Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
Vom Netzwerk:
oder etwas nebulös sind. Eine dieser sonderbaren Ausführungen hängt direkt mit dem Thema Gesellschaftsordnung zusammen, denn sie wirft die Frage auf, wie die elfische Ökonomie funktioniert und worauf sie sich gründet.
    Tolkien verrät uns, die Elfen unter Thranduils Herrschaft würden weder Acker- und Bergbau noch Handel betreiben. Doch womit sichern sie sich dann ihren Lebensunterhalt? Woher nehmen sie die Ressourcen, um ihre Festungen zu errichten? [Christiansen: Die übrigens sehr wohl unterirdische Bereiche haben. Ich habe Schwierigkeiten, mir eine Gesellschaft vorzustellen, die bessere Tunnel als die Orks anlegt, aber bei ihren Grabungsarbeiten nie auf die Idee kommt, die verwertbaren Rohstoffe, auf die sie dabei stößt, auch tatsächlich zu nutzen und ordentliche Minen anzulegen] Wie bezahlen sie für den Wein aus den Wingerten der Menschen, der Thranduil so köstlich mundet? Wie für das Arbeitsmaterial, aus dem sie ihr Geschmeide herstellen?
    Es sind Widersprüchlichkeiten wie diese, die viele Elfologen nach Tolkien dazu bewogen haben, ein gänzlich anderes Bild der elfischen Gesellschaft zu entwerfen und dafür zu sorgen, dass sowohl das alte als auch das neue Modell auf erstaunliche Weise in unserer Vorstellung friedlich miteinander koexistieren.
    Dieses zweite Modell macht die Elfen zu Jägern und Sammlern, die in einer Stammeskultur organisiert sind. Diese Form der Gemeinschaft trägt dabei erstaunlich oft Züge eines paradiesischen Urkommunismus, wie ihn Marx sich nicht besser hätte erträumen können:
    1.Ein übergeordneter Herrscher, der allen anderen Mitgliedern der Gemeinschaft Befehle oder bindende Anweisungen geben kann, existiert nicht. Entscheidungen werden im Kollektiv getroffen, wobei allerdings niemand, der mit einem Beschluss unzufrieden ist, dazu gezwungen werden kann, zu dessen Umsetzung beizutragen. Die Vorstellung, einen König oder etwas Vergleichbares zu haben, käme diesen Elfen geradezu grotesk vor, falls sie so abwegige Konzepte wie »Herrschaft« und »Machtausübung« überhaupt nachvollziehen können.
    2.Jedes Mitglied der Gemeinschaft trägt zu deren Wohlergehen in dem Umfang und in der Art und Weise bei, wie es ihm möglich ist. Ein Elf ist zu alt, gebrechlich oder ungeduldig, um einen guten Jäger abzugeben oder Wurzeln auszugraben? Kein Problem. Dafür schnitzt er vielleicht die besten Pfeilschäfte oder flicht die schönsten Zöpfe oder kann abends am Feuer so lebhaft und spannend Geschichten erzählen, dass er seine Stammesgenossen damit ausgezeichnet unterhält. [Plischke: Ein Paradies? Ja, sicher. Für Faulenzer vielleicht, die sich durchfüttern lassen, anstatt selbst mitanzupacken]
    3.Persönliches Eigentum ist auf ein absolutes Mindestmaß reduziert (Kleidung, Waffen, Schmuckstücke), und ansonsten gehört im Grunde allen alles. [Christiansen: Merke also: In so einem Elfenlager ja nichts unbeaufsichtigt liegen lassen, denn sonst kriegt es plötzlich Beine]
    4.Der Stamm nutzt die in seiner Umgebung vorhandenen nachwachsenden Ressourcen wie etwa Holz oder Wild optimal aus, ohne der Natur dabei bleibenden Schaden zuzufügen. Elfen aus einer Stammeskultur sehen sich nicht als über ihre Umwelt erhaben oder dazu berufen, sich die Erde untertan zu machen. Sie verstehen sich viel eher als Teil eines größeren Ganzen, dessen Einzelelemente sinnvoll und untrennbar miteinander verknüpft sind. Es fiele ihnen beispielsweise nie ein, mehr Tiere zu töten oder mehr gesunde Bäume zu fällen, als es für den Erhalt des Stammes unbedingt nötig ist. Diese Haltung ist wahrscheinlich dafür mitverantwortlich, dass die Elfen bei ihren schärfsten Kritikern in dem Ruf stehen, allerorten ungefragt als penetrante bis militante Umweltschützer aufzutreten.
    Man sollte sich durch all dies jedoch nicht zu tragischen Fehleinschätzungen verleiten lassen: Diese Elfen sind nicht automatisch weich und sanftmütig oder besonders freundlich und aufgeschlossen gegenüber Fremden. Sie ziehen die Grenze zwischen ihrer Eigengruppe und allen Außenstehenden oftmals sehr scharf – und zwar buchstäblich sogar so scharf, dass Blut fließt, wenn sie allzu dreist oder unvorsichtig überschritten wird. Viele menschliche Kulturen aus Regionen dieser Erde, die aus unserer Perspektive ungastlich wirken, wissen von Plätzen, an die man besser nicht geht, wenn man nicht den Zorn von Geistern und Dämonen wecken will – bestimmte Lichtungen tief im Dschungel, seltsame Steinformationen weit draußen in

Weitere Kostenlose Bücher