Alles total groovy hier
mehr in der Leitung. Gar keiner. Ich hieb ein paarmal auf die Gabel, doch die Leitung blieb tot.
Plötzlich wurde es mir zu hell, hier unter der Laterne. Ich musste duschen. Dringend.
>Jetzt, wo klar ist, dass die Bullen auch hinter dir her sind ... <, hatte Roxanne zu mir gesagt, und es war einfach durchgerauscht, bei mir. Dabei konnte niemand, nicht mal Scuzzi, wissen, dass Hufschmidt einen Haftbefehl für mich ausgestellt hatte. Demnach war es höchst wahrscheinlich, dass alle meine Telefonate belauscht worden waren.
Ich musste duschen. Dringend. Und nachdenken. Rasch. Die Stormfuckers würden nicht kommen. Und das war nun bekannt.
Goa, dachte ich bitter. Hätte ich mich tatsächlich auf den Segeltörn eingelassen, ich wäre wahrscheinlich schon in der ersten Nacht über Bord gegangen, mit einem Eimergewicht an den Hacken. Denn mein ganzer Schutz - ja, ging mir auf, meine ganze Attraktivität, mein erotischer Magnetismus - beruhte auf meiner Drohung mit dem Einfliegen der Stormfuckers. Das war der Punkt gewesen, der den Stimmungsumschwung mir gegenüber eingeleitet hatte, den plötzlichen Schmusekurs. Alarmiert von Leroy, war Roxanne angesegelt gekommen und hatte sofort damit angefangen, den bösen Kristof handzahm zu machen. Und damit offene Türen eingerannt, bei mir.
Vom Feindbild zum Hausfreund zum Freiwild. Alles im Zeitraum eines Fingerschnippens. Aah, Detektiv zu sein. Es wurde höchste Zeit, mich vom Acker zu machen. Doch da waren immer noch Johanna und ihre Mitflüchtlinge. Und Scuzzi konnte ich auch nicht einfach hierlassen. Marion hatte recht. Ich brauchte Unterstützung.
Wie von allein fand Capitan Rodriguez' Visitenkarte ihren Weg aus der Tiefe meiner Hosentasche in die feuchte Fläche meiner Hand.
Fehlte nur noch ein Telefon. Scuzzis totes Nokia hatte ich Johanna überlassen. Doch was war eigentlich mit den ganzen anderen Handys, die man an der Rezeption einkassiert hatte? Wegen ihres zehrenden Effekts auf die unvergleichliche Spiritualität dieses Ortes? Ich musste duschen, was niemand wusste. Und ich musste telefonieren. Das war bekannt. Wenn ich also noch eine winzige Chance haben wollte, dann jetzt sofort. Zurück zur Rezeption waren es nur ein paar Schritte. So halb und halb erwartete ich, dass man mir schon auflauerte, doch das Wachhäuschen war unbesetzt. Und unverschlossen. Und -leer geräumt. Mir fiel die Kinnlade runter vor Enttäuschung. Keine Handys, kein Rechner mehr, kein Festnetzapparat, keinerlei Verbindungsmöglichkeit nach draußen, bis auf den Stummel einer abgekniffenen Telefonleitung. Das bedeutete, ich war und blieb komplett auf mich allein gestellt. Und ich musste duschen. Selbst wenn es das Letzte sein sollte, was ich tat, in diesem Leben, ich musste einfach duschen.
Das Gelände war noch dunkler als sonst, es gab keinerlei elektrisches Licht mehr, nirgendwo. Selbst die Busbar war unbeleuchtet. Doch die Dunkelheit schützt einen nur bedingt, wenn man stinkt wie ein offenes Grab. Vorsichtig suchte ich mir meinen Weg Richtung Duschtrakt. Was wusste ich? Roxanne hatte Hope umgebracht, Leroy vermutlich Hidalgo, auch wenn der Anschlag eigentlich nur Romans Boot gegolten hatte, damit der aufhörte, ihre versenkten Sklavenleichen wieder hochzuholen. Und dann war da noch der Mord an Alice.
Alice. >Führ mich ans Licht<, verdammte Scheiße. Sie hatte die ganze Zeit geahnt, dass ihr Wissen sie das Leben kosten könnte, hatte blindlings auf meine Hilfe gehofft, und ich hatte es einfach verbockt. Und nach der Entdeckung des toten Babys war ihr alles egal gewesen, war sie auf Kollisionskurs gegangen, und irgendjemand aus der verdammten Clique ist hingegangen und hat sie totgespritzt.
Kein Zweifel. Das sagte mir meine Erfahrung. Nicht einer der Überdosierten, die ich im Laufe meiner frühen, schillernden Karriere als Spezialist fürs Aufspüren vermisster Süchtiger gefunden habe, hatte die Kanüle noch im Arm. Es ist ein Reflex, der im letzten, oft allerletzten wachen Moment die Nadel aus der Vene reißt, selbst bei denen, die sich vorsätzlich auf diese Art suizidieren. Irgendjemand hatte Alice mittels Injektion vergiftet und ihr, Kanüle in kaltem, festem Griff, beim Verrecken zugesehen. Ich war mir sicher, nur wie ich das beweisen sollte, stand erst mal in den Sternen.
Was wussten die anderen, was wusste die Gegenseite? Dass ich, meiner eigenen Aussage nach, herausgefunden hatte, warum sie Schisser umgebracht hatten. Dass ich Leroys Vergangenheit als Bombenleger kannte. Und
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