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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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riss ein neues Streichholz an und schrie gellend, als ich ihm mein Tauchermesser in den ersten Körperteil rammte, den ich erreichte - seine Wade - und es in der Wunde drehte, in blutrünstiger Entschlossenheit, größtmöglichen Schaden anzurichten, größtmögliche Ablenkung von seinen verfluchten Streichhölzern zu erreichen. Das Bein knickte ein, ich langte hoch, kriegte Friedrichs Haar zu fassen und hängte mich mit meinem ganzen Gewicht daran. Er versuchte noch, sich aufzubäumen, doch ich zog mit der Kraft eines Wahnsinnigen. Er verlor das Gleichgewicht, kippte nach vorn, stürzte von der Klippe, hinein in den Müll, überschlug sich ein, zwei Mal, und mit einem tiefen, hohlen Ton, wie ein sachter Schlag von zarter Hand auf das Fell einer Pauke, explodierte der Hang zu einem Flammenmeer. Sofort bückte ich mich nach Scuzzi, der sich noch die letzten Meter hochkämpfte, schon beleckt vom sich rasend ausbreitenden Feuer, und ein scharfes, raues Zischen fuhr quer über meinen Kopf hinweg. Aus dem Augenwinkel sah ich Obutu stolpern, so sehr hatte er sich darauf konzentriert, mich zu köpfen, so unerwartet war mein Bücken gekommen. Doch er fing sich und hob die Machete erneut, Klinge funkelnd im Licht der Flammen, und ich warf mich zur Seite, rollte mich ab, sprang auf die Füße, und in einiger Entfernung schoss eine kleine, blaue Flamme auf mich zu, ein Schuss krachte, doch ich spürte keinen Treffer. Trotzdem blieb mir nichts, als zu rennen, nur weg vom Schein des Feuers, blindlings in die Dunkelheit.
    Jemand schrie in Agonie, inmitten der Flammen, schrie entmenschlicht, und ich rannte. Mehr konnte ich nicht tun.
    Sie setzten mir nach, Obutu und Armand, tauschten sich bilingual aus über ihre Wahrnehmungen, geübte Jäger, ausgeruht, ausdauernd, völlig sicher, das gehetzte, panische, verwundete Wild jeden Augenblick zu stellen und ohne große Mühe in eine Trophäe zu verwandeln. Ich verlangsamte meine Flucht zu einem Laufschritt, gezwungenermaßen, alles an Reserven restlos verbrannt. Obendrein war das gemäßigte Tempo leiser als heilloses Preschen durch stachelige Büsche und über losen Schotter. Ich wollte weg von der Fläche, raus aus der Landschaft, ich wollte Deckung und eine Möglichkeit, etwas zu fassen zu kriegen, das man als Waffe gebrauchen konnte, oder ein Fahrzeug zum Entkommen, und ein kleiner Funken Hoffnung fuhr mir in die Glieder, als ich die dunklen Schemen der Gebäude der Pferderanch ausmachte. Gleichzeitig konnte ich hören, ja geradezu spüren, wie Armand und Obutu, rechts und links hinter mir, an Boden gewannen.
    »Pas si vite«, forderte Armand und lachte. Er war kaum außer Atem.
    »Now I see you«, freute sich Obutu, als ob wir Verstecken spielten. Ich stolperte über etwas und warf mich zu Boden, duckte mich in eine Mulde.
    »Now I don't.« Er näherte sich suchend, gespannt und siegessicher. Von meiner Position aus sah ich ganz klar die hoch über den Kopf gehaltene Machete, doch er sah mich nicht und wäre vorbeigegangen, hätte sich mir nicht ein keuchendes Wimmern der Angst entrungen, leise, hilflos. Obutu lachte, machte einen Schritt auf mich zu, sog scharf die Luft ein, schrie, schrie entsetzt, schrie anhaltend, hallend, verstummte mit einem dumpfen, knirschenden Aufprall, und ich schob den Blendladen wieder über den Brunnenschacht. Wie, um sicherzugehen.
    »Pas mal«, fand Armand, am Doppellauf einer Schrotflinte entlang. Er stand direkt über mir. In Panik krabbelte ich rückwärts, starrte dabei unverwandt auf Armands sich weiter und weiter krümmenden Abzugsfinger, erwartete zitternd noch das Mündungsfeuer zu sehen und dann nichts mehr, nie mehr, und etwas fuhr mit pfeifendem Schwung durch die Nacht und schlug Armand den SchädeI zur Seite. Der Schuss bellte, eine blaue Flamme schoss dicht über mich hinweg, und als die Blendung durch das Mündungsfeuer nachließ, stand Scuzzi da, rußgeschwärzt, mit wildem Blick, würgend, spuckend, schwankend vor atemloser Erschöpfung, auf ein Kantholz gestützt, Armand leblos zu seinen Füßen.
    »Gestern wollte ich noch für immer hierbleiben!« Kaum wieder bei Atem, ich nach dem Schuss kaum wieder bei Gehör, wusste Scuzzi nicht, wohin mit sich vor Empörung. »Ich kapiere das nicht! Gestern war doch noch alles total friedlich! Und heute renne ich durch die Nacht und schlage Leute mit Knüppeln nieder! Leute schießen auf mich, versuchen, mich zu verbrennen! Dieselben Leute, mit denen ich gestern noch gekifft habe!« Nachdenklich

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