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Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was er wollte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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verliehen.
    Zur vorgeschlagenen Stunde wartete ich, unter dem Vorwand zu arbeiten, in der Bibliothek. Ich war nicht sicher, daß Asher kommen würde, da ich auf meine Einladung keine Antwort erhalten hatte, aber kurz vor halb sechs hörte ich es draußen an der Haustür läuten. Ich wußte zwar, daß Abigail im Haus war, aber ich hielt es für herzlicher, selbst an die Tür zu gehen und Asher zu empfangen.
    Er stand auf der Vortreppe. Obwohl er noch jung war, waren die Fältchen an seinen Augenwinkeln nicht zu übersehen, Spuren, dachte ich, seiner strapaziösen Expeditionen nach Neuguinea oder wohin sonst seine Ausflüge ihn geführt hatten. Unter dem Mantel trug er ein Hemd mit steifem Kragen und einen rotseidenen gepunkteten Schlips. Sein Mund war unbewegt und ernst.
    »Treten Sie ein, treten Sie ein«, forderte ich ihn auf und öffnete die Tür weiter.
    Er brachte einen Schauder kalter Luft herein, als er ins Vestibül trat, und ich schloß die Tür schnell wieder. Die Uhr schlug die halbe Stunde, ich machte eine Bemerkung über seine Pünktlichkeit. Dann kam Abigail und nahm ihm Hut und Mantel ab.
    Asher strich sich über die Haare. »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte er, als wir etwas verlegen im Vestibül standen.
    »Es ist mir ein Vergnügen«, erwiderte ich.
    »Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihrer Familie mein Beileid zum Tod von William Bliss auszusprechen«, sagte er.
    »Danke«, sagte ich. »Für meine Frau ist es besonders schwer. William Bliss war wie ein Vater für sie.«
    »Dann möchte ich ihr mein ganz besonderes Mitgefühl übermitteln«, sagte Asher.
    »Danke, Professor Asher«, sagte Etna von der obersten Stufe der Treppe herab.
    Ich glaube, ich war noch erstaunter als Asher, meine Frau die Treppe herunterkommen zu sehen. Sie bewegte sich langsam und würdevoll. Der Rock ihres elfenbeinfarbenen Kleides, zu dem sie ein kurzes Spitzencape trug, glitt hinter ihr in raschelnder Fülle über die Stufen. Ihr dunkles Haar, im Nacken geknotet, war von pflaumenfarbenen Perlen durchwirkt. Die Ohrgehänge bewegten sich bei jedem ihrer Schritte leise hin und her.
    »Etna«, sagte ich. »Darf ich dich mit Phillip Asher bekannt machen? Du erinnerst dich vielleicht – er wurde uns bei Edward Feralds Empfang vorgestellt.«
    »Ja«, antwortete Etna und trat auf die letzte Stufe hinunter. »Guten Abend, Professor Asher.«
    Asher zögerte einen Moment, dann reichte er ihr die Hand. Ich glaube, daß er in diesem Augenblick eine schwerwiegende Entscheidung traf. »Sie sind mit meinem Bruder bekannt«, sagte er zu Etna. »Samuel.«
    Etna nickte. »Das ist wahr«, sagte sie, und ich sah deutlich, daß er ihr nichts Neues sagte. »Und wie geht es Ihrem Bruder?« fragte sie.
    Phillip Asher ließ Etnas Hand los. Etna wirkte kühl und gelassen, aber ich sah, daß ihre Finger zitterten. Und Asher sah es auch.
    »Er lebt normalerweise in Kanada«, sagte er. »Aber zur Zeit hält er sich in London auf. Er ist bei der britischen Admiralität.«
    Etna nickte wieder.
    »Wegen des Krieges«, setzte Asher hinzu.
    »Sie beide kennen sich also«, bemerkte ich, einigermaßen verwirrt von diesem Austausch.
    »Nur flüchtig«, erklärte Etna. »Ich habe Professor Ashers Bruder kennengelernt, als ich noch in Exeter lebte. Er war ein Freund der Familie.«
    »Aha«, sagte ich. »Du hast nie von ihm gesprochen.« Die Bemerkung war unhöflich, beinahe etwas beleidigend für Phillip Asher und seinen Bruder.
    »Ich will gerade los, um die Kinder zu holen«, sagte Etna. »Sie sind bei meiner Tante zu Besuch.«
    »Richtig«, sagte ich, immer noch leicht durcheinander.
    »Auf Wiedersehen, Professor Asher«, sagte Etna. »Ich hoffe, ich werde bei Ihrem nächsten Besuch nicht so in Eile sein.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Asher.
    »Kommen Sie, die Drinks warten«, sagte ich in bemüht freundschaftlichem Ton, als Etna sich anschickte, ihren Hut aufzusetzen, und ich hatte den Eindruck, daß Asher mir nur widerstrebend folgte.
    Ich führte ihn in mein Arbeitszimmer. Ich hatte Bücher und Papiere auf meinem Schreibtisch aufgeschichtet, um den Eindruck zu vermitteln, ich schreibe an einem Aufsatz. Asher warf einen Blick auf den Wust und nahm in einem der ledernen Clubsessel Platz.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?« fragte ich. »Einen Brandy?«
    »Gern, danke«, sagte er.
    »Soda?« fragte ich, die Flasche in die Höhe haltend.
    »Nein, danke.«
    »Gut«, sagte ich und goß auch mir selbst ein. Dann setzte ich mich Asher gegenüber

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