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Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Geschichten über sonderbare Wesen, die an oder in Flüssen und Seen leben und darauf warten, sterbliche Männer zu verführen – nur tun sie dies allein über ihren verlockenden Gesang und weniger über ihr Aussehen. Letzteres wäre auch nur bei Personen mit ganz speziellen Vorlieben dazu geeignet, heißblütige Leidenschaft zu wecken – die Rusalki sind Untote. [Plischke: Einer oft herangezogenen Erklärung nach handelt es sich bei ihnen um die auf unheilige Weise wiederbelebten Leichname junger Frauen, die aus Gram ob einer unglücklichen Liebe ins Wasser gegangen sind.] Was den Umworbenen erwartet, wenn er von den Rusalki ins Wasser gezerrt wird, ist auch kein Ausflug in ein zauberhaftes Unterwasserreich, sondern lediglich ein nasses Grab. [Christiansen: Kollege Wolf zeichnet hier wirklich ein sehr düsteres Bild. Es gibt durchaus Legenden, in denen die Rusalka nicht im eigentlichen Sinne böse ist. Sie ist nur verbittert und möchte, dass Rache an demjenigen geübt wird, der die Verantwortung für ihren Tod trägt. Und Rusalki sind auch nicht überall zwangsläufig hässlich – in Weißrussland beispielsweise ist ihre Erscheinung an den Zustand des Landes gekoppelt. Ist es fruchtbar, sind die Rusalki selbstverständlich hübsch anzusehen.] Wenn das unglückliche Opfer nicht ertränkt wird, erleidet es einen weitaus bizarreren und grausameren Tod: Es wird zu Tode gekitzelt. [Christiansen: Das wiederum würde gut zu dem schrägen Sinn für »Humor« der Elfen passen.]
    Was die Rusalki zu einem Kandidaten für ein Elfenvolk macht, das gegen ein ganz besonders schlechtes Image anzukämpfen hat, ist unter anderem der Umstand, dass sie bisweilen als Gattinnen oder Dienerinnen von Wodjanoi gehandelt werden – slawischen Wassermännern, mit denen sie sich neben dem Lebensraum auch Tisch und Bett teilen. Dabei gelten auch die Wodjanoi als nicht ausgesprochen ansehnlich – wenn sie Glück haben, werden sie als Kinder oder ältere Herren mit gewaltigem Hängebauch beschrieben. Ansonsten dichtet man ihnen wie ihren Frauen eher das Aussehen von Wasserleichen an. Der Hang zu fröhlich-heiterem Vergnügen, den man den Elfen nachsagt, erfuhr gleichermaßen eine Umdeutung: Der Wodjanoi ist ein passionierter Kartenhai, aber dabei ausgesprochen grummelig und ein schlechter Verlierer. Wenn er nicht gerade diesem oder seinem anderen großen Laster – dem Tauchen – frönt, hockt er mit einem großen Knüppel bewaffnet am Ufer. Der Knüppel dient dabei einer wenig menschenfreundlichen Aufgabe – dem Erschlagen allzu naseweiser Kinder.
    Verwandtschaftsgrad mit den »klassischen« Elfen: Ähnlich wie die Huldras wurden auch die Rusalki und ihre Gatten im Zuge der Ausbreitung des Christentums offenbar von mehr oder minder neutralen Schutzgeistern der Natur in die Rolle gefährlicher Dämonen hineingezwängt. Schönes Indiz: Wenn der Wodjanoi Karten drischt, vermeidet er die Farbe Kreuz wie der Teufel das Weihwasser. Ungeachtet der jahrhundertelangen Propaganda, die gegen sie gerichtet war, schimmern unter der Oberfläche noch immer die feen- und elfengleichen Attribute dieser Geschöpfe durch. Andererseits ist es genau so denkbar, dass wir es hier mit einem besonders wilden Elfenstamm zu tun haben, der sich die ablehnende Haltung der menschlichen Bevölkerung in seinem Siedlungsgebiet durch zahlreiche Grausamkeiten redlich verdient hat.
Sidhe
    Verbreitungsgebiet: Die Britischen Inseln.
    Ich muss leider mal kurz denglisch mit Ihnen reden. Der Grund: Ich verwende »Sidhe« hier als Catch-All-Begriff für eine an sich etwas differenziertere Gruppe von elfennahen Geschöpfen. Da wir uns aber sowieso auf den Britischen Inseln bewegen, verzeihen Sie mir dies hoffentlich. [Plischke: Warum sagt Kollege Wolf an dieser Stelle nicht Sammelbegriff? Christiansen: Weil dann der laue Gag mit den Britischen Inseln noch weniger zündet.]
    Noch eines gleich vorweg: In Anbetracht der Tatsache, wo Tolkien aufgewachsen ist, können wir stark davon ausgehen, dass die Elfen, mit denen er Kontakt hatte und die von ihm so umfangreich beschrieben wurden, höchstwahrscheinlich kulturell stark von den Sidhe beeinflusst waren. [Christiansen: Ist Tolkien nicht in Südafrika geboren? Plischke: Doch, ist er. Er kam aber aufgrund diverser Familientragödien – einer Erkrankung der Mutter und dem Tod des Vaters – schon als Kleinkind nach England.]
    Eine ganz grundsätzliche Unterscheidung, die sich für die Feen und Elfen der Britischen Inseln im Laufe der

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