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Alles was du wuenschst - Erzaehlungen

Titel: Alles was du wuenschst - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Enright
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Laufe des Abends sagte er, zumindest glaubte sie, dass er es sagte, er habe es einer Frau mal mit der Faust besorgt und sich als Kind draußen auf der Strandhill Road eine Weile lang mit einem Typen getroffen, der hätte ihn im Moor ein bisschen gevögelt, was er eigentlich ganz gut gefunden habe. Eigentlich .
    Sie wusste nicht, ob sie schlief oder nicht.
    Am Morgen kam er aus dem Badezimmer, schön und sauber. Er sagte, Elvis habe nie richtig Sex gehabt. Elvis sei besser als Sex. Das sei das Problem. Er wisse, sein Manko im Bett sei, dass er nie so gut wie Elvis Presley sein würde.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    Sein Brustkorb war bleich und voller Sommersprossen, ganz flach – er lag da, ganz Steinplatten und Klötze, in der Mitte sein ulkiger eingerollter Schwanz. Der Mann,
mit dem er sich als Kind getroffen hatte, schien keine Spuren oder Male hinterlassen zu haben, und sie fragte sich, ob sie auch das nur geträumt hatte, denn die Straße und der Junge, der sie entlanglief, gingen ihr die ganze Nacht nicht aus dem Kopf; und im Traum zog er ihr Gesicht wie Sahnekaramell hinter sich her. Seine Augen waren klar, amnesisch, und sie dachte, wenn er total besoffen ist und sicher sein kann, sich an nichts zu erinnern, erzählt er seine Moorgeschichte vermutlich jedem. Vielleicht war’s aber auch nur eine Lüge. Vielleicht war ihm etwas Schreckliches zugestoßen – etwas anderes Schreckliches. Oder es war ihm gar nichts Schreckliches zugestoßen, und nie würde sie herausfinden, was denn nun. Vielleicht war er überhaupt nicht den weiten Weg bis nach Dewey, Wisconsin, gefahren.
    »Hör zu«, sagte sie. »Um halb zwei muss ich meine Nichte abholen, ich hab versprochen, mit ihr in die Stadt zu gehen.«
    »Deine Nichte?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Wie süß.«
    »Verpiss dich«, sagte sie.
    Aber er blieb in ihrem gelben Morgenmantel sitzen, wartete darauf, dass das Paracetamol wirkte, und blätterte in einer alten Vogue herum wie eine Parodie auf ihr sonntagmorgendliches Selbst.
    Sie goss eine Kanne Tee auf.
    Er sagte, in Reno habe er einen Transsexuellen mit unglaublichen Brüsten getroffen, aber dann sei die Unterhose drangekommen … und er habe Stielaugen gekriegt!
Und das Problem sei, dass ihn diese Brüste immer noch verrückt machten, er wolle einfach dran lecken oder sie in Besitz nehmen; die setzten seine Steuerung außer Kraft oder so ähnlich.
    »Abartig«, sagte sie.
    Und weil sie ihm nicht glaubt – jedenfalls nicht so, wie er’s gern gehabt hätte -, betatscht er sie wieder.
    Und sie kann diesem Kerl, diesem Lügner, der seit zwei Tagen da ist, nicht sagen, dass er sie nicht mehr anrühren soll. Aber genau das entwickelt sich jetzt daraus – zwei Menschen, die nicht miteinander schlafen wollen, die knutschen und fummeln und sich gegenseitig an Schränke drücken. Zu mehr würde es nicht kommen, das weiß sie irgendwie. Er löst sich von ihr, geht ins Badezimmer und zieht sich an. Endlich.
    Als er wieder ins Zimmer kommt, sitzt sie am Tisch und raucht eine Zigarette, und er ist acht Jahre alt. Acht, vielleicht auch neun, seinem kleinen Backpfeifengesicht nach.
    »Na dann … tschüss!«, sagt sie.
    »Tschüss, schöne Frau.«
    Er stopft seine Boxershorts in seinen Rucksack, was bedeutet, dass sein kleiner Hintern in der Jeans nackt ist. Und er geht mit großen Versprechungen, und mit einem großen Lächeln schließt sie die Tür, und sie duscht und holt ihre kleine Nichte ab; hin und wieder hat sie Schuldgefühle, wenn sie an das Verderben zwischen ihren Beinen denkt.
    Der Traum kehrt den ganzen Tag wieder. Am Abend, als sie rauchend am Küchentisch sitzt und die Dämmerung
in Nacht übergeht, denkt sie daran. An das Schlappen seiner Jungengummistiefel auf der Straße. An sein lilafarbenes Hemd. An die Altmännerhose, die am Bund zu tief hängt und den Blick auf seine Hüfte und den Gummizug seiner Unterhose freigibt – ein ungewaschener Nylonstretch mit Meerjungfrauen darauf, vielleicht hatte seine Mutter die beim Kauf gar nicht bemerkt, oder ein Stringtanga, der auf seiner Haut ein Gitternetz hinterlässt, in dem er wie ein Fisch zappelt.
    Der Junge läuft die Straße hinab und weiß nichts von seiner Haut, von seinem zarten, kleinen Pimmel inmitten dieser Landschaft und von diesen Klamotten. Er läuft die Straße hinab in seinen eigenen weißen Atem hinein – selbst sein Atem liebt ihn, und der Mann, der ihn vom Bergkamm aus beobachtet, liebt ihn, ebenso das gottverdammte Moor.
    Und sie denkt,

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