Alles - worum es geht (German Edition)
Moment hereinkommen?
Das werde ich sagen, wenn sie mich kriegen.
Wofür brauchte er so lange? Das frage ich Gott. Er weiß alles. Auch dass Kinder etwas zu essen haben müssen.
Und dass es Menschen gibt, die wie Abschaum sind, die kein Recht zu leben haben.
Das Messer lag in der Schublade auf dem Regal mit den Messern, und Herrn Chi zu überwältigen war ganz leicht, er schlurfte von sich aus in die Ecke und setzte sich mit einem Wimmern hin. Davon bekam ich Kopfschmerzen. Er hätte weglaufen sollen. So war es geplant. Ich deutete mit dem Messer zur Tür. Aber dieser Idiot hatte die Kasse abgeschlossen und ich musste ihn anschreien, dass er aufstehen und hingehen und sie öffnen soll, und als er das gerade getan hatte, ging die Tür auf. Da war es zu spät, um Herrn Chi noch laufen zu lassen, also habe ich ihn erstochen.
Wer da hereinkam, war er . Ausgerechnet.
Mehl und Margarine.
Der arme Herr Chi. Aber das ist jetzt nicht die Frage.
Die Frage ist, ob ich aufs Herz zielen soll? Oder auf den Bauch, das ginge auch. Ins Gedärm. Sie auf den Betonfußboden herausquellen lassen. Wie bei einem Schwein, das geschlachtet wird. So ein Schwein ist er .
Schweine sticht man ab.
Deshalb tue ich es. Rein mit dem Messer ins Auge. Wut ist eine gute Sache. Die Wut, die sich in mir verwickelt hat. Und er schreit und versucht, sich zu wehren, und überall ist Blut, aber ein Freund hat sich in mir verheddert, und ich habe einen zweiten, der ein Messer ist, und einen dritten, der heißt Schock, und so geht es langsam und schnell zugleich, und später sagen sie, es seien vierundzwanzig Stiche gewesen, einer sogar quer über den Bauch, als ob ich ihn aufschlitzen wollte.
Wie ein Schlachtschwein.
Schwein, sage ich. Genau das war er.
Herr Chi stirbt stiller, zwei Stiche in die Herzgegend. Das war nicht so geplant, aber man muss sich schützen. Herr Chi hätte weglaufen sollen. Der eine Stich, oder genauer, der zweite, der muss es gewesen sein, der todbringende. »Man soll präzise sein«, sagt der Verteidiger, »sonst kriegen sie einen gleich dran.« Also sage ich, mit dem zweiten Stich wollte ich mich nur selbst schützen.
Man muss auf der sicheren Seite sein. Das muss man immer sein. Gott sagt das auch.
Und die anderen: Du hättest auf der sicheren Seite bleiben sollen!
Das habe ich auch zu ihm gesagt, als er da lag: Er hätte auf der sicheren Seite bleiben sollen!
Er hätte sich von meiner Mutter fernhalten sollen.
Ja, ich habe an meine Mutter gedacht. Ja, natürlich, habe ich gesagt. Wenn mir etwas passierte, wäre doch niemand da, um alle ihre Sachen, die Flaschen und noch was, zu holen. Was würde zum Beispiel aus Justin?
Mütter sind Mütter, sagt mein Verteidiger.
Man muss auf der sicheren Seite bleiben.
Herr Chi hätte weglaufen sollen. So war das geplant. Stattdessen hat er die Kasse abgeschlossen und sich wie ein Tier in der Ecke verkrochen. Wie ein Tier, das getötet werden will.
Und dann kam er herein. Da konnte ich nicht länger warten.
Das Geld habe ich genommen, das konnte ich auch gut gebrauchen.
Der arme Herr Chi.
Das Messer habe ich wieder zurück auf das Regal geworfen, wo ich es herhatte. Es war voller Blut, und ganz plötzlich konnte ich all das Blut nicht mehr ertragen. Ekelhaft! Ich hatte Handschuhe an, die habe ich in die Tasche gesteckt. Genau daraus wollten sie mir dann später einen Strick drehen: dass das Messer mit all dem Blut ordentlich bei den Brotmessern im Regal lag und die Handschuhe in meiner Tasche steckten.
Mehl und Margarine.
Prämeditation hat der Staatsanwalt das genannt.
Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber das ist das Schlimmste überhaupt.
Sieben Minuten habe ich gewartet. Im Laden.
Das Geld half nicht. Dabei hätte ich es gut gebrauchen können. Nun wurde es als Beweis benutzt. Aber was in ihren Beweisen nicht vorkommt, sind die Kinder, die etwas zu essen brauchen, wie Gott sagt. So hat es mein Verteidiger erklärt.
Sieben Minuten. Das konnten sie auf den Überwachungskameras sehen. Dass ich da unten bei den Messern stand und wartete. Kein Affekt, haben sie gesagt. Kaltblütiger Mord. Sieben Jahre, fügte der Staatswalt später hinzu: Sieben Jahre, seit meine Mutter ihn eine kurze Zeit lang gekannt hatte; und von da an ging alles den Bach runter. Justin wurde geboren, und meine Mutter trank zu viel, um sich um ihn kümmern zu können. Es gab kein Geld für die Schule und nicht für all das, was er mir einmal versprochen hatte, wenn ich nur brav nach draußen zum
Weitere Kostenlose Bücher