Alles total groovy hier
seinerVerhaftung(<<,übersetzte Scuzzi mit beachtlicher Ruhe unsere Todesurteile. Zufrieden mit seinem Setting packte Carlos wieder meinen Arm, nickte mir wohlwollend, väterlich, beruhigend zu, zog mich mit sich, stellte mich mitten hinein in den Lichtkegel des Streifenwagens und ging zur Seite. Enrique hob das Gewehr. Ja Scheiße, dachte ich, dieser ganzen Nahtoderfahrungen schlagartig überdrüssig, unfähig, auch nur zu protestieren. Dann drück auch ab, du Arsch. Doch der Knall blieb aus. Stattdessen machte es laut und deutlich pack, und Enrique strauchelte, während sein Käppi in die eine und ein faustgroßer Stein in die andere Richtung von seinem Kopf schwirrten.
Kollege Carlos fuhr zusammen, zerrte seine Dienstpistole aus dem Hüftholster, hob sie in beidhändigem Griff, wusste aber, geblendet vom Licht der Scheinwerfer, offensichtlich nicht, wohin er zielen sollte. Enrique hatte das Schrotgewehr sinken lassen. Er griff sich an den Kopf, baff, angeschlagen, packte die Waffe dann aber wieder fester und drehte sich um, in die Richtung, aus der der Stein gekommen sein musste. Mit drei, vier langen Schritten war ich neben ihm und trat mit aller Kraft unter das Gewehr. Beide Läufe krachten gleichzeitig, spuckten Flammen und Blei und rissen Carlos glatt von den Beinen, seine Brust eine einzige, offene Wunde. Enrique erstarrte, und ein weiterer Stein traf ihn, diesmal an der Schläfe. Seine Miene entglitt in vollkommene Fassungslosigkeit, und er sank auf die Knie, kippte zu Boden, wo ich auf ihn eintrat, bis er sich nicht mehr rührte und jemand kam und mich von ihm wegzerrte.
»Washaben diese Leute denn nur alle gegen dich?«, fragte Roman in mein Ohr. »Lass mich raten: Zu viel SchigguSchiggu?«
Ich hustete. Scuzzi hielt meinen Kopf in seiner Armbeuge und gab mir die Flasche wie eine Mutter ihrem Kind.
»Noch einen?«, fragte er.
Wir hockten angelehnt an Romans Peugeot, den wieder einmal niemand hatte kommen hören.
Ich nickte, Scuzzi hob die Flasche, und ich hustete erneut.
»Meine Fresse, was ist denn das für ein Fusel?«
»Hab ich von ihm«, sagte Scuzzi und meinte Roman, der nervös hin und her lief, seine Miene eine Mischung aus Anspannung und stiller Belustigung.
Meine Hände waren frei, stellte ich fest. Blutig und zerschnitten, zitternd wie die Drehzahlmessernadel eines Abarths, aber frei. Und ich lebte. Es fiel mir schwer, das zu glauben. Also nahm ich Scuzzi die Flasche ab und flößte mir selber einen ein. Hustete, spuckte. Doch, ich lebte. Es war wirklich wahr.
»Enrique atmet noch«, meinte Roman sachlich. »Und auch im Brunnenschacht scheint jemand von ganzem Herzen seine Sünden zu bereuen. Was ich sagen will, ist: Es wird Zeit für dich, eine Entscheidung zu treffen.«
Er streckte die Arme vor. Mit der rechten Hand hielt er mir das Gewehr hin, mit der linken ein aufgeklapptes Handy.
»Warte«, sagte ich. Er wartete.
Auge um Auge, dachte ich. Wie du mir, so ich dir.
»Ruf an«, sagte ich dann. »Wir brauchen ihre Aussagen.«
»Eijeijeijeijei. Das wird ein Theater geben ... « Roman steuerte den Peugeot die Straße zur Paradise Lodge hinunter. Ich saß in der Mitte, Scuzzi ganz rechts. Er hatte den Außenspiegel zu sich gedreht und begutachtete mit verdrießlichem Gesicht die Schäden, die der kurze Kontakt mit dem Feuer seiner Frisur angetan hatte. Davon abgesehen war er nur oberflächlich angekokelt und erstaunlich gefasst. »Ein toter Gardist, da wird die Guardia durchdrehen, glaubt's mir.«
»Aber den hat Enrique erschossen«, sagte Scuzzi. »Das können wir doch bezeugen.«
»ZweiAusländer und ein Zigeuner. Tolle Zeugen.«
»Wir werden das aufklären«, sagte ich. »Und zwar alles.«
»O sicher. Und was willst du denen erzählen, warum du die Tatwaffe mitgenommen hast?«
Ich sah an mir hinunter. In der einen Hand hatte ich die Schnapsflasche, in der anderen die Munitionstasche und zwischen den Knien tatsächlich das Schrotgewehr.
»Wie lange wird es dauern, bis die Guardia am Tatort ankommt?«
»Eine Stunde, Minimum. Jetzt, um vier Uhr morgens, eher anderthalb.«
»Ich brauche keine anderthalb Stunden. Anschließend bringen wir die Waffe einfach wieder zurück.«
»Anschließend an was?«, fragte Roman und erhielt keine Antwort.
»Ich kann nur hoffen, du weißt, was du tust«, meinte Scuzzi und nahm mir die Flasche ab.
Ich fummelte zwei Patronen aus der Umhängetasche, schob sie in die Läufe und nickte.
Roman bog durch das Tor der Paradise Lodge. Das Gelände war
Weitere Kostenlose Bücher