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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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vom Wasser wegführen den Fußabdrücke in einen fröhlichen, rings um das Feuer führenden Kreis verwandelte. Nur Minuten später erschien ein heller Punkt in der Schwärze über der See. Ein Suchscheinwerfer.
    Er schwenkte hin und her und nahm schließlich entschlossen Kurs auf uns. Doch da dröhnte bereits die Trommel, umsprang Alma das lodernde Feuer mit rasselndem Tamburin und wehendem Haar. Eine Gitarre schrammelte, und begleitet von rhythmischem Händeklatschen beklagten Sopranstimmen die Asphaltierung des Paradieses und die anderthalb Dollar Eintrittspreis für das Baum-Museum.
    Nur Rolfs Didgeridoo fehlte in der Kakophonie, da musste jemand in der ganzen Aufregung total versehentlich draufgetreten sein. Die Fröhlichkeit nahm zwanghaftere Züge an, je näher der Scheinwerfer heranrauschte. Wie zu erwarten gewesen war, saß er vorn auf dem grünweißen Patrouillenboot der Küstenwache. Mit einem unterdrückt wütend klingenden Aufdrehen der Diesel im Rückwärtsgang, nahm der Schiffsführer Fahrt heraus, bevor er mit präzisem Kalkül den Bug auf den Strand gleiten ließ. Eine Leiter wurde an die Reling gehängt, und Capitan Rodriguez kam, begleitet von zwei mit Gewehren bewaffneten Matrosen, bemerkenswert unaufgeregt an Land. Auf See wird es selten wirklich hektisch, und irgendwie färbt das ab, meine ich manchmal. Ein gutes Dutzend weiterer, mit halb automatischen Waffen und starken Taschenlampen bewaffneter Matrosen folgte ihnen an Land und begann eine rasche und systematische Durchsuchung des Geländes.
    Der Scheinwerfer folgte indes dem Capitan und leuchtete alles aus, was der von Interesse fand. Spuren im Sand, vor allem.
    Alma tänzelte spielerisch an Rodriguez heran, um ihn herum, versuchte, ihn mit ihren weiblichen Reizen zu betören, stieß damit auf lebhaftes Desinteresse. Fertig mit der Inspektion des Strandes, trat Capitan Rodriguez ans Feuer. Friedrich schlug einen Trommelwirbel dazu, was nervöse Heiterkeit auslöste.
    Schweigend sah Rodriguez von einem zum andern.
    Schweigend und suchend. Erfolglos suchend.
    »You, again«, sagte er schließlich mit einem spürbaren Mangel an Wiedersehensfreude zu mir.
    »Siempre alli, dende pasa mucho«, entgegnete ich freundlich.
    »Y siempre cercano deI fuego«, stellte er fest, machte kehrt und entfernte sich grußlos.
    Ein cooler Verlierer in der absoluten Gewissheit, das Blatt über kurz oder lang zu seinen Gunsten wenden zu können.
    »Und immer nah am Feuer«, übersetzte Scuzzi. Der Suchtrupp ging wieder an Bord, die Diesel grollten auf, der Bug glitt vom Strand, das Schiff wendete und brummte davon.
    Erleichterung machte sich ringsum breit, fast schon Siegestaumel, allerdings ohne mich zu erreichen. Da war mir einiges zu viel an Wissen in den Augen von Rodriguez gewesen. Viel zu viel, um in Party stimmung zu geraten. Bis sich Vishna neben mich setzte. Neben mich. Barfuß, mit einem Kettchen um die schlanke Fessel, umhüllt von einem Hauch von Kleid und einem Duft, der einem Mann den Verstand mit einem Ruck auf Links ziehen konnte.
    »Was ich nicht kapiere«, sagte Scuzzi und blickte ernst in die Flammen, »ist, warum die eine Frau nicht mit den anderen an Land wollte, sondern zurück ins Meer.«
    Und noch dazu in einem Wickelrock, dachte ich. Wie will man darin schwimmen?
    »Wir haben hier schon die rätselhaftesten Reaktionen gesehen«, sagte Vishna. Zu mir. Zu dem Unsichtbaren. Tsä. »Manche vertrauen einfach ihrem Glück nicht, wollen nicht begreifen, dass sie am Ziel ihrer Träume angelangt sind. Es überwältigt sie einfach.«
    Na, dachte ich, Vorsicht. Die Frau war keineswegs überwältigt von Glück gewesen, sondern vom nackten Gegenteil. Rätselhaft blieb der Grund. Ich hatte kein Wort ihres Geschreis verstanden.
    »Ist denn irgendwas passiert, da draußen auf See?«, fragte ich Alma, die Einzige unter den Anwesenden, die die zweite Tour begleitet hatte. Roxanne war mit dem Boot verschwunden, Leroy mit dem Lkw, Obutu und Armand mit ihm.
    »Nein, nichts«, antwortete Alma und schwang schon wieder ihr verdammtes Tamburin. Ich hatte es überall gesucht, vorhin, aber nicht gefunden, sonst wäre da sicherlich auch jemand ganz unglücklich draufgetreten.
    »Nichts, das mir aufgefallen wäre. Aber du weißt ja, es war dunkel. Und wir hatten es alle eilig. Aus gutem Grund, wie du gerade gesehen hast.«
    Und sie sprang umher, wie nur sie es konnte. Wie ein Nilpferd auf der Hüpfburg.
    »Und«, fragte Vishna, an mich gewandt, »jetzt, wo du weißt,

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