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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Bjaerbo
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sie getan?«, fragt Oma vorsichtig.
    Ich denke nach.
    »Getan eigentlich nichts«, sage ich schließlich. »Eigentlich ist sie hauptsächlich dagegen gewesen.«
    »Gegen was?«
    »Du weißt schon, sie war anderer Meinung als ich.«
    »Oh weh.«
    Oma lacht und schenkt Saft in ein Glas, das sie mir reicht.
    »Da«, sagt sie. »Trink das und hak es ab.«
    »Abhaken?«
    »Ja«, sagt Oma. »Ich verstehe, dass sich das schrecklich anfühlt, aber es können nicht immer alle deiner Meinung sein.«
    Ich stoße einen Seufzer aus, der aus tiefster Seele kommt. Was ist denn heute bitte mit allen los?
    »Warum nicht?«, nörgele ich. »Das würde alles viel einfacher machen.«
    »Nein, das wäre langweilig«, sagt Oma seelenruhig.
    Langweilig? Warum das denn? Ich fände das jedenfalls viel einfacher.
    »Jetzt hör mir mal zu«, sagt Oma. »Ich bin mir sicher, dass Fanny das nicht böse meint. Und ich bin überzeugt, dass du nicht mit ihr befreundet wärst, wenn sie nie widersprechen und dir in jeder Lebenslage immer nur zustimmen würde wie eine … ach, wie heißen die noch gleich?«
    Sie sucht in ihrem Gedächtnis nach dem richtigen Wort.
    »Weichbirne!«, kommt es schließlich. »Das war’s!«
    Ich grinse.
    Weichbirne! Immer für eine Überraschung gut, die Frau.
    »Soll ich uns was zu essen machen?«, frage ich und stehe auf.
    Oma sieht mich fragend an.
    »Du kannst kochen?«
    »Klar«, sage ich und nehme einen halben griechischen Pie aus meiner Tasche. Der ist im Café übrig geblieben und sollte weggeschmissen werden. Nur kurz im Ofen aufwärmen und fertig ist das Abendessen, hat Siri gesagt.
    * * *
    Nachdem Fanny das mit dem Sprungbrett und der Karriere von sich gegeben hatte, war Schluss mit Kuchen und Tee. Das hatte sie in meinen Augen nicht verdient. Ich knallte die Teekanne vor ihr auf den Tisch und funkelte sie sauer an.
    »Du klingst schon genau wie Sara«, fauchte ich sie an.
    Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich mich vielleicht nicht gerade durch Schlagfertigkeit ausgezeichnet habe. Aber hallo! Das war im Affekt. Sara war der schlimmste Vergleich, der mir in dem Moment einfiel. Gesessen zu haben schien es, jedenfalls packte Fanny ihre Sachen zusammen und verließ mit Agnes und Johan im Schlepptau das Café. Loser.
    Soll ich sie anrufen?
    Nein.
    Soll sie mich anrufen?
    Das finde ich schon.
    Ich starre mein Handy an. Es liegt auf dem Wohnzimmertisch und stellt sich tot. Schätzungsweise drei Minuten warte ich, dass die Matschbirne, die sich meine beste Freundin nennt, anruft und sich bei mir entschuldigt. Dann rufe ich sie an.
    Alles muss man selber machen.
    »Hallo«, sage ich.
    »Hallo«, sagt sie.
    »Alles wieder okay?«
    Fanny seufzt.
    »Weiß nicht. Ist es das?«
    »Weiß nicht. Oder, ich bin schon okay. Aber du bist echt ’ne doofe Nuss.«
    »Musst du grade sagen.«
    »Wieso, was hab ich denn getan?«
    Fanny am anderen Ende ist eine Weile stumm.
    »Du meinst, außer dass du mich anblaffst, weil ich sage, was ich denke?«
    »Genau.«
    »Außerdem finde ich, dass du ziemlich bescheuerte Entscheidungen fällst, dich weigerst, mir zuzuhören, was ich zu sagen habe, und extrem wenig Verständnis dafür zeigst, dass ich enttäuscht bin. So ungefähr.«
    »Du bist enttäuscht?«
    »Ja.«
    »Warum das denn?«
    »Darum!«
    Fanny klingt, als würde sie jeden Moment anfangen zu heulen. Ich raff gar nichts mehr. Hallo? Ich bin diejenige, die einem leidtun kann in dieser Geschichte. Einsam und allein auf weiter Flur, ohne Familie und Sprungbrett und was weiß ich. Für Fanny ist alles beim Alten! Vertraut, ruhig und sicher. Was flennt sie also?
    »Kapierst du denn nicht?«, schnieft sie. »Wir hatten einen Pakt!«
    »Was für einen Pakt?«
    »Wir wollten zusammen aufs Gymnasium gehen und Abitur machen und die hässlichen Abiturientenmützen in die Luft werfen und johlen und grölen. Und dann wollten wir ein Jahr nach London und in einem abartig kleinen Zimmer für scheißviel Geld wohnen, in dem es nach Schimmel riecht, und in einem Schuhladen jobben.«
    »Nach London?«
    »Oder Paris, wohin auch immer.«
    »Haben wir das gesagt?«
    Fanny seufzt ungeduldig. »Ja, haben wir.«
    »Und … wann haben wir das abgemacht?«
    »Haben wir nicht«, sagt Fanny frustriert. »Weil das nicht nötig war. Das war unausgesprochen klar.«
    »Aha?«
    »Für mich schon.«
    »Ach so.«
    »Und dann springst du völlig unerwartet ab und ich muss alleine nach London fahren. Das wird die Totalkatastrophe, weil ich mir allein nicht mal das

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