Alles, was er wollte: Roman (German Edition)
in das Lederpolster zurück, und im selben Moment fiel mir eine Stelle aus Das verlorene Paradies ein, das in seiner Richtigkeit der reine Hohn war.
»… wohlan, wenn hier das Elend enden wollte,
ich hab’s verdient, und würde
das Verdiente tragen.«
(Buch X, II. 725–727; die Worte spricht Adam; voll Verzweiflung über die verlorene herrliche Welt; in dem Wissen, daß seine Nachfahren ihn verfluchen werden; nur von dem Wunsch zu sterben beseelt. Einer der besseren Verse Miltons, meiner Meinung nach.)
Hotel Thrupp
19. Oktober 1914
Sehr verehrte Mrs. Van Tassel,
es fällt mir nicht leicht, Ihnen zu schreiben, und ich bitte Sie, mir zu verzeihen, wenn ich Bestürzung gesehen haben sollte, wo keine ist, aber seit ich heute abend in Mr. Feralds Vestibül, wo wir alle auf das Vorfahren unserer Wagen und Automobile warteten, Ihr Gesicht sah, kann ich nur glauben, daß es ein Schock für Sie war, mich in diesem Haus anzutreffen. Ich hatte Professor Van Tassel im Lauf dieses Tages bereits kennengelernt, aber ich wußte nicht, daß er Ihr Gatte ist. Ich wußte nicht einmal, daß Sie verheiratet sind. Ich schreibe Ihnen, um Sie wissen zu lassen, daß es, bei aller Freude, Sie wiederzusehen, nie meine Absicht war, Ihnen oder Ihrem Gatten durch meine Ankunft in Thrupp Ungemach in irgendeiner Form zu bereiten. Hätte ich gewußt, daß Sie hier leben, glauben Sie mir, ich hätte das Angebot des College, die Kitchner-Vorlesungen zu halten, nicht angenommen.
Da ich nun aber diese Vorlesungsreihe übernommen habe, werde ich mich das ganze Semester hindurch in Thrupp aufhalten. Obendrein sind offenbar sowohl Ihr Gatte als auch ich zur Bewerbung um den Posten des Vorstands am Thrupp College aufgefordert worden. Nach der Begegnung mit Ihnen am heutigen Abend habe ich beschlossen, meine Bewerbung zurückzuziehen und nach New Haven zurückzukehren, sobald die Vorlesungen gehalten sind.
Mit der Versicherung meiner besten Absichten
verbleibe ich
Phillip Asher
Holyoke Street
20. Oktober 1914
Sehr geehrter Professor Asher,
ich danke Ihnen für Ihr freundliches Schreiben vom 19. Oktober. Ihr Angebot, Ihre Bewerbung für den Posten des Vorstands am Thrupp College zurückzuziehen, ist sehr hochherzig, aber glauben Sie mir, daß ich es, wenn es in meiner Macht stünde, darüber zu entscheiden, niemals erlauben würde. Ganz im Gegenteil, ich würde es als Beleidigung ansehen, sollten Sie Thrupp meinetwegen verlassen. Ich bin überzeugt, daß mein Mann der am besten geeignete Kandidat für den Posten ist, aber es läge ein Schatten auf seiner Bewerbung und seinem möglichen Erfolg, räumte sein Rivale nur wegen einer weit zurückliegenden Begegnung mit seiner Ehefrau das Feld. Bitte geben Sie mir doch umgehend die Gewißheit, daß Sie nichts dergleichen tun werden.
Hochachtungsvoll
Ihre Etna Van Tassel
Hotel Thrupp
21. Oktober 1914
Sehr verehrte Mrs. Van Tassel,
herzlichen Dank für Ihre prompte Antwort auf meinen Brief vom 19. Oktober. Ich werde Ihrer Bitte nachkommen, obwohl ich keineswegs sicher bin, daß es richtig gehandelt ist. (Hier zeigt sich, daß der Mann, der sich im Rahmen der Kitchner-Vorlesungen über das persönliche Gewinnstreben im Gegensatz zum Allgemeinwohl verbreitet, nicht fähiger ist, eine simple Frage des Anstands zu beantworten, als ein Student.) Seit dem Abend bei Mr. Ferald wünsche ich, ich hätte nie von den Kitchner-Vorlesungen gehört. Meine Familie hat Ihnen genug Ungemach bereitet, ich möchte nicht noch zusätzlich dazu beitragen.
Ich traf gestern zufällig Ihren Gatten im Hotel Thrupp. Wir haben uns angenehm unterhalten, und da ich von ihm keinerlei Hinweis darauf erhielt, ob er etwas von den vergangenen Schwierigkeiten zwischen Ihnen und meiner Familie weiß, hielt ich es für angebracht, nichts davon zu erwähnen. Es war jedoch ein peinlicher Moment, der einem zukünftigen Vertrauensverhältnis schaden könnte. Ihr Gatte hat mich für Sonntag in Ihr Haus zum Essen eingeladen. Da ich Ihnen allein die Entscheidung überlassen möchte, wie ich mich in dieser Angelegenheit verhalten soll, erwarte ich Ihre Antwort.
Ihr sehr ergebener
Phillip Asher
Holyoke Street
22. Oktober 1914
Sehr geehrter Professor Asher,
in Antwort auf Ihr Schreiben vom 21. Oktober möchte ich nur darauf hinweisen, daß nicht Ihre Familie mir Ungemach bereitet hat. Und auch nicht Ihr Bruder. Alles Ungemach, das ich erlitten habe, schreibe ich ausschließlich mir selbst zu. Ich allein bin dafür
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