Alles total groovy hier
was wir machen und warum wir anfangs so misstrauisch zu dir waren, was denkst du nun von uns?«
Wie lange ihr Naivlinge glaubt, Capitan Rodriguez noch verarschen zu können, dachte ich. Sagte aber nur: »Das war ganz schön knapp, gerade.«
»No risk, no fun«, meinte sie leichthin, und ich wand mich, wie immer bei solchen Phrasen. »Wenn wir persönlich etwas riskieren, um diese Menschen zu retten, ist das doch nur ein Beweis dafür, dass gelebte Liebe bei uns kein Schlagwort ist.« Noch ehe ich mich auch über diesen Schwulst winden konnte, strich sie mir mit ihrem nackten Fuß die Wade hoch. Sand rieselte in den ausgeleierten Hals meiner Socke. Nicht, dass es mich störte.
Niemand schenkte uns Beachtung, so sehr vergnügten sich die meisten damit, Alma anzufeuern und im Chor das Zeitalter des Wassermannes zu beschwören.
»Hast du noch etwas von dem Rum?«, fragte sie leise. Und rückte näher an mich heran.
Zack, hatte ich die Flasche in der Hand, pümm!, den Korken raus. Vishna nahm den Kopf zurück für einen kleinen, genüsslichen Schluck, keuchte. Sie besaß den anmutigsten Hals, den ichje an einer Frau gesehen hatte. Und das anmutigste Keuchen.
»Roxanne erzählt wilde Dinge über dich«, raunte sie, mit dem denkbar anmutigsten Lächeln.
Aus dem Nichts heraus zerrte meine Prostata mein Zerebrum in einen erbitterten Streit um die Vorherrschaft beim Denken.
Vishna reichte mir die Flasche zurück, und ich gönnte mir ordentlich einen.
»Ist eigentlich noch was von der Lammkeule übrig?«, fragte sie und musste mir ein wenig auf den Rücken klopfen, waren meine Gedanken doch, unter neuer Leitung, in eine ganz ähnliche Richtung gedriftet. »Eigentlich lebe ich ja vegan«, gestand sie, »aber von Zeit zu Zeit packen mich schon so fleischliche Gelüste. Kannst du das verstehen?«
»Was die Frage fleischlicher Gelüste angeht«, antwortete ich mit rauer Stimme, »wirst du schwerlich jemand Verständnisvolleren finden als mich.«
Sie lachte höchst anmutig.
»Wo,ähem, ist eigentlich Roxanne?«, fragte ich, mit einer Beiläufigkeit, so echt wie die Label auf Flohmarktware.
»Ich weiß nicht?«, antwortete Vishna, mit dem allerkleinsten anmutigen Fragezeichen am Satzende. »Sie hat mir nur gesagt, dass sie vor dem Morgen nicht zurück sein wird.«
Gischt flog in weiten Bögen zur Seite, als ich mich in die Riemen des Dingi legte, bis sie ächzten.
Kaum an Bord der Gizelle, stürzte Vishna sich mit wölfischem Appetit auf, tja, jede Form von Abwechslung, die sich ihr bot. Sie schlug ihre Zähne in die Keule, sie kippte den Rum, sie kam ohne Scheu und Umschweife zum Wesentlichen. Anders als Roxanne, die mich umschlungen hatte wie eine verschwitzte Anakonda, umflatterte mich Vishna eher wie ein rolliger Schmetterling. In kürzester Zeit verdrehte sie mir den Kopf, bis mein Hals einer Spiralfeder glich.
Erstes graues Morgenlicht filterte durch die Bullaugen, als die Kabinentür schlug und eine samtig-raue Frauenstimme »Huhu, ich bin zurück« gurrte. Ich erstarrte. Mitten in der Bewegung.
»O nein«, flehte Vishna, »hör nicht auf!«
»Na, toll«, fand Roxanne, in ein Badelaken gehüllt, ihr Pony noch ganz feucht und strähnig. »Euch beide kann man aber wirklich keine Sekunde allein lassen.«
Damit küsste sie mich. Zunge und alles. Dann Vishna. Dito.
Das Laken glitt zu Boden.
Ich griff zum Rum. Aber so was von.
TAG 6
Goal, dachte ich und hechtete von Bord, kopfüber ins Wasser.
Der Morgen war angebrochen wie der erste Morgen, die Schwarzdrossel hatte gesprochen wie der erste Vogel, und das alles aus dem Mund dieses säuselnden islamistischen Hardliners, der öffentlich das Todesurteil gegen Salman Rushdie verteidigt hat und trotzdem überall als eine Art Friedensengel hofiert wird.
Ich kraulte ans Ufer, sprang auf die Füße, rannte zum Hymer, lief von da schnurstracks weiter zur Busbar, stürmte die Treppe hoch, durch die Tür, flankte über die Theke, schob Rolf beiseite und verpasste der Anlage ein paar deftige Hiebe mit dem Reifeneisen.
Aaaah.
»Du ... du bist und bleibst ein destruktives, aggressives Arschloch«, stammelte Rolf. »Alma hatte völlig recht, als sie sagte, du würdest dich niemals einfügen in die Gemeinschaft.«
»Scheiß drauf, was Alma sagt«, blaffte ich und trat hinaus in die paradiesische Stille.
Goa, dachte ich.
»Wir suchen einen Mann«, hatte Roxanne gesagt, während Vishna gerade mal wieder in ihrer federleichten Art auf mir herumtanzte, hatte sich dann aber
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