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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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willst du von mir?«
    Irgendwann sehe ich, dass auf dem Display etwas steht.
    WACH AUF ODER STIRB!!!
    Drei Ausrufezeichen!!! Geht es vielleicht auch etwas freundlicher?
    Irgendwann fällt mir ein, dass ich die Erinnerung selbst geschrieben habe, bevor ich das Handy auf mein Kopfkissen gelegt habe, damit ich wach werde und aufstehe.
    So was.
    * * *
    »Guten Morgen, meine Schöne!«
    Mama klingt, als hätte sie Speed über ihre Cornflakes gestreut. Sie sitzt mit der aufgeschlagenen Tageszeitung am Küchentisch und strahlt. Ihr Geträller verursacht mir akute Kopfschmerzen.
    »Freust du dich, zur Arbeit zu gehen, Schatz? Bist du nervös? Aufgeregt? Das wird schon werden! Spannend!«
    Ich glotze sie an.
    Unbegreiflich, wie ein Mensch so viel Worte machen kann, ohne was Substanzielles zu sagen.
    »Ich muss jetzt zur Arbeit«, redet sie weiter und steht auf. »Viel Glück, Schatz! Und heute Abend erzählst du, wie es war. Spannend!«
    Sie zwitschert weiter, während sie die Kaffeetasse ins Spülbecken stellt, die Zeitung zusammenfaltet, die Schuhe anzieht. Als sie die Tür hinter sich zumacht, ist es schlagartig so still, dass ich nervös werde.
    Zur Arbeit gehen, hat sie gesagt.
    Das sollte ich dann wohl jetzt mal tun!
    * * *
    Was zieht man an, wenn man in einem Café arbeitet? Ich starre in meinen Kleiderschrank. Denke: Schürze, Schürze, Schürze. Aber was trage ich unter der Schürze? Knifflig.
    Am Ende entscheide ich mich für grün gepunktete Strümpfe, eine blaue Hose, ein kurzärmeliges Hemd mit großen Blumen drauf und eine Halskette mit einem Pferdeanhänger, der etwa in Bauchnabelhöhe hängt. Dann stecke ich mir noch eine riesige Schleife ins Haar und nicke meinem Spiegelbild zu.
    Das kommt gut.
    Genau richtig.
    Als ich aus dem Haus komme, habe ich noch über eine Viertelstunde, bis ich im Café sein muss. Ein starkes Gefühl. Über eine Viertelstunde! Zur Arbeit fahren! Ich habe Omas Stimme in den Ohren, als ich den Hügel runterrolle: Ich höre nie auf, mich zu wundern.
    * * *
    Torsten heißt der grauhaarige Mann mit dem hässlichen T-Shirt. Er hat das Café vor ein paar Jahren gekauft und ist kaum noch persönlich da, eigentlich nur, um zu gucken, wie’s läuft. Den Rest erledigen die Mädchen. Er fragt mich, ob ich einen Kaffee möchte.
    Ich nehme ein Glas Wasser.
    Die Mädchen, erfahre ich, heißen Siri, Ellen und Sofia. Siri ist am längsten dabei, wenn ich also Fragen habe, egal was, wende ich mich am besten an sie. Siri ist ein Fels in der Brandung, ein verdammt cleveres Mädchen.
    Der Job besteht im Großen und Ganzen darin, so viel Kaffee und anderes an so viele Gäste wie möglich zu verkaufen. Brote belegen und Kuchen drapieren und so was eben. Wir stehen abwechselnd hinter dem Tresen, in der Küche oder an der Kasse und kümmern uns um die Tische, aber das werden die Mädels bestimmt nachher im Detail mit mir durchsprechen.
    Meinen Lohn kann ich mir abends direkt aus der Kasse nehmen, wenn die Kasse abgerechnet ist.
    Das Café hat täglich von zehn bis sechs geöffnet und man sollte eine Stunde vorher da sein und hinten noch eine dazurechnen. Es wird nach einem Rotationsprinzip gearbeitet, das heißt, vier Tage Arbeit, zwei Tage frei und so weiter.
    »Stell dich also drauf ein, dass du zwischendurch auch am Wochenende arbeitest«, sagt Torsten.
    Ich nicke.
    Und was sonst noch? Die Mahlzeiten sind gratis während der Arbeitszeit, aber ohne ausgedehnte Pausen. Man isst, wenn es am Tresen ruhig ist, okay? Gut, das wär dann wohl alles. Wollen wir jetzt raus und die Mädels kennenlernen?
    In der Küche stehen zwei Mädchen und bereiten Brote zu. Als Torsten die Tür öffnet, verstummen sie und starren beide auf die Schleife in meinem Haar.
    »Schöne Schleife«, sagt die eine nach einer Weile und wischt ihre Hand an der Schürze ab, ehe sie sie mir entgegenstreckt. »Siri. Und das ist Ellen.« Sie nickt dem anderen Mädchen zu, das die Hand hebt.
    Aha, denke ich und sehe sie an. Das ist also meine neue Clique. Sie sehen ungefähr so aus, wie ich sie von früheren Cafébesuchen in Erinnerung habe, etwas älter als ich, aber nicht alt, hochgesteckte Haare und Schürze. Siri hat ihr rotes Haar zu einem Knoten hochgebunden und ein blaues T-Shirt an mit einem Fleck mitten auf dem Bauch. Mayonnaise? Ellen ist blond und kleiner als ich.
    »Willst du auch eine Schürze?«, fragt sie.
    Das will ich gerne.
    »Wir haben auch Personalpullis, aber die sind grottenhässlich. Zieh sie lieber nicht an, wenn du nicht

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