen. Jemand kann ertrinken. Zehn Minuten können sehr lang sein. Vor allem, wenn man einen Cocktail im Po behalten muss. Der Schmerz beginnt nach 40 Sekunden. Ein warmes Stechen, das durch meinen Magen schießt und sich im ganzen Bauchraum ausbreitet. Ich muss krampfhaft schlucken. Es ist der Schmerz, den man hat, wenn man im Stau feststeckt und zum Frühstück

Weitere Kostenlose Bücher