Alles über Elfen (German Edition)
einer Vermählung zustimmen, und auch den Fischfang mit Netzen sollen die Maori manchen Sagen nach von ihren lichtscheuen Nachbarn gelernt haben. [Christiansen: Fischfang? In Hochwäldern? Plischke: Erstens sind Hochwälder keine trockenen Wüsten (sonst hießen sie ja auch Hochwüsten), zweitens haben Sie als Flachlandbewohner trotzdem schon einmal etwas von Gebirgsseen gehört, und drittens sollten Sie inzwischen wissen, dass Kollege Wolf hin und wieder zum Schludern neigt: Die Patupaiarehe gibt es auch in einer im Meer lebenden Variante.]
Verwandtschaftsgrad mit den »klassischen« Elfen: Neuseeland ist augenscheinlich ein wichtiger Zwischenstopp für jeden, der sich für die Forschung über sogenannte Fabelgeschöpfe begeistern kann. Nicht nur, dass die Zahl der Hobbitsichtungen dort im letzten Jahrzehnt stetig gestiegen ist. Wer die Wanderschuhe einpackt und dramatische Bergtouren nicht scheut, kommt vielleicht in den unvergleichlichen Genuss, Kontakt zu einem sehr scheuen Stamm wilder Elfen aufzunehmen. Nur gute Ohrstöpsel sollte man nicht vergessen, es sei denn, man hat Lust darauf, als Sexsklave der Patupaiarehe zu enden …
Dunkle Elfen, hohe Elfen und Elfen aus dem All – Variationen einer bittersüßen Melodie
Das vorangegangene Kapitel könnte womöglich einen falschen Eindruck bei Ihnen hinterlassen haben: Nicht jeder Elfologe ist ein begeisterter Feldforscher, der seine Erfüllung in wagemutigen Expeditionen an schwer zu erreichende Orte findet. Um ehrlich zu sein, sind viele Vertreter unserer Zunft passionierte Stubenhocker – wenn man es einmal freundlich ausdrückt. Andere teilen sich ihre Zeit auf zwischen Arbeitszimmer und Exkursion nach einem peniblen, selbst erarbeiteten Schema, das sich an den Mondphasen, dem persönlichen Biorhythmus oder noch obskureren Richtlinien orientiert. Wieder andere machen einfach, worauf sie gerade Lust haben, oder spezialisieren sich auf ganz bestimmte und zum Teil randständig scheinende Aspekte wie elfische Küche, elfische Haarpflege oder elfische Ansichten über Sinn und Zweck der Dualität von Gut und Böse als Ordnungsprinzip des Kosmos.
Worauf ich hinauswill, ist, dass die Elfologen ein sehr buntes, gemischtes Völkchen sind – und das wiederum haben sie mit ihrem Forschungsgegenstand gemein, denn die Elfen sind unvorstellbar varianten- und facettenreiche Wesen. Hinzu kommt, dass viele Elfologen ihre Erkenntnisse nicht in Form wissenschaftlicher Abhandlungen einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Tragischerweise nimmt selbige nämlich von fundierten und empirisch einigermaßen sauber belegten Studien in der Regel so gut wie keine Notiz. Auch Gedankenspielen in Essayform wie »Wir sind nicht allein – Die Möglichkeit der Existenz außerirdischen elfischen Lebens« stehen die meisten Menschen eher indifferent gegenüber. Infolgedessen wenden sich zahlreiche Elfologen der Unterhaltungsindustrie zu und verschleiern ihre Forschungsergebnisse beziehungsweise introspektiv gewonnenen Erkenntnisse als reine Fiktion. Was als Abhandlung zum Thema »Magieausübung oder Pheromonkompatibilität? – Einige Gedanken zur gesteigerten Anziehungskraft der Vertreter des Schönen Volkes auf den Homo Sapiens« in den Regalen von Fachbibliotheken vor sich hin stauben würde, findet als reißerisch aufbereitete Fantasyliebesschmonzette mit dem nichtssagenden, aber dennoch verheißungsvollen Titel »Lamandrion Samtmund – Das Geheimnis des Elbenprinzen« urplötzlich vergleichsweise reißenden Absatz. Also gilt: Wer gehört werden will, muss den Leuten das geben, was sie hören wollen – oder zumindest etwas, dass sich nicht allzu sperrig in ihrem Innenohr verkantet.
Das ist im Übrigen kein Problem der Moderne. Hier greift der Spruch »Früher war alles besser und aus Holz« ausnahmsweise einmal nicht. Bestes Beispiel dafür ist der »Pate« aller Elfologen selbst: Hätte Tolkien die vielen Informationen, die er über Elfen (und zahlreiche andere Völker) gewann, nicht in Form von Erzählungen veröffentlicht, wer weiß, ob sich dann heute überhaupt irgendjemand etwas anderes unter einem Elfen vorstellen könnte als die verharmloste Schrumpfversion mit den niedlichen Flügeln.
Inzwischen bedienen Elfologen sämtliche Medien – von Romanen über Comics bis hin zu Filmen und Computerspielen. Eine Entwicklung, die ich insofern begrüße, als diese Strategie absolut garantiert, dass das Interesse an Elfen auf absehbare Zeit ungebrochen bleiben wird. Daher will
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