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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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sieht sich im Café um, als wäre sie noch nie hier gewesen. Ziemlich albern. Sie war schon öfter hier. Das letzte Mal vor gut einer Woche. Das weiß ich, weil ich dabei war.
    »Ja, hier verbringe ich meine Zeit.«
    »Cool«, meint Johan.
    Keine Ahnung, ob das sein Ernst ist oder ob er das nur sagt, um die Stille zu füllen. Aber was spielt das für eine Rolle, ich freue mich einfach, dass sie da sind. Sie stellen sich vor den Tresen und gucken, was es für Kuchen gibt.
    »Welcher schmeckt am besten?«, fragt Agnes.
    Ich zeige auf den Snickerskuchen auf dem oberen Bord.
    »Der da«, sage ich.
    »Darfst du alles essen, was ihr hier verkauft?«, fragt Johan beeindruckt.
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Nein, nicht wirklich. Nur zerbröseltes Gebäck, weil wir das nicht mehr servieren können. Das wird sonst weggeschmissen. Die Sachen dürfen wir dann schon essen. Da weiß man wenigstens, was man den Leuten verkauft. Ich sehe das ein bisschen als meine Pflicht. Und gerade der Kuchen zerbröselt extrem leicht, ich weiß also, was ich euch empfehle.«
    Fanny legt den Arm um meine Schulter.
    »Wahrscheinlich wirst du vor lauter Pflichtgefühl ein Fettkloß«, sagt sie und lacht begeistert.
    Ich lächele pflichtschuldig über ihren Witz, obwohl ich ihn ziemlich daneben finde. Es würde mir nicht schaden, ein paar Pfunde zuzulegen, aber ein bisschen weniger Begeisterung hätte es auch getan.
    Sie bleiben bestimmt zwei Stunden an dem Fenstertisch sitzen und lernen für irgendeine Prüfung, Physik, glaube ich. Aber ich bin mir nicht sicher, weil ich nicht so genau zuhöre, als sie über Schulinterna reden. Ich arbeite, und wenn ich mal wieder ein kaputtes Kuchenstück übrig habe, bringe ich es ihnen. Das ist okay, solange sie mir nicht mit dem Schulkram zu nah auf die Pelle rücken. Sie tun mir fast ein bisschen leid. Da sitzen sie und versuchen, sich irgendwelche Physikregeln einzutrichtern. Und hier stehe ich und bin cool und tippe Beträge in die Kasse und mache einen Latte nach dem anderen und werde auch noch dafür bezahlt.
    Alicia - ehemalige Mitschüler 1:0.
    »Hast du deinen Entschluss noch nicht bereut?«, fragt Fanny, als ich ihr zum dritten Mal Tee nachschenke.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Das meine ich ernst: Sieht man nicht schon von Weitem, dass ich dabei bin, sie galant abzuhängen?
    »Was ist?«, sagt Fanny, als sie meinen fragenden Blick sieht. »Bist du nicht zu der Erkenntnis gekommen, dass es vielleicht etwas übereilt war, die Schule zu schmeißen?«
    Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Ist sie blind und taub und blöd?
    »Na ja, jedenfalls nicht für so was wie das« , fährt Fanny fort und lässt den Blick durchs Lokal schweifen. »Es ist ja ganz nett hier, aber …«
    Aber was? Ich weiß echt nicht, ob ich mich vor der Fortsetzung ihres dämlichen Vortrags gruseln oder ob ich mich freuen soll. Ich glotze den Menschen an, der behauptet, meine beste Freundin zu sein, und sehe, wie sich ihre Lippen unter der Nase bewegen.
    »Das Sprungbrett für eine glänzende Karriere ist das nicht gerade«, kommt es schließlich. »In einem Café arbeiten. Das wollte ich eigentlich nur sagen.«
    Sprungbrett für eine glänzende Karriere.
    Wie kommt die doofe Nuss bloß auf so einen Schwachsinn?
    * * *
    »Musst du dir auch so eine Scheiße von deiner besten Freundin anhören?«, frage ich Oma, als ich nach Hause komme. Ich bin immer noch so aufgewühlt, dass ich über die Worte stolpere.
    »Was hast du gesagt?« Oma stellt ihr Hörgerät etwas lauter. »Hab ich da was von Scheiße gehört?«
    »Ja!«
    »Das sagt man aber nicht.«
    »Okay, dann eben anders. Ist deine beste Freundin auch total weich in der Birne?«
    »Weich in der Birne?«
    Ich seufze und schlage mit der Stirn auf den Küchentisch. Himmel, hilf! Warum sind alle gegen mich? Ich werde noch wahnsinnig.
    »Fanny ist eine blöde Kuh«, sage ich langsam zu der Tischplatte. »Verstehst du jetzt, was ich meine?«
    Oma streicht mir übers Haar.
    »Ja«, sagt sie. »Jetzt versteh ich, was du meinst.«
    Sie lässt ihre Hand eine Weile auf meinem Kopf liegen. Das fühlt sich gut an.
    »Obwohl ich nicht weiß, ob ich deiner Meinung bin«, sagt sie schließlich. »Ich finde Fanny sehr nett.«
    Ich hebe den Kopf von der Tischplatte.
    »Ja, das denken alle, wenn sie sie sehen«, sage ich. »Äußerlich sieht sie ganz harmlos aus. Aber innen drin! Pure evil. «
    Oma nimmt einen Schluck Kaffee.
    »Das heißt böse«, schiebe ich sicherheitshalber nach.
    »Was hat

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