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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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hastig miteinander ins Bett gegangen und hatten nicht zu lange gewartet. Er wusste, dies waren nur die ersten Tage. So viel würde noch kommen.
    Sie tranken Orangensaft und machten Kaffee. Er musste zur Arbeit.
    »Können wir uns heute Abend zum Essen sehen?«
    »Nein, tut mir leid, heute Abend kann ich nicht … Liebling – es ist zu früh, dich Liebling zu nennen, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Ich denke nicht.«
    »Nur ein Mal.«
    »Dann los.«
    »Liebling«, sagte sie.

18. So wie jetzt
    Tim Wille war Möbeldesigner, ein wenig nervös, mit leicht wirrem Blick. Wenn er mit einem redete, sah er immer woanders hin, oft an die Wand. Er hatte das Trinken aufgegeben. Er war mit einem Alkoholspiegel von 0,17 Prozent über dem Höchstwert Auto gefahren und verhaftet worden, hatte die Nacht im Gefängnis verbracht und im folgenden Jahr Tausende von Dollars für Anwälte ausgegeben. Es war das Beste, was ihm je passiert war – er trank nicht mehr, sagte er. Er sah aber noch danach aus, um die Kanten herum.
    Man konnte drüben in seinem Haus jemanden singen hören, es war schwer auszumachen, was. Es war eine Party. Das Geräusch trieb lose und romantisch zu ihnen herüber. Sie möge Bowmans Haus, sagte Christine. Obwohl sie in New York gelebt hatte, war sie nie hinausgefahren.
    »Es ist fast wie auf einer Zuckerplantage.«
    Sie konnten das Meer hören, das stete, leise Geräusch der Wellen unter dem Wind.
    Er führte sie in ein Restaurant am Highway, ein Farmhaus, das etwas versetzt von der Straße von einer griechischen Familie geführt wurde, einer Mutter mit zwei Söhnen, beide Mitte fünfzig. Der ältere, George, arbeitete in der Küche, Steve, der nicht ganz so schweigsam war, vorne im Restaurant. Die Mutter bediente die Kasse und die Bar. Das Restaurant war für seine über Holzkohle gegrillten Steaks und verschiedene griechische Gerichte wie Moussaka bekannt. Als Steve zu ihnen an den Tisch kam, sagte Christine auf Griechisch:
    »Was können Sie uns anbieten?«
    Er sah sie an und nickte leicht.
    »Was mögen Sie?«, sagte er auf Griechisch.
    »Skorthalia « , sagte sie. »Getoastete kesari . Lamm und Reis. Metrio hinterher.«
    Er antwortete mit einem Lächeln. Sie trug eine apricotfarbene Seidenbluse. Ihr Zähne waren weiß wie Visitenkarten. Später kam der ältere Bruder auf einen Blick aus der Küchentür.
    »Ich bin sehr beeindruckt«, sagte Bowman. »Wie lange hast du gebraucht, um Griechisch zu lernen?«
    »Wie lange ich gebraucht habe? Eine Ehe«, sagte sie.
    Das Restaurant war gut besucht, fast jeder Tisch war belegt. Ein kleinwüchsiges Mädchen kam mit ihrer Mutter herein. Sie war kaum einen Meter zwanzig groß und hatte ein verkümmertes Bein. Sie trug eine Art Sweatshirt, und ihre Fingernägel waren blau lackiert. Es war schmerzhaft, ihren verdrehten Gang mit anzusehen, aber ihre Gesichtszüge waren entspannt.
    »Es ist wie in Griechenland«, sagte Christine. »Jeder kommt, die ganze Stadt.«
    An einem Tisch nahe der Tür saß eine ziemlich dicke Frau in einem geblümten Kleid, dick, aber selbstbewusst und in jedem Fall attraktiv. Ihr Name war Grace Clark. Sie war mit einer weiteren Frau und einem Mann gekommen, die allem Anschein nach gerne tranken. Sie hat ihren Mann umgebracht, sagte Bowman.
    »Wirklich?«
    »Ich weiß nicht, ob sie ihn umgebracht hat, auf jeden Fall wurde er mit fünf Kugeln erschossen. Sie behauptete, sie sei zu der Zeit in der Stadt gewesen. Sie musste zum Zahnarzt, hatte aber den Tag verwechselt. Die Polizei konnte die Geschichte nicht widerlegen. Ihr Mann war insgeheim homosexuell, er holte sich immer puertoricanische Jungs ins Haus, wenn sie nicht da war. Nur wenige Menschen wussten davon. Sie wird es aber gewusst haben. Sie habe drei Zeugen, die belegen könnten, dass sie es nicht war, sagte sie. Zum einen sie selbst, zum anderen ihren Mann, und der dritte wäre Gott.«
    »Konnte sie beweisen, dass sie in der Stadt war?«
    »Ich glaube nicht. Das ist ja der Punkt. Es wurde nie jemand angeklagt. Der Fall wurde nie aufgeklärt.«
    Sie tranken eine zweite Flasche Retsina.
    »Sie war davor schon zwei- oder dreimal verheiratet gewesen. Ich meine, es gehört schon einiges dazu, fünfmal auf seinen Mann zu schießen und dann zu behaupten, man wäre woanders gewesen. Ich bin ihr mal vorgestellt worden. Eine wirklich interessante Frau.«
    »Ich bin noch nie einem Mörder begegnet, glaube ich zumindest. Ich kenne ein paar Diebe.«
    Er war sich die ganze Zeit ihre Gegenwart bewusst. Der

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