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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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wollte ihm nicht gelingen. Die drei Afrikaner schlugen einen neuen Takt an. Schneller, lauter, eindringlicher als das übliche Strandparty -Tarn-Tarn.
    Leroy, Alma, Vishna und Roxanne diskutierten. Noch.
    Noch war also Zeit. Noch war die Jagd nicht eröffnet. Auch wenn die Trommeln schon zu den Waffen riefen. Wellblechschuppen sind fast unmöglich zu knacken, ohne dabei erheblichen Lärm zu machen. Die Konstruktionen hier waren obendrein alle genietet, nicht geschraubt. Da kam man nur mit Gewalt rein, und das hieß schepperndes Getöse.
    Der Schein des Strandfeuers reflektierte flackernd im Schaufenster des Surf-und Tauchshops.
    Der Laden grenzte an das Bootshaus, mit einer Verbindungstür im Inneren.
    Wir schlichen um beide Gebäude herum, soweit sie im Schatten lagen. An der Rückseite des Shops war ein Garagentor, rostig und augenscheinlich nur selten benutzt. Man brauchte es nur anzusehen und konnte förmlich das Quietschen hören. Noch dazu war es mit einem dicken Vorhängeschloss an einem Haken gesichert, der solide im Felsgrund einbetoniert war.
    Felsgrund. Kein Fundament. Hm. Die Bleche reichten bis fast auf den Boden hinunter, doch der war, wie gesagt, nackter Fels und wie überall hier reichlich zerfurcht, die Spalten mit Sand gefüllt. Keine fünf Minuten später hatte ich mich durch die größte davon und unter der Blechwand hindurchgewühlt.
    Es gibt doch immer, immer, immer einen Weg hinein. Ich musste nur noch mit Kopf und Armen ein Element des Holzbodens hochdrücken, dann konnte ich aus dem Felsspalt klettern und auch Scuzzi hochhelfen. Das Lagerfeuer warf seinen Schein durch das Fensterglas. Vorsichtig sahen wir uns um. Die zum Bootshaus führende Tür war abgeschlossen, doch Scuzzi brauchte nicht lange, um den Schlüssel in einer Schublade zu finden.
    Ich pflückte in der Zwischenzeit ein Taucher-Stirnlicht von einem Ladegerät, suchte Brille, Flossen, Atemgerät, Bleigürtel, Tauchermesser und ein langes Seil zusammen. Auf einen Neoprenanzug verzichtete ich. Das Anund Ausziehen ist zeitaufwendig, da holte ich mir unter den gegebenen, schwer vorhersehbaren Umständen lieber ein Paar blaue Lippen.
    Im Bootshaus musste ich das Stirnlicht zu Hilfe nehmen, um herauszufinden, welches die vollen und welches die leeren Pressluftflaschen waren. Das Schlauchboot und das Dingi dümpelten, angebunden an eine Sprossenleiter, vor sich hin. Eines der beiden riesigen Rolltore führte zur Strand-, das andere zur Hafenseite. Beide hatten Elektroantrieb und, wahrscheinlich für den thermonuklearen Ernstfall, zusätzliche Handkurbeln. Militärs denken doch immer an alles.
    Scuzzi stieg runter ins Dingi, nahm die Taucherausrüstung entgegen, machte das Boot los und sich mit den Rudern vertraut. Der Spind, aus dem Roxanne die Schrotflinte geholt hatte, war unverschlossen. Und leer. Wäre ja auch zu schön gewesen. Es wurde höchste Zeit, hier zu verschwinden. Ich drückte den Schalter des vom Strand abgewandten Tores. Nichts. Kein Strom. Also packte ich die Handkurbel. Sie ließ sich leicht genug drehen, nur die Untersetzung war angesichts des zu bewegenden Gewichts natürlich fürchterlich klein. Ich musste rackern wie ein Kuli. Und selbstverständlich ging das Tor nicht geräuschlos in die Höhe, sondern ächzte und rasselte, und jedes neue Rolltorelement verließ die Führung mit einem Klacken, bevor es sich oben auf die Rolle legte.
    Nervtötend, obwohl ich mir einigermaßen sicher sein konnte, dass das Getrommel draußen all unsere Heimlichkeiten übertönte. Sobald die Öffnung hoch genug war, ruderte Scuzzi hindurch, raus ins Hafenbecken. Ich kurbelte das Tor wieder runter, bis seine untere Lippe so gerade ins Wasser tauchte. Dann verfluchte ich mich dafür, Scuzzi nicht meine Jeans und meine Schuhe mitgegeben zu haben, stieg also, wie ich war, hinab in die kalte Brühe, schwamm zum Tor, tauchte drunterweg und durfte dann erfahren, wie verdammt schwierig es ist, mit klatschnassen Klamotten aus dem Wasser in ein so leichtes und bewegliches Boot wie das Dingi zu klettern. Ohne Scuzzis energisches Zupacken wäre ich heute noch am Strampeln. Das Feuer loderte, die Trommeln dröhnten, mehrere dralle Frauen schüttelten ihr Haar und was sie sonst noch zu schütteln hatten. Alma war ausnahmsweise nicht darunter, sie konferierte weiterhin mit Leroy, Roxanne und Vishna. Ich fragte mich, worauf sie warteten. Kristof war nach seinem Telefongespräch verschwunden, nun auch Scuzzi. Irgendetwas mussten sie jetzt

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