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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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nahm er Armands Schrotgewehr auf.
    Ich ging die paar Schritte bis zum Schuppen, zog die Tür auf und betrachtete das Pegaso-Mofa wie eine Dreizehnjährige ihr geliebtes Pony. Wenn wir es damit irgendwie nach Puerto schafften ...
    »Du hast nur mit ihnen gekifft«, sagte ich mit einem Anflug von Bitternis. Nach Puerto und dort sofort rein in die Hafenbar, unter Menschen, ein paar steife Brandys gekippt, bis die Flossen wieder aufhörten zu schütteln, dass man die eigenen Finger nicht nachzählen konnte, dann ein paar Biere gegen den trockenen Hals, dann die Bullen angerufen, die Küstenwache, wen auch immer.
    Ich stemmte das Tor auf, schob das Mofa nach draußen, und etwa Kaltes, Rundes, in der Mitte Hohles drückte sich gegen meine Schläfe. Scuzzi trat neben mich, schrak ebenfalls zusammen, und das Schrotgewehr entglitt seinem Griff und fiel zu Boden. Sie fesselten uns die Hände mit Handschellen auf den Rücken. Dann zeigten sie uns die Haftbefehle. Im Schein der Taschenlampe konnte ich sogar die Unterschrift auf dem Fax ausmachen.
    Ich möchte dich tot sehen, Hufschmidt, dachte ich.
    Ich möchte auf deinem Grab tanzen. Ich möchte drauf schei»Hablais espafiol?«, unterbrach Enrique meinen Gedankengang. Ich schüttelte stumm den Kopf und wollte ihn schon an Scuzzi verweisen, da kam der mir mit einem für ihn ungewohnt aufsässigen »Hä?« zuvor. »Wir sprechen kein Spanisch«, schnauzte er. »Wir wollen einen Dolmetscher. Und einen Anwalt. Wir lassen uns doch nicht in Ketten legen, nicht nachdem man gerade noch versucht hat, uns umzubringen. Und schon gar nicht, solange die Hälfte der Arschlöcher, die uns ans Leder wollen, noch frei herumläuft! Seht lieber zu, dass ihr Leroy und Alma und die beiden anderen Schlangen festnehmt. Habt ihr mich gehört? Leroy, Alma und ... « Er verstummte stöhnend, weil Enrique ihm gleichmütig den Kolben des Schrotgewehrs in den Bauch rammte. Carlos, der andere Gardist, hatte inzwischen den Streifenwagen ums Haus herum gefahren.
    Im Licht der Scheinwerfer suchten die beiden nun seelenruhig das Gelände ab, wobei sie uns an den Ellenbogen mit sich herumführten. Als sie Armand entdeckten, wurden sie sichtlich lebhafter. Enrique bückte sich zur hingestreckt liegenden Gestalt, tastete nach der Halsschlagader, tastete und tastete und kam dann mit einem Kopfschütteln wieder hoch.
    »Na super«, murmelte Scuzzi. »Ich hab ihn gekillt. Gestern noch überzeugtes Mitglied der Love-and-Peace-Generation, heute Totschläger. Es ist nicht zu fassen.«
    Meine Gedanken rasten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Üblicherweise darf man sich im Gewahrsam der Staatsrnacht zumindest seines Lebens einigermaßen sicher sein. Nicht nur, dass einen die Beamten nicht einfach so kaltmachen dürfen, es wird auch erwartet, dass sie einschreiten, sollte jemand anders das versuchen. Gleichzeitig hatten Leroy und die anderen diese beiden in der Tasche. Nur - wie tief? Und - wer hatte die überhaupt gerufen? Und wozu? Dienten ihnen die deutschen Haftbefehle nur als Vorwand? Wollten sie uns überhaupt verhaften? Oder für immer zum Schweigen bringen? Waren es diese Fragen, die sie beschäftigten? Abführen oder abkehlen?
    Und wir standen mit gefesselten Händen daneben und konnten die Antwort abwarten. Es war zu viel. Ich hatte niemals zuvor einen Nervenzusammenbruch gehabt, doch jetzt spürte ich einen heraufziehen, mit Sicherheit, mit Macht.
    Der ältere Gardist ließ meinen Ellenbogen los und nahm Enrique ein Stück beiseite.
    »Falls ich gleich unkontrollierbar zu jodeln beginne«, flüsterte ich Scuzzi zu, »kannst du versuchen, abzuhauen.«
    »Pst«, machte er, und sein Gesicht nahm einen lauschenden Ausdruck an. Enrique und Carlos unterhielten sich nüchtern , sachlich, noch nicht einmal besonders leise. Wieder und wieder wanderten ihre Blicke zu uns.
    »Ach du Scheiße«, entfuhr es Scuzzi tonlos. »Wenn wir die Hippies auffliegen lassen, hat der eine gerade gemeint, dann )kommt alles heraus<.«
    Und das, dachte ich, mit letzter Selbstbeherrschung vor dem Kollaps, darf nicht passieren.
    Enrique bückte sich noch mal nach Armand und zerrte eine Umhängetasche unter der Leiche hervor. Eine Munitionstasche. Er trug Handschuhe, plötzlich. Mit geübtem Griff schnackte er Armands Schrotgewehr auf und lud beide Läufe.
    Carlos lief auf und ab, gab mit raumgreifenden Gesten Anweisungen wie ein Regisseur.
    »)Dereine Drogendealer steht hier, erschießt den anderen und widersetzt sich dann

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