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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Ausdruckslosigkeit hätten sie Drillinge sein können. Wahrscheinlich halb weggetreten von Kath oder Betelnuss oder was immer das war, auf dem sie da herumlutschten. »Das Problem ist, wir halten hier nichts von Gewalt, Kristof«, belehrte mich Alma. »Wir werden also nirgendwo hinstürmen und niemandem die Fresse polieren. Das Verhältnis zu den ... zu unseren Nachbarn ist gespannt genug, auch ohne dass du losziehst und einen Krieg vom Zaun brichst.«
    »Gewalt erzeugt immer Gegengewalt«, murmelte Leroy, und ich hätte ihn für diese beschissene Plattitüde am liebsten mit dem Gesicht in seinen Käsekuchen gedrückt. Wenn noch welcher übrig gewesen wäre.
    »Also«,grollte ich, »falls das wahr ist, wo bleibt sie dann? Lasst sie uns augenblicklich starten, die Gegengewalt!«
    Doch der Funke sprang nicht recht über, und weia, was kotzte mich das an. Meine ganze Wut verpuffte, fiel in sich zusammen angesichts der hier versammelten Schlaffheit.
    »Übrigens, Vishna hat deinen Namen gegoogelt, Kristof«, brach Alma das Schweigen mit aufgesetzter Beiläufigkeit.
    »Ach«, murrte ich mit einem, wie ich hoffte, deutlich spürbaren Mangel an Interesse.
    »Wie ich vorher schon wusste, bist du kein Geologe. Und schon gar kein SexualwissenschaftIer.
    Du bist ... «
    Sie flocht eine Pause ein, für Effekt, und ich wusste mit plötzlicher Sicherheit, dass sie es früher mal als Schauspielerin versucht hatte, so wie, auch das völlig unzweifelhaft, Leroy es als Lehrer, »... Detektiv.« Stille, und alles starrte mich an. Die drei Negertrommler sowieso, die ganze Zeit schon.
    »Ach,ja?«, fragte ich und ließ sublim mitschwingen, dass sie damit zumindest mir nichts wirklich Neues erzählte.
    »Privatdetektiv. Und was man über dich auch findet im Netz, es ist immer gespickt mit Adjektiven wie >fadenscheinig<, >halbseiden<,>dubios<.«
    Ja, ich hab eine schlechte Presse. Weiß gar nicht, warum.
    »Und was sagt uns das?«, schaltete ich auf nackten Sarkasmus um. »Du bist also ein bezahlter Schnüffler. Die Frage ist: Wer bezahlt dich? Und was sollst du über uns herausfinden?«
    Da. Dramatische Anklage. Ein Schnüffler, ein Verräter mitten unter uns.
    Ich hätte erwartet, dass Leroy nun von seinem Hocker glitt, Rolf einen Baseballschläger unterm Tresen hervorzauberte, die beiden Rastamänner langsam und lauernd aufstanden, das trommelnde Trio die Ärmel aufkrempelte, alle nur auf Almas Kommando wartend, mich zu packen und die Straße hoch bis in die nächste Provinz zu kicken. Nichts geschah. Na, fast nichts.
    »Werhat dich hierher zu uns geschickt, Kristof? Wie lautet dein Auftrag?«
    »Sag's ihnen«, meinte Scuzzi, gerade als ich so richtig schön ausfallend werden wollte. »Sag's ihnen einfach.«
    Und ich dachte: Warum eigentlich nicht? Was soll schon passieren?
    Als wir noch Teenager waren, hat Schisser mich mal mit zu einem Konzert geschleift, ich meine, in die Grugahalle, wenn ich auch vergessen habe, zu welcher Band. Auf alle Fälle war der Abend ein Reinfall, die Band lustlos, das Bier warm, das Ganze eine Zumutung. In einer Mischung aus Wut und Enttäuschung verfielen wir auf die Idee - okay, wir waren drauf, wenn ich mich auch nicht mehr recht entsinnen kann, wovon genau -, uns die Abendkasse unter den Nagel zu reißen. Das ging schief, und obwohl wir es schafften, uns bis hinter die Bühne zu flüchten, wurden wir da von zwei Saalordnern gestellt, der eine davon ein Riese mit einer Kirmesboxer-Nase, bewaffnet mit einem Totschläger. Sie versperrten uns den Weg zum Notausgang. Und die Bullen waren alarmiert. Ich sagte: »Ihr habt uns nicht gesehen, und niemandem passiert was.«
    Der eine Ordner machte tatsächlich einen Schritt zur Seite, doch der Kirmesboxer nicht. Extra nicht, er war so ein Typ.
    »Geh aus dem Weg«,knurrte Schisser, »oder ... «
    »Oder was?«, unterbrach ihn der Riese.
    »Oder ich verwandle dich in einen Klumpen rohes, blutendes Fleisch.«
    Der Kerl blickte runter auf Schissers handtuchschmale eins achtundsechzig und grinste. »Das möchte ich sehen«, sagte er.
    Selbst Jahrzehnte später erscheinen mir diese sechs Silben immer noch als das so ziemlich Dämlichste, das ich jemals jemanden habe äußern hören.
    Also. Nüchtern betrachtet, fand sich unter diesen ganzen Schlaffis hier niemand, der es auch nur ansatzweise hätte mit Schisser aufnehmen können. Noch nicht mal die drei Wiederkäuer.
    Ich gab mir einen Ruck.
    »Ich suche einen Biker namens Schisser. Im Auftrag seines Klubs, der

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