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Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Alles, was er wollte: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was er wollte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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nichts daran auszusetzen. Dennoch werde ich mich in dieser Angelegenheit nach Ihnen richten, da ich mir nicht anmaßen kann, Ihren Gatten und Ihre eheliche Beziehung so gut zu kennen, wie Sie das tun. Tatsächlich weiß ich nichts über ihn und Ihre Ehe.
    Die Feiertage habe ich meist mit Lesen und Spaziergängen verbracht. Mr. Ferald und seine Gattin waren so freundlich, mich am Thanksgiving-Abend zum Essen in ihr Haus einzuladen. Obwohl Edward, Millicent und ich unter uns waren, wurde ein opulentes Mahl aufgetragen, wie ich es selten erlebt habe. Ich möchte auf keinen Fall undankbar erscheinen, aber ich vermißte doch den Lärm und das bunte Durcheinander am Tisch unserer großen Familie in Exeter und wünschte bisweilen, ich hätte die Mühe auf mich genommen, über die Feiertage dorthin zu reisen.
    Wie dem auch sei, morgen beginnt wieder der Unterricht, und am Mittwoch werde ich die letzte der Kitchner-Vorlesungen halten. Ich werde mich jetzt über meine Notizen setzen.
    Herzlich
    Ihr Phillip Asher

Hotel Thrupp
    6. Dezember 1914
    Liebe Mrs. Van Tassel,
    ich weiß nicht, ob dieser Brief Sie erreichen wird. Ich sprach heute morgen zufällig mit Gerard Moxon, und er sagte mir, daß Sie nach Exeter zurückgekehrt seien. Meine liebe Mrs. Van Tassel, was ist geschehen? Ihr Gatte erzählt, Ihre Schwester sei schwer erkrankt, und Sie seien mit den Kindern zu ihr gefahren, um sie zu pflegen. Wenn das zutrifft, kann ich Ihnen nicht sagen, wie leid es mir tut. Aber ich muß Ihnen gestehen, daß Mr. Moxon mir im Vertrauen etwas anderes andeutete. (Ich werde diese vertrauliche Mitteilung selbstverständlich für mich behalten; für Mr. Moxon allerdings kann ich die Hand nicht ins Feuer legen; ich habe den Eindruck, daß er – ohne jeden bösen Willen! – nicht fähig ist, ein Geheimnis zu bewahren.) Mrs. Van Tassel, wenn es stimmt, was Mr. Moxon mir angedeutet hat, so bedauere ich es tief. Bitte schreiben Sie mir, ob er und ich vielleicht falsch unterrichtet sind. Ich möchte Ihnen auf keinen Fall zu nahe treten, und ich bin überzeugt, Sie haben Thrupp aus gewichtigem Grund verlassen, aber wenn es in der Tat eheliche Streitigkeiten gibt, so bitte ich Sie dringend, diese unter allen Umständen beizulegen. Es kann weder zu Ihrem noch zum Wohl der Kinder sein, fern von Ihrem Zuhause leben zu müssen.
    Ich bin Ihretwegen um so tiefer bekümmert, als Ihr Gatte seine Bewerbung um den Posten des Collegevorstands zurückgezogen hat und ich nun vor zwei Tagen in dieses Amt gewählt wurde. Ich habe bis zum 11. Dezember Zeit, mich zu entscheiden, ob ich die Wahl annehme oder nicht. Ich kann diese Entscheidung nicht ohne ein Wort von Ihnen treffen. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, daß ich nicht irgendwie an dem Bruch zwischen Ihnen und Ihrem Gatten schuld bin oder ihn zu diesem Sinneswandel veranlaßte. Ich bitte Sie, beruhigen Sie mich in dieser Hinsicht, und lassen Sie es mich unbedingt wissen, wenn Sie nicht möchten, daß ich den Posten annehme. Keinesfalls möchte ich aus der schwierigen Situation eines anderen Kapital schlagen.
    Ihr Gatte hat den Betroffenen schriftlich mitgeteilt, daß er alle Gedanken an den Posten des Collegevorstands aufgegeben habe, um sich besser um seine Pflichten als Abteilungsleiter kümmern zu können. Es fällt mir schwer, das zu glauben, denn ich hatte zum einen den Eindruck, daß Ihr Gatte besagte Pflichten mühelos erfüllt, zum anderen weiß ich, wieviel ihm daran lag, den Posten des Vorstands zu übernehmen.
    Ihr ergebener und besorgter Freund
    Phillip Asher

Hotel Thrupp
    12. Dezember 1914
    Liebe Mrs. Van Tassel,
    ich schreibe Ihnen heute, um Ihnen mitzuteilen, daß ich in Ermangelung einer Äußerung von Ihnen den Posten des Vorstands am Thrupp College angenommen habe. Ich werde dieses Amt mit dem Beginn des neuen Semesters antreten. Zuvor werde ich aus dem Hotel in ein gemietetes Haus in der Gill Street 14 umziehen, aber wenn Sie mir vor dem 10. Januar schreiben, so adressieren Sie Ihren Brief bitte an das Hotel. Man wird ihn an mich weiterleiten. Ich hoffe, Sie und Ihre Kinder sind wohlauf.
    Mit vorzüglicher Hochachtung
    Ihr Phillip Asher

14 Gill Street
    6. Januar 1915
    Liebe Mrs. Van Tassel,
    ich darf Ihnen bekanntgeben, daß ich aus dem Hotel Thrupp in die Gill Street übersiedelt bin. Sollten Sie den Wunsch haben, diesen oder einen meiner früheren Briefe zu beantworten, so richten Sie Ihre Antwort bitte an die neue Adresse, wo ich im Hinblick auf den Beginn meiner neuen

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