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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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mich, darauf, dass ich etwas Positives daraus mache, das verstehe ich doch hoffentlich?
    Ich sage zu allem Ja und Amen, räume meinen Spind aus und gehe durch den langen Flur zum Ausgang. Als ich die Tür erreiche, würde ich mich am liebsten umdrehen und all den armen Säuen, die in den Klassen sitzen und vor Langeweile über x und y und französische Vokabeln und alte Könige sterben, zurufen:
    SO LONG, SUCKERS!
    Aber ich tu’s nicht.
    Ich lasse nur die Tür hinter mir zuknallen.
    * * *
    Vor ungefähr hundert Jahren, als Fanny und ich noch nicht wussten, dass wir beste Freundinnen sind, saßen wir mit ein paar anderen Mädchen aus der Klasse im Gruppenraum. Es muss in Strömen gegossen haben, sonst durften wir in der Pause nämlich grundsätzlich nicht drinnen bleiben. Wir sollten raus an die frische Luft und uns austoben.
    »Und du, Fanny?«, sagte eins der Mädchen. »Was willst du werden, wenn du groß bist?«
    Fanny war sich nicht ganz sicher, ob sie Staatsanwältin in Amerika oder Kinderärztin werden wollte. Oder doch lieber Delfinpflegerin.
    »Ich will Schauspielerin werden«, sagte ich.
    Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung.
    »Oder im Zirkus arbeiten.«
    Sie sahen mich lange an, als müssten sie die Information erst einmal auswerten. Dann nickte Emma und legte den Kopf schräg.
    »Ja«, sagte sie, »du wärst wahrscheinlich ein guter Clown.«
    * * *
    Als ich zu Oma komme, balanciert sie gerade auf einem Hocker vor einem Fenster herum.
    »Was machst du?«, frage ich.
    »Ich wechsel die Gardinen«, sagt sie und schwankt. »Bald ist Herbst.«
    Ich seufze.
    »Komm von dem Hocker runter.«
    »Wieso?«
    »Weil du zweihundert Jahre alt bist, darum.«
    Oma sieht mich an.
    »Gibt es eine Altersgrenze fürs Gardinenwechseln?«
    »Ja«, sage ich. »Wenn damit verbunden ist, dass man auf Hocker klettern muss.«
    Das Klettern ist nicht das eigentliche Problem, weil sie leicht ist wie eine Feder und gelenkig wie eine Katze. Das Risiko sind ihre Augen. Ihre Sehkraft hat in letzter Zeit ziemlich nachgelassen, auch wenn sie es nie zugeben würde, und sie ist schon ein paar Mal gefallen. Einmal ist ihr dabei ein Brillenglas zu Bruch gegangen, weil sie auf dem Weg zum Laden über eine Bordsteinkante gestolpert ist. Ein anderes Mal hat sie sich einen Finger gebrochen, weil sie sich etwas ungeschickt abgefangen hat, als sie auf einem Eisfleck ausgerutscht ist, den sie nicht gesehen hatte. Man darf sie auf keinen Fall bedauern, wenn ihr so etwas passiert ist, da wird sie sauer. »Ach, das ist doch nichts«, sagt sie dann. »Davon stirbt man nicht.«
    Ich nehme die Gardinenbahn, die sie in der Hand hält, und zeige auf ihren Kreuzworträtselsessel.
    »Setz dich und lös dein Kreuzworträtsel«, sage ich und klettere auf den Hocker. »Ich wechsele die Gardinen für dich.«
    Von dem Fenster in Omas Wohnzimmer kann man die Schüler vom Gymnasium vorbeikommen sehen, wenn sie nach Schulschluss in die Stadt gehen. Meistens in kleinen Cliquen. Ab und zu auch mal eine einsame Seele, die zu keiner Clique gehört. Die gehen immer etwas zügiger. Da unten bin ich auch immer in einer Naturwissenschaftsclique zusammen mit Fanny gegangen. Es macht mich ein bisschen traurig, als ich daran denke. Nach der Schule in einer Clique in die Stadt zu gehen, hat mir immer Spaß gemacht, aber das ist für meinen Teil jetzt vorbei, weil ich gerade mit meiner Clique Schluss gemacht habe.
    »Glaubst du, ich werde jetzt eine von denen, die schneller als die anderen gehen, weil ich zu keiner Clique mehr gehöre?«
    Oma sieht mich fragend an.
    »Wovon sprichst du, Schatz?«
    Ich schaue wieder zu den vorbeikommenden Schülern runter. Sie sehen ziemlich albern aus, wenn man sie eine Weile von oben beobachtet.
    »Ach«, sage ich. »Nichts.«
    * * *
    Abends vorm Einschlafen fällt mir ein, dass ich ja vielleicht eine Clique mit den anderen Mädels, die im Café arbeiten, gründen kann. Gute Idee. Die sind zwar etwas älter als ich, aber trotzdem noch faltenfrei.
    * * *
    Mitten in der Nacht werde ich von einem Summen wach. NJÖT, NJÖT, NJÖT dröhnt es beeindruckend laut in mein Ohr, dass mir fast das Trommelfell platzt. Ich setze mich verwirrt im Bett auf. Der Feuermelder! Es brennt!
    Ich sehe kein Feuer und keinen Rauch, als ich mich umschaue, nur ein blinkendes Handydisplay auf meinem Kopfkissen, das hysterisch piepst.
    »Was schreist du denn so?«, sage ich und starre verständnislos auf das Gerät. Ich muss mit dem Ohr darauf gelegen haben. »Was

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